Diwali: Das Festival der Lichter am Mogulhof

Heute, am 7. November 2018, wird in den hinduistisch geprägten Gesellschaften Südasiens aber auch in der Diaspora das Lichterfest Diwali statt. Dieses Fest wird von dem hinduistischen Kalender bestimmt und beginnt am 15. Tag des Monats Katika, der durch den Stand von Sonne und Mond festgesetzt wird. In Nordindien gilt dieser Tag auch als Beginn des neuen Jahres.

Bedeutung

Diwali erinnert der Überlieferung nach an die Rückkehr der Gottheiten Rama, Sita und Lakshman nach einem langen Exil in ihre Heimatstadt Ayodhya. Die dortige Bevölkerung zündete Kerzen und Lampen an, um den Gottheiten den Weg zu erleuchten. Wie viele Festlichkeiten symbolisiert Diwali so den Sieg des Lichtes über die Dunkelheit und des Guten über das Böse.

Diwali am Mogulhof

Der indische Mogulherrscher Akbar (reg. 1556-1605) war dafür bekannt, dass er an seinem Hof Feste und Feierlichkeiten vieler Religionen seines Reiches feierte. Sein Chronist Abû l-Fazl notierte:

Er wollte die Religionen verstehen, um besser zu herrschen. Und Feierlichkeiten waren ein fröhlicher Weg dieses zu tun.

Wir hatten auf diesem Blog schon darüber berichtet, dass das persische Neujahrsfest Nourûz und das Frühlingsfest Holi intensiv gefeiert wurden. Während diese Feste ja im Frühling gefeiert wurden, markiert Diwali das Ende des Monsoons und der Erntezeit. Traditionell begannen die Moguln nach Diwali auch die Feldzüge, da ja die Männer des Dorfes nun nicht mehr für die Feldarbeit benötigt wurden.

Dass Akbar und sein Sohn Salîm / Dschahângîr damit begannen, Diwali am Hof von Agra zu feiern, lag vor allem an ihren Hindu-Ehefrauen: sowohl Akbars Ehefrau Jodha / Maryam uz-Zamâni (die Mutter Salîms) als auch Salîms Ehefrauen Mân Bai und Jagat Gosain waren ja Hindus geblieben und praktizierten ihren Glauben weiter.

In seinen Memoiren (The Jahangirnama, ed. / transl. W.M. Thackston, Oxford 1999, 147) berichtet Dschahângir interessanterweise davon, dass Diwali eine Feierlichkeit der Kaste der Vaishyas, der Händler und Hirten, sei. Diese würden den Tag mit Spielen und Feierlichkeiten verbringen. Zudem glaubten sie, dass ein Bankkonto (Engl. account, hier vielleicht eher Geschäft), das an diesem Tag begonnen wurde, besonders erfolgreich sei.

Vor dem Hintergrund dessen, dass Dschahângîr bereits in seiner Kindheit die Diwali-Feierlichkeiten in Agra mitbekommen hatte, verwundert die Äußerung. Es könnte aber auch daran liegen, dass die Moguln häufig nicht die Bezeichnung Diwali verwendeten, sondern den Begriff Jashn-e chighangân, Lampenfest.

Diwali: Lampen und Lichter

Ebenfalls erstaunlich ist die Aussage Blakes, dass der Mogulherrscher Shâh Dschahân, also Akbars Urenkel (st. 1666), das Fest nicht beging (Blake: Time in Early Modern Islam, 89).

Dabei war es gerade Shâh Dschahân, der die Diwali-Feierlichkeiten in Delhi besonders  pompös beging. Nachdem er seine Hauptstadt von Agra nach Delhi verlegt und das Rote Fort zum Symbol seiner Macht wurde, feierte er Diwali mit großer Pracht. Er  war der erste, der die so genannten Himmelslampen (âkâsh chighân) aufstellte. Diese wurden auf einer fast 40 Meter hohen Konstruktion aufgestellt und strahlten so hell, dass sie nicht nur das Rote Fort, sondern auch im  Chandni Chowk zu sehen waren.

Spätere Mogulherrscher ließen auch prachtvolle Feuerwerke abbrennen, um Diwali gebührend zu feiern.

Diwali:  Ein unislamischer Brauch?

Es soll nicht verschwiegen werden, dass es von muslimischer Seite nicht nur positiv betrachtet wurde, dass Diwali mit großem Pomp gefeiert wurde.

Der bedeutende islamische Reformer Sayyid Ahmad Sirhindî (st. 1624) kritisierte die Diwali-Feierlichkeiten unter Muslimen – und erteilte einen Seitenhieb auf muslimische Frauen und ihre angebliche Anfälligkeit für unislamische Neuerungen (bida‘) (Blake: Time in Early Modern Islam, 89).

Während Diwali feiern die ignoranten Muslime, vor allem die Frauen, die Zeremonien. Sie feiern es wie ihr eigenes ‚id (gemeint ist: wie ein muslimisches Fest, CP) und schicken Geschenke an ihre Töchter und Schwestern. Sie färben ihre Töpfe, füllen sie mit rotem Reis und versenden sie als Geschenk. Sie verleihen dieser Festlichkeit viel Bedeutung und Gewicht.

1665 führte die Kritik von muslimischer Seite dazu, dass Akbars Urenkel Aurangzeb (st. 1705) die Diwali-Feierlichkeiten am Mogulhof abschaffte. Ihm waren vor allem Alkoholkonsum und Würfel- und Kartenspiel ein Dorn im Auge.

Das änderte aber nichts daran, dass die späteren Mogulherrscher die Diwali-Feierlichkeiten wieder einführten. Bis die Briten 1857 die endgültige Herrschaft übernahmen, wurde Diwali im Red Fort gefeiert.

Literatur:

Blake, Stephen P. Time in Early Modern Islam. Calendar, Ceremony, and Chronology in the Safavid, Mughal, and Ottoman Empires. Cambridge: CUP 2013.

Beitragsbild:

By Karanchheda13495 [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], from Wikimedia Commons

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Hinweis: Unsere Beiträge zur Geschichte der Moguln

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Die neun Juwelen am Hofe Akbars, Teil 3: Abû l-Fazl (st. 1602)

In zwei älteren Beiträgen hatte ich schon  einiges zu den „Neun Juwelen“, den wichtigsten Gelehrten am Hof des Mogulkaisers Akbar (st. 1605), geschrieben und ‚Abd ur-Rahîm Khân-e Khânân (st. 1627)  sowie den Musiker Tânsen (st. 1586) vorgestellt.

Heute soll es um den Mann gehen, der die wohl bedeutendste Quelle zum Hofleben  Akbars, das Akbar-nâma,  geschaffen hat: Abû l-Fazl b. Mubârak, genannt Abû l-Fazl ‚Allâmî (st. 1602).

Abû l-Fazl  entstammte einer prominenten Familie: sein Vater Shaikh Mubârak (st. 1593), war ein bedeutender Gelehrter, der ursprünglich aus Rajasthan stammte, und  sich in Akars Hauptstadt Agra niederließ. Shaikh Mubârak stand jedoch nicht in Kontakt zum Hof der Moguln. Abû l-Fazls Bruder Abû l-Faiz „Faizî“ war der bedeutendste Dichter am Hof Akbars und zählte selbst zu den neuen Juwelen Akbars. Über ihn werde ich noch einen eigenen Beitrag verfassen.

Beide Brüder erhielten von ihrem Vater Shaikh Mubârak  bis im Alter von etwa 15 Jahren eine gründliche Ausbildung in religiösen Disziplinen, arabischer Grammatik, Mystik, Medizin und (griechischer) Philosophy. Schon früh interessierte er sich auch für den Hinduismus. Mit etwa zwanzig Jahren führte Abû l-Fazl das Leben eines asketischen Gelehrten – nach heutigen Maßstäben würde man anhand der Quellen sagen, dass Abû l-Fazl unter Depressionen litt und sich von der Außenwelt zurück zog. Anders als sein Bruder hielt er sich auch von Hofkreisen fern. Erst durch Einwirken eines Freundes nahm Abû l-Fazl seine Studien wieder auf.

Zudem geriet zur selben Zeit sein Vater Shaikh Mubârak  in Konflikt mit einigen Gelehrten, die den Islam in Fragen der Mystik (Sufismus) strikter auslegten als er. Shaikh Mubarak verließ Agra und lebte einige Zeit in Delhi, kehrte später aber nach Agra zurück.

Das Leben am Hof Akbars

Etwa 1574 kam Abû l- Fazl erstmals an den Hof Akbars, wo er sofort Eindruck auf dne Mogulherrscher machte. Dieser hatte bereits zehn Jahre zuvor angefangen, einen theologischen Austausch zwischen den Religionen am Hof anzufangen. Dazu gab es wöchentliche Diskussionen in dem neu geschaffenen ‚ibâdat-khâna. Doch Akbar musste feststellen, dass die Mehrheit der Gelehrten und persisch-sprachigen muslimischen Eliten seines Hofes nicht bereit waren, sich mit den Lehren des Hinduismus oder Christentums auseinander zu setzen. Aus diesem Grund begründete Akbar ein maktabkhâna (Schreibbüro / Bibliothek), in dem Werke des Hinduismus wie z.B. das Ramayana oder das Mahabarata aus dem Sanskrit ins Persische übersetzt. Diese von Akbar geschaffene Tradition wurde unter Salîm / Dschahângîr fortgesetzt. Abû l-Fazl übersetzte sogar die Bibel ins Persische, so dass die Lehren des Christentums auch an Akbars Hof bekannt wurden.

Freund und Sekretär Akbars

25 Jahre lang war Abû l-Fazl Akbars Sekretär und auch sein persönlicher Freund. Durch Abû l-Fazl konnte Akbar seine Projekte durchführen und sich selbst als perfekter Herrscher inszenieren.

Susanne Kurz hat in ihrem Beitrag „Gott ist groß – Gott ist Akbar“ genau darauf hingewiesen. Ohne Abû -Fazls Wirken wäre dieses nicht möglich gewesen. Besonders ein Dekret (Persisch: farmân) aus dem Jahr 1579 war besonders  wichtig: hierdrin wurde festgelegt, dass Akbar auch in religiösen Angelegenheiten die letztendliche Entscheidung hatte, ohne auf die Rechtsgelehrten (‚ulamâ‘) angewiesen zu sein.

Intrigen am Hof

Abû l-Fazls Freundschaft zu Akbar und sein persönlicher und religiöser Einfluss am Hof blieben nicht ohne Neider. Abû l-Fazl brachte nicht nur konservative Gelehrte gegen sich auf, sondern auch Prinz Salîm / Dschahângîr. Dieser war fest davon überzeugt, dass es Abû l-Fazl war, der seine, Salîms, Machtbetrebungen verhinderte. 1599 entschied Akbar, Abû l-Fazl zum General im Dekkan zu machen, auch, um in Agra aus der Schusslinie zu nahmen. Abû l-Fazl erwies sich als fähiger General, obwohl er ja eigentlich ein Gelehrter war. 1602 rief Akbar ihn zurück nach Agra, da der Konflikt mit Salîm weiter eskalierte.

Salîm, und das ist anhand der Quellen erwiesen, ließ Abû l-Fazl durch Vir Singh Deo, den Rajputen-General, ermorden. Sein abgetrennter Kopf wurde nach Agra geschickt und dem sichtlich geschockten Akbar präsentiert.

Für Akbar bedeutete der Tod Abû l-Fazls nicht nur der Verlust eines Freundes. Auch seine Religionspolitik wurde dadurch nachhaltig geschwächt.

Die Ermordung Abû l-Fazls hinderte Salîm später als Herrscher Dschahângîr nicht daran, dessen Sohn Shaikh Afzal Khân (st. 1613) zum Gouverneur von Bihar zu machen.

Abû l-Fazls Werk lebt bis heute als wichtigste Quelle über Akbar weiter.

Das Beitragsbild zeigt, wie Abûl-Fazl Akbar das Akbar-nâma an Akbar überreicht. Das Bild ist Public Domain.

Literatur:

Conermann, Stephan: Das Mogulreich. Geschichte und Kultur des muslimischen Indien. München 2006.

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Unsere Beiträge zur Mogulgeschichte

Der „böse Prinz“ der Sklavendynastie? Rukn ud-Dîn Firoz Shâh

In der zee.one Serie Razia Sultan – die Herrscherin von Delhi gibt es vor allem zwei Gegenspieler Razias (st. 1240): erstens die Kurtisane (und spätere Ehefrau) ihres Vaters Iltutmish (st. 1236) Shâh Turkân (st. 1236) und zweitens der aus dieser Verbindung hervorgegangene Sohn Rukn ud-Dîn Firoz Shâh (st. 1236).

Die Serie schildert die wenig geschwisterliche Beziehung Razias und Rukn ud-Dîns, die später (historisch korrekt) in der Auseinandersetzung um den Thron des Delhi Sultanats endete.

Wir wissen leider wenig über die Biographie unseres „bösen Prinzen“ Rukn ud-Dîn, nicht einmal sein genaues Geburtsdatum ist bekannt. Auch über seine Jugend wissen wir sehr wenig. Die Rukn ud-Dîn betreffenden Quellen sind auch nicht gerade freundlich in der Beurteilung Rukn ud-Dîns. Historischerweise korrekt berichtet der marokkanische Reisende Ibn Battûta (st. 1377), dass Rukn ud-Dîn für die Ermordung seines und Razias jüngeren Bruders Qutb ud-Dîn verantwortlich war. Aus diesem Grund habe Razia bei der Versammlung nach dem Freitagsgebet den Tod des jüngeren Bruders beklagt – daraufhin hätten die vierzig einflussreichsten Generäle und Gelehrten Rukn ud-Dîn entmachtet (und später hinrichten lassen) sowie Razia zur Herrscherin erklärt (The Rehla of Ibn Battuta, S. 34).

Dieses ja doch schon negative Bild wird von einer weiteren – diesmal indischen – Quelle noch übertroffen, nämlich von dem Werk Tabaqât-e Akbarî von Nizâm ud-Dîn Ahmad (st. 1621). Diese Quelle, die knapp 400 Jahre nach Razias Tod entstand, ist in der Beurteilung Rukn ud-Dîns negativ geprägt und hatte wohl auch den größten Einfluss auf die Drehbuchschreiber  der Serie Razia Sultan. Zunächst erfahren wir (Englische Übersetzung, Teil 1, S. 72), dass Iltutmish seinen Sohn Rukn ud-Dîn zunächst zum Gouverneur von Bada’ûn machte.

Bei Iltutmishs Tod wurde Rukn ud-Dîns dann zum Nachfolger Iltutmishs bestimmt. Zunächst wurde die Ernennung Rukn ud-Dîns auch von den türkischen Hofeliten positiv begleitet. Der Hofsekretär Taj ud-Dîn Rezâ schrieb anlässlich der Thronbesteigung Rukn ud-Dîns eine lange Ode, für die er mit vielen Geschenken geehrt wurde.

So hieß es dort (S. 72, Übersetzung aus dem Englischen CP)

Möge das ewige Königreich unter gutem Vorzeichen stehen

Für den König, besonders in seiner Jugend

Die Unfehlbarkeit des Reiches (yaqîn-e daulat) Rukn ud-Dîn

Doch die Zufriedenheit mit dem Herrscher hielt nicht lange an (s. 72/73, Übersetzung aus dem Englischen CP):

Als er (i.e. Rukn ud-Dîn) auf dem Thron saß, hinderte ihn sein Streben nach Vergnügen und Amüsement am Regieren. Er öffnete die Tore der Schatzkammern und gab die Schätze weg….  die meisten Geschenke gingen an Tänzerinnen und Menschen der niederen Sorte, an Idioten und Narren.

Nizâm ud-Dîn Ahmad schilderte zudem, dass die eigentliche Macht im Staate in den Händen von Rukn ud-Dîns Mutter Shâh Turkân lag. Rukn ud-Dîn war wohl nicht mehr als eine Marionette seiner Mutter. Während Rukn ud-Dîn sich Alkohol und Vergnügungen widmete, formierte sich unter der türkischen Hofelite der Widerstand. Da das Reich des Delhi Sultanats noch nicht stabil war, mussten die Notabeln befürchten, bei einer militärischen Niederlage ihre Positionen zu verlieren.

Aus diesem Grund wurde Rukn ud-Dîn schließlich gestürzt und durch Razia Sultân ersetzt, die sich als fähige Regentin und Militärführerin erwies.

Zusammenfassend muss man sagen, dass Rukn ud-Dîn übereinstimmend von den Quellen als schwacher Herrscher charakterisiert, der auch durch seine Grausamkeit, vor allem aber durch seine Vergnügungssucht auffiel. Die ausführlichste Quellen entstand allerdings 400 Jahre nach seinem Tod und wurde aus dem der Perspektive des Mogulreichs verfasst. Ob es noch andere, vielleicht gegensätzliche Quellen gibt, lässt sich derzeit nicht sagen und muss zukünftigen Forschungen zur Klärung überlassen werden.

Literatur: Siehe Beitrag

Beitragsbild: Manuskript aus dem Salar Jung Museum in Hyderabad,

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Das größte Grabmal Indiens: Akbars Mausoleum in Sikandra

Kürzlich habe ich einen Beitrag über den Tod des Mogulherrschers Akbar (st. 1605) verfasst, heute soll es n dieser Stelle um Akbars Grabstätte in Sikandra, nicht weit von seiner Hauptstadt Agra, liegen. Sikandra existierte bereits unter der muslimischen Dynastie des Delhi Sultanats.

Etwa 1,5 km von Akbars Grab befindet sich das Grabmal von Maryam uz-Zamânî, (Jodha), der hinduistischen Ehefrau Akbars. Interessanterweise berichten britische Quellen der Kolonialzeit, dass Akbars nicht-muslimische Ehefrau Christin gewesen sei (Edmund W. Smith: Akbar’s Tomb. Allahabad, 1909, S. 1). Obwohl es schon um 1900 Zweifel an der christlichen Religionszugehörigkeit Maryams/Jodhas gab, wurde das Gebäude 1857 an die Church Missionary Society zur weiteren Verwaltung gegeben. Diese schloss die eigentliche Grabkammer – es steht zu vermuten, dass die Church Missionary Society (hinduistische und/oder muslimische Pilgerfahrten zu der Grabstätte verhindern wollte.

Im übrigen verwaltete die Church Missionary Society auch das Gebäude Kânch Mahall („Glaspalast“), das nicht weit entfernt von Akbars Grabbau ist. Man vermutet, dass es als Grabmal für eine von Dschahângîrs zwanzig (!! ) Ehefrauen gedacht war.

Nicht Seite an Seite?

An dieser Stelle wird häufig diskutiert, warum denn die Ehefrauen nicht zusammen mit ihren Ehemännern bestattet wurden. Hamîda Bâno ist beispielsweise zusammen mit Akbars Vater Humâyûn (st. 1556) bestattet, aber das ist die Ausnahme. Keine der Hauptfrauen Akbars wurde mit ihm zusammen bestattet: Maryam uz-Zamânis Grabstätte wurde bereits erwähnt, Salîma Sultân Begum (st. 1613) wurde in einem Garten in Agra bestattet, so wie sie es selbst angeordnet hatte. Ruqaiya Begum (st. 1626) wurde zusammen mit ihrem Vater Hindal Mîrzâ (st. 1556) in Kabul beerdigt.

Doch nun zurück zu Akbars Grabstätte. Bei den mongolischen und tatarischen Herrschern, auf deren Linie Akbar sich zurückführte, war es üblich, dass man bereits zu Lebzeiten mit dem Bau seiner Grabstätte begann. Akbars Vater Humâyûn hatte diese Tradition (vielleicht aufgrund seines Exils) erst spät halten können, somit ließ seine Witwe Hamîda Begum sechs Jahre nach dem Tod ihres Mannes das heute noch in dieser Form existierende Grabmal errichten. Dieses Grabmal zählt meiner Ansicht nach zu den interessantesten Sehenswürdigkeiten Delhis.

Bruch mit architektonischen Traditionen

Akbar begann ebenfalls zu Lebzeiten mit der Konstruktion der Grabanlage, die die flächenmäßig größte Grabanlage Indiens ist. Und auch ansonsten ist sie sehr ungewöhnlich, da sie mit den Traditionen des Grabbaus Indiens bricht.

Akbar selbst veranlasste diesen Bau, ob er jedoch auch den ungewöhnlichen Baustil allein befahl, ist nicht mehr zu klären.

Das Grabmal befindet sich in einer großen Parkanlage, die nach dem persischen Prinzip des châr bagh (vierteiliger Garten) gestaltet ist. Der châgh bâgh symbolisiert mit seinen Wasserspielen, Grünanlagen und den dort lebenden Tieren die koranische Beschreibung des Paradieses. Auch in der heutigen Grabanlage leben noch viele Tiere – wie z.B. Pfauen, Affen und die obligatorischen Streifenhörnchen, die sich überall in Parks und Grünanlagen finden. In einer Torinschrift heißt es „Dies sind die Gärten des Paradieses – tritt ein und lebe ewig“.

Durch das Torhaus, das in seiner bestehenden Form von Akbar geplant wurde, kommt man zum eigentlichen Grabbau. Das Torhaus ist durch seine vier Minarette (châr minâr), wie man sie auch aus Hyderabad kennt, sehr interessant und für die Zeit architektonisch ungewöhnlich.

Noch ungewöhnlicher ist der Grabbau selbst: er besteht aus fünf Stockwerken und ist nach oben offen – normalerweise haben Gräber eine Kuppel. Architekten und Kunsthistoriker sind sich einig, dass sich hier buddhistische und hinduistische Einflüsse wieder finden lassen.

Im obersten Stockwerk steht ein großer Sarkophag, der mit einer marmornen, reich geschmückten Schreibschatulle verziert ist. Die Schreibschatulle ist ein Symbol dafür, dass es sich bei dem Toten um einen einflussreichen Mann handelte.

Die Grabkammer

Der Sarkophag ist ein so genannter Kenotaph, er enthält keine sterblichen Überreste und dient der Erinnerung. Das eigentliche Grab befindet sich unter dem Grabmal in der Erde. Neben Akbars Kenoph befinden sich zwei kleinere Kenotaphen, denn mit Akbar zusammen sind zwei seiner drei Töchter Shakar un-Nisâ und Ârâm Bâno bestattet.

Ich hoffe, dass es klar wurde, dass Akbars Grab in einigen Aspekten sehr ungewöhnlich ist. Es spiegelt Akbars ebenfalls ungewöhnliche (Religions-)Politik wider. Akbar begann mit der Realisierung des Grabmales vor seinem Tod im Jahr 1605, aber es dauerte acht Jahre, bis sein Sohn und Nachfolger Dschahângîr (st. 1627) die Arbeiten vollendete. Auf wen nun die außergewöhnliche Architektur zurückgeht – Akbar, Dschahângîr oder den unbekannten Architekten – lässt sich nicht endgültig ermitteln und wird vielleicht nie abschließend geklärt werden.

Literatur: Siehe das im Beitrag erwähnte Werk von Smith

Beitragsbild: Das Beitragsbild unterliegt der Wikimedia Commons licence 2.0

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Tod und Trauer im Islam, Teil 1 und Teil 2

Iltutmishs Sinn für Gerechtigkeit

In einem älteren Beitrag über den Herrscher Iltutmish (st. 1236), der über 25 Jahre das Delhi Sultanat regierte, hatte ich bereits von seinen Fähigkeiten als Herrscher und seinem Sinn für Gerechtigkeit berichtet. Letztere Eigenschaft hatte ihn wohl auch darin bestärkt haben, seine Tochter Razia Sultan zu seiner Nachfolgerin zu machen, nicht einen seiner Söhne.

Dass Razias Bruder Rukn ud-Dîn zunächst die Macht ergriff und als Marionette seiner Mutter Shâh Turkân auf dem Thron saß, ist eine andere Geschichte.

Zurück zu Iltutmish. In den Quellen gibt es eine Legende über seinen ausgesprochenen Gerechtigkeitssinn: so soll er ein Edikt erlassen haben, dass an jedem Freitag, der für Muslime der mit dem Sonntag der Christen vergleichbare (Feier-)Tag der Woche ist, Recht gesprochen würde. Jeder seiner Untertanen, der sein Anliefen vortragen wollte, konnte freitags vor am Herrscher erscheinen.

Als Zeichen dafür, dass ihm (dem Untertan) Unrecht angetan wurde, sollte dieser bunt gefärbte Kleidung tragen.

Hintergrund ist, dass (männliche) Inder zumeist weiße Kleidung trugen, nämlich eine weiße Pyjama Kurta. Wenn Iltutmish auf seinem Pferd an der wöchentlichen Versammlungen seiner Untertanen zum Freitagsgebet vorbei ritt, konnte er diejenigen in gefärbten Kleidern einfach in der Menge ausmachen.
Das Anziehen von farbiger Kleidung bedeutete auch symbolisch, dass die Hindus das islamische Recht anerkannten bzw. sich der Rechtsprechung unterwarfen.
Eine interessante Frage ist, ob diese Regelung der Vorsprache vor dem Herrscher auch für Frauen galt, denn in Indien tragen lediglich Männer weiße Pyjama Kurtas – für Frauen ist weiße Kleidung eher ungewöhnlich. Weiße Saris werden von fast ausschließlich von Witwen getragen, da weiß in Asien als Farbe der Trauer gilt.

Iltutmishs Maßnahme, die für etliche Untertanen mit Sicherheit eine Verbesserung ihrer persönlichen Situation war, trug somit auch zur Verbreitung des islamischen Rechts in Indien bei. Sie ist somit nicht zu unterschätzen.

Für Razia Sultan war ihr Vater ihr wichtigstes Vorbild. Als Rukn ud-Dîn Razias jüngsten Bruder töten ließ, trat Razia in gefärbten Kleidern vor die Menge. Die Elite der türkischen Generäle war ebenso anwesend.
Razia beklagte öffentlich, dass ihr Bruder seinen eigenen Bruder getötet habe, und dass er wahrscheinlich plante, sie zu töten.

Die türkischen Adeligen berieten sich nach dieser Rede Razias – und entschieden, nun Iltutmishs Befehl (farmân) zu befolgen, und Razia Sultan zur Herrscherin zu machen. Rukn ud-Dîn und seine Mutter Shâh Turkân wurden hingerichtet. Somit trat Razia 1236 die Nachfolge ihres Vaters an und setzte dessen Ideen von gerechter Herrschaft weiter um.

Literatur:

Rafiq Zakaria: Razia: Queen of India. s.l., 1966.

Das Beitragsbild unterliegt der Wikimedia Commons License und zeigt ein indisches Mädchen in Pyjama Kurta.

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Das Ende von mehr als 50 Jahren Herrschaft: Akbars Tod

Der Mogulkaiser Akbar (geb. 1542) galt als der bedeutendste Herrscher des Mogulreiches. Nicht ohne Grund war Dschalâl ud-Dîn Muhammad bereits zu seinen Lebzeiten als „der Große“ bekannt.

Die Länge seiner Herrschaft machte sicherlich einen Teil seines Ruhmes aus: 1556 trat Dschalâl ud-Dîn als Teenager die Nachfolge seines Vaters Humâyûn an. Knapp 50 Jahre lang bestimmte Akbar die Geschicke des Mogulreiches.

Versuchter Giftmord?

Diese lange Regierungszeit ist auch insofern erstaunlich, als dass Intrigen, Rebellion und Mordanschläge im Mogulreich nicht unbekannt waren.

1591 gab es Gerüchte, dass Prinz Salîm / der spätere Herrscher  Dschahângîr versucht habe, seinen Vater zu vergiften. Akbar erkrankte an einer Durchfall und Fieber. Akbars berühmter Wesir und Geschichtsschreiber Abû l-Fazl, Autor des Akbarnâmas, unterstützte indes die These, dass der junge Prinz Salîm nicht auf einen natürlichen Tod seines Vaters warten wollte.

Diese Vorwürfe waren einer der Hauptgründe für das Zerwürfnis zwischen Salîm und Abû l- Fazl. Salîm ließ seinen Widersacher 1602 auf dessen Reise vom Dekkan-Plateau nach Delhi ermorden.

Akbar erfreute sich jedoch bald wieder einer stabilen Gesundheit – wahrscheinlich handelte es sich bei dem Vorfall von 1591 um eine einfache Lebensmittelvergiftung. Die Enttäuschung Akbars über die mögliche Tat seines Sohnes blieb jedoch groß und verstärkte sich, als Salîm 1600 offen gegen in rebellierte.

Wer soll der Nachfolger werden?

Spätestens von diesem Zeitpunkt an überlegte Akbar, seinen Sohn Salîm bei der Thronfolge zu übergehen und stattdessen seinen Enkel Khusrau Mîrzâ (geb. 1587) auf dem Thron zu installieren. Scheinbar belastete Akbar diese Nachfolgefrage schwer.

In den letzten Septembertagen 1605 arrangierte Akbar einen Elefantenkampf: Salîms preisgekrönter Elefantenbulle Giranbar trat gegen Khusraus Bullen Abrup an – und Khusraus Bulle verlor.

Akbar suchte scheinbar ein Vorzeichen in diesem Kampf, trug sich aber dennoch schwer, eine Entscheidung öffentlich zu verkünden. Stattdessen erkrankte er erneut an schweren Durchfällen und Fieber.

In Salîms Memoiren, dem Jahângîrnâma, erfahren wir im Vorwort (S. 17, :

Am Montag, dem 20. Jumada I 1014 (23. September 1605) geriet das Temperament Seiner Majestät aus dem Gleichgewicht und es entwickelte sich ein hohes Fieber, das in starken Durchfällen endete.

Interessant ist hier, dass die Erklärung für Akbars Erkrankung aus der graeco-islamischen Medizin (Unani Medizin) stammt, die Gesundheit als das Gleichgewicht der vier Körpersäfte Blut, gelbe Galle, schwarze Galle und Phlegma definiert. Auch die Behandlung wurde von einem Hakîm, einem Praktizierenden der Unani Medizin, übernommen. Es wird schließlich gesagt, dass eine Heilung nicht möglich war, da Akbars Zeit gekommen war, und somit jegliche Behandlung zwecklos.

Schließlich starb Akbar am 16. Oktober 1605. Tage zuvor hatten die portugiesischen Jesuiten ihm einen offiziellen Besuch abgestattet und realisiert, dass dem Herrscher nicht mehr viel Zeit blieb. Die Legende, dass Dschahângîr von seinem Vater kurz vor dessen Tod einen Turban als Symbol der Machtübernahme erhielt, kann auch nicht bestätigt werden.

Dschahângîr berichtete, dass seine Söhne Khurram und Khusrau kurz vor Akbars Tod beide versuchten, die Macht zu erlangen. Er bezeichnete sie beide als unwürdig – was natürlich seiner eigenen Sichtweise entspricht. Der Vater-Sohn-Konflikt zwischen Akbar und Salîm setzte sich  zwischen Salîm und seinen Söhnen fort.

Letzten Endes kann auch nicht geklärt werden, ob Salîm (oder Khurau) nicht doch für den Tod Akbars verantwortlich war. Dieses Rätsel kann wohl nicht mehr gelöst werden.

Literatur:

Collier, Dirk: The Great Mughals and Their India. (Kindle Edition)

Das Beitragsbild, ein Portrait Akbars, ist gemeinfrei.

Jodha Bais Schiffe: Maryam uz-Zamânîs Handelsaktivitäten

In der Serie Jodha Akbar werden Jodhas (auch bekannt als Maryam uz-Zamânî) Aktivitäten im internationalen Gewürzhandel des Moghulreiches thematisiert. Akbar vertraute seiner Frau so sehr, dass er ihr in politischer und sogar in militärischer Hinsicht vertraute. So hatte Akbar Jodha die Befehlsgewalt über 12.000 Kavelleriesoldaten erteilt. Diese Anzahl von Soldaten war größer als andere Mitglieder der Hofelite befehligten.

Jodha Bais/ Maryam uz-Zamânîs Einfluss

Zudem besaß Jodha ein königliches Siegel, mit dem sie auch ohne Zustimmung Akbars einen Befehl bzw. Erlass (Perisch: nishân) unterzeichnen konnte. Mehrere dieser Erlasse sind noch heute erhalten.

Doch vor allem wurde Jodha/ Maryam uz-Zamânî dafür bekannt, dass sie den Gewürzhandel des Mogulhofes mit verschiedenen Reichen (z.B. mit dem Osmanischen Reich) bestimmte. Jodha Bai verfügte über mehrere Schiffe, mit denen sowohl Waren als auch Passagiere befördert wurden. Die meisten der Schiffe liefen die jemenitische Hafenstadt Muchâ an, die bis zum 17. Jahrhundert DAS Zentrum des Kaffeehandels in Arabien war. Von dem Namen der Stadt leitet sich im übrigen das Wort Mokka ab, obwohl der Kaffee dort nicht produziert wurde, sondern von dort in die weite Welt verschifft wurden.

Doch Mocha war nicht nur ein Zentrum des Kaffeehandels, sondern auch ein wichtiger Anlaufhafen für Pilger, die in Mekka die rituelle Pilgerfahrt des Islam (hajj) durchführen wollten. An Bord von Jodhas Schiffen befanden sich zumeist auch zahlreiche Menschen aus Indien, die die hajj oder die kleine Pilgerfahrt (‚umra) außerhalb des Pilgermonats Dhu-al-hijja.

Ein Vorfall mit den Portugiesen

Unter der Herrschaft von Akbars und Jodhas Sohn Dschahângîr (reg. 1605-1627) erregte der erfolgreiche Handel seiner Mutter die Aufmerksamkeit (und den Neid) englischer Geschäftsleute, die ebenfalls in Indien und den arabischen Ländern handelten.

Der britische Geschäftsmann und Gesandte William Finch (st. 1613) handelte selbst mit Jodha Bai und erhoffte sich den Erfolg einer Handelsmission Jodhas, bei der Indigo gehandelt werden sollte. So schrieb er (Übersetzung aus dem Englischen CP):

Die Mutter des Mogulkaisers sowie andere, die nach ihren Anweisungen und unter ihrer Ägide Handel betrieben, verfügten zu dieser Zeit über ein Schiff , das ihr (i.e. Jodha Bai, C.P) gehörte, und das für eine Handelsmission nach Mocha beladen war.

1613, also acht Jahre nach Akbars Tod, geriet das Mogulreich in Konflikt mit den Portugiesen, als portugiesische Piraten ein Handelsschiff Jodhas beschlagnahmten. Auf dem Schiff befanden sich wertvolle Güter und viele Passagiere, die nach Mekka pilgern wollten.

Das Ganze passierte, obwohl das Schiff auch portugiesische Papiere besaß, die eine sichere Fahrt garantierte. Bis 1615 machten die Portugiesen keine Anstalten, das Schiff und die Waren zurück zu geben. Dschahângîr reagierte mit Gegenmaßnahmen: Er ließ die Kirche in Agra schließen und strich den Jesuiten die Privilegien, die sie genossen hatten.Daraufhin wurde endlich eine Vereinbarung geschlossen.

Der britische Diplomat Sir Thomas Roe (st. 1644) berichtete darüber (Übersetzung aus dem Englischen von CP:)

Am 7. Juni 1615 wurde unter der Vermittlung des Jesuiten Javier, von Mukarrab Khan und Gonzalo Pinto da Fonseca ein vorläufiger Friedensvertrag geschlossen, welcher laut Vereinbarung dem Mogulherrscher und dem Vizekönig zur Ratifizierung innerhalb von fünfzig Tagen vorgelegt werden sollte. Unter anderem wurde vereinbart, dass die Engländer aus Surat vertrieben werden sollten … Die portugiesische Währung (?), die konfisziert worden war, wurde zurückgegeben, nachdem 70.000 Xerafine als Kompensation für die Handelswaren, die von den Portugiesen beschlagnahmt worden waren, abgezogen worden war. Die Portugiesen mussten ein Schiff an die Königinmutter als Ersatz für das verbrannte geben.

Das Beispiel Jodha Bais zeigt, wie einflussreich einige Frauen am Mogulhof werden konnten. Sie verfügten über eigene finanzielle Mittel, die sie unabhängig vom männlichen Einfluss einsetzten.

Insgesamt sollte die Rolle von (muslimischen) Frauen im Wirtschaftsleben sollte in jedem Falle weiterhin erforscht werden.

Literatur:

Mukherjee, Soma: Royal Mughal Ladies and their Contributions. Delhi 2001.

Das Beitragsbild ist Public Domain:

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:A_princess_practices_calligraphy.jpg.

Redaktionelles

Da uns die Wirren der DSGVO uns gezwungen haben, die Persophonie für einige Wochen offline nehmen zu müssen, haben wir die Zwangspause dazu genutzt, hier die Strukturen zu überarbeiten und einiges zu straffen.

Zudem haben wir die Persophonie auf einen eigenen Server gezogen, was die Seite beschleunigen sollte, und uns mehr Möglichkeiten gibt, verschiedene Sachen umzusetzen.

Neben den Kategorien finden Sie auch eine Seite „Specials“, auf der wir besondere Artikelreihen zusammenfassen.

Einige andere Veränderungen werden wir im laufenden Betrieb im Hintergrund vornehmen, wie zum Beispiel eine Optimierung der Größe der Bilder. Gerade für die Leser mit Smartphone ein schönes Feature.

Insgesamt freuen wir uns wieder Online zu seien, und einer Menge neuer Artikel posten zu können. Aber am meisten freuen wir uns, dass Sie uns auch weiterhin lesen.

„I love you“ – britische Gesandte am Mogulhof

Akbar_Persophonie

In der Serie Jodha Akbar gibt es einige Szenen, in denen britische Reisende am Mogulhof gezeigt werden. Akbar (st. 1605) soll von den Briten sogar die englischen Worte „I love you“ erlernt haben, um Jodha seine Liebe zu erklären. Auch Jodha hat – laut Machern der Serie Englisch gelernt.

Auf diesem Blog habe ich schon mehrfach etwas über die Einflüsse der portugiesischen Missionare an Akbars Hof geschrieben. Diese hatten das klare Ziel, Prinzen oder sogar den Herrscher selbst zum Christentum zu konvertieren und somit die portugiesische Macht in Asien auszudehnen.

Die englische Königin Elisabeth I. (st. 1603) versuchte die spanisch-portugisische Vormachtstellung einzudämmen und England als beherrschende See- und Handelsmacht zu etablieren.

Vor allem die Händler und Kaufleute (also eben nicht christliche Missionare) sollten den Britieen den Weg nach Indien (und auch nach China) ebnen. So stattete Elisabeth I. den Händler (?) Ralph Fitch (st. 1611)  mit jeweils einem Brief für den Mogulherrscher und den chinesischen Kaiser aus. Fitch machte sich 1583 mit  den Kaufleuten John Newberry und John Eldred, dem Juwelier namens William Leedes und dem Maler James Story auf die Reise in den „Orient“. Seine Mitreisenden wurden von der Handelsgesellschaft Levant Company finanziert. Newberry war der eigentliche Chef dieser Mission.

Über Aleppo und Bagdad gelangte die Gruppe schließlich nach Indien – wo sie jedoch von den Potrugiesen gefangen genommen wurden und an den Vizekönig von Goa als Gefangene geschickt wurden. Dank des Einsatzes eines Jesuiten, der ursprünglich aus England stammte, erlangten alle ihre Freiheit wieder. Fitch reiste mit Newberry und Leedes weiter nach Agra, wo das Rote Fort kurz vor seiner Vollendung stand. Kurz darauf reisten sie bereits weiter nach Fatehpur Sikri, wahrscheinlich, da sich Akbar dort aufhielt.

Fitch und seine Mitreisenden waren beeindruckt von Agra und Fetehpur Sikri, was sie als erheblich größer und bevolkerungsreicher als Londen beschrieben.

Ganz besonders besonders beeindruckt war Fitch jedoch von der Größe des gesamten kaiserlichen Haushaltes. So berichtete er von

1000 Elefanten, 30000 Pferde, 1400 zahme Rehe, 800 Konkurbinen

und unzählige Tiger, Büffel und andere Wildtiere.

Interessant ist natürlich, dass die 800 Konkurbinen in einer Reihe mit den Tieren des Hofes genannt werden.

Über seinen eigenen Empfang am Hofe berichtet Fitch interessanterweise nichts. Es erscheint also fraglich, ob er überhaupt von Akbar empfangen wurde… Somit wissen wir auch nicht, ob der Brief, den Königin Elisabeths geschrieben hatte, Akbar überhaupt jemals erreichte.

Was wir allerdings wissen, ist, dass der Juwelier William Leedes laut Aussagen Fitchs in die Dienste Akbars eintrat und mit einer großen Summe Geldes, einem Pferd, und einem Haus von Akbar großzügig versorgt wurde.

Newberry hingegen, der über Lahore die Heimreise nach England antreten wollte, wurde im Punjab ermordet.

Fitch jedoch kehrte 1597 wohlbehalten nach England zurück. Seine Erfahrungen als Händler und Reisender stellte er der britischen Regierung zur Verfügung. Sie flossen beispielsweise in die Gründung der East India Company ein.

Die Episode von Akbar, der von britischen Gesandten Englisch lernte, bleibt eine nette Bollywood Anekdote. Aber vielleicht finden sich ja eines Tages doch noch Quellen, die das belegen? Wer weiß…

Das Beitragsbild zeigt das Porträt des Mogulherrschers Akbar von Manohar. Es unterliegt der Wikimedia Commons Licence.

Betty Mahmoody – Nicht ohne meine Tochter

Heute noch einmal ein rebloggter Beitrag, bevor ich Ihnen dann hoffentlich neue eigene Inhalte vorzustellen habe.

Ich dachte, wie machen es dieses Mal ausnahmsweise etwas politischer und kontroverser und schauen uns eine Rezension zu Betty Mahmoodys unsäglichem Buch „Nicht ohne meine Tochter“ an. Es gäbe dazu natürlich vieles zu sagen.

Ich möchte mich hier aber auf die Anmerkung beschränken, daß dieses Machwerk (das Buch, nicht die Rezension) schon durch innere Widersprüche zeigt, in welchem Geiste und zu welchem Zwecke es verfaßt worden ist.

Beispiel: An einer Stelle wird erwähnt, daß aufgrund der täglichen Morgendusche bei den Verwandten des Ehemannes in Iran der Eindruck entsteht, daß das Paar in der Nacht Verkehr hatte (weil das für Muslime nämlich das Erfordernis einer rituellen Ganzkörperwaschung nach sich zieht). An anderer Stelle heißt es dann (ich glaube, im Zusammenhang mit dem Nourûz-Fest): „Einmal im Jahr nimmt jeder Iraner ein Bad.“

Aber es gibt auch Kollegen, die sich ausführlicher mit dem Buch befaßt und es unter verschiedenen Aspekten analysiert haben mit dem Ergebnis, daß es eine sehr gezielt (und tendenziös) mit allerhand rhetorischen Mitteln gestaltete Geschichte ist – dadurch natürlich gut zu lesen, aber dummerweise ist nicht mehr erkennbar, was sich denn nun tatsächlich wie zugetragen hat. Schade eigentlich, daß sich dieser „Erfahrungsbericht“ selbst so diskreditiert.

Auch das Selbstbild der Amerikanerin als Angehörige einer „friedliebenden Nation“, die nicht verstehen kann, wieso die Iraner so versessen sind, Krieg zu führen (!), hat vor dem Hintergrund heutiger Erfahrungen fast schon komischen Charakter.

Nicht zu vergessen, daß die „Autorin“ (sie hat das meines Wissens nicht selbst geschrieben) sich zu Beginn des Buches auffällig hartnäckig weigert, zur Kenntnis zu nehmen, daß sie mit einem Mann aus einer anderen Kultur verheiratet ist. (Wer auch nur die geringste Erfahrung mit interkulturellen Beziehungen hat, schlägt schon an diesen Stellen die Hände über dem Kopf zusammen und weiß, daß das selbst unter besten Umständen auf Dauer wohl nicht gutgehen wird.) Das berechtigt den Ehemann natürlich nicht, seine Frau gegen ihren Willen in seiner Heimat festzuhalten. Aber wer weiß schon, was damals wirklich vorgefallen und wie die ganze Geschichte abgelaufen ist?

Kurz gesagt: Ich finde diese Rezension insgesamt noch zu positiv und unkritisch, aber für jemanden, der möglicherweise nie in Iran war und vielleicht keine tieferen Einblicke in die Kultur hat und auch keine literaturwissenschaftliche Analyse durchführen konnte, ist sie beachtlich ausgewogen.

Lassen Sie mich wissen, was Sie davon halten und ob Sie mehr zu diesem zugegebenermaßen schon etwas abgestandenen und womöglich nicht mehr relevanten Thema lesen möchten.