Eigentlich sollte man ja als jemand, der über Mogulgeschichte arbeitet, glücklich über die vielen Miniaturen sein, die vom Mogulherrscher Akbar (st. 1605) existieren. Sie geben uns Auskunft über das Bild, das Akbar von sich selbst vermittelte: über den „Herrscher mit Heiligenschein“ hatte ich ja schon einmal gebloggt und gezeigt, dass Akbar sich selbst als umgeben und inspiriert vom göttlichen Licht sah.
Dieses ist natürlich nicht wirklich aussagekräftig über das „wirkliche“ Aussehen und Auftreten des Herrschers – falls man dieses überhaupt jemals rekonstruieren kann.
Ich lasse deshalb heute zwei sehr gegensätzliche Quellen sprechen: zum einen die Mitglieder der Jesuiten-Mission, die 1580 den Hof Akbars aufsuchte und zum anderen Salîm / Dschahângîr (st. 1627), Akbars Sohn.
Ich hatte ja schon häufiger etwas zu den Jesuitenmissionen geschrieben, die an Akbars Hof kamen, in der Hoffnung, der Herrscher könnte vom Islam zum Christentum konvertieren. Die portugiesischen Pater wollten darüber hinaus Handelsbeziehungen zwischen Indien und Portugal etablieren. Es kam den Jesuiten also auch darauf an, Akbar möglichst genau zu beobachten, etwas über seine Stärken und Schwächen herauszufinden. Folgendes finden wir zu Akbars Auftreten (zitiert nach Du Jarric, S. 21, Übersetzung aus dem Englischen CP)
Zu diesem Zeitpunkt war er etwa 40 Jahre als, von mittlerer Statur und breit gebaut. Er trug einen Turban auf dem Kopf, und der Stoff seiner Kleidung war mit Goldfäden durchzogen. Seine Oberbekleidung reichte ihm bis zu den Knien, die Unterkleidung bis zu den Fersen. Seine Strümpfe waren wie unsere, aber die Schuhe waren nach einem besonderen Muster gemacht, das er selbst entworfen hatte. Auf seiner Stirn hatte er mehrere Reihen Perlen oder kostbare Steine. Er mochte portugiesische Kleidung sehr, und manchmal zog er Kleidung aus schwarzem Samt nach portugiesischer Mode an – doch das tat er nur bei privaten, nicht bei offiziellen Anlässen.
Wir erfahren hier also einiges über Akbars Aussehen und sein Auftreten. Doch noch informativer ist die Beschreibung Akbars durch seinen Sohn und Nachfolger Salîm /Dschahângîr, der seinen Vater positiv (fast liebevoll) porträtiert. Das ist ja insofern verwunderlich, als dass Salîm als Kronprinz heftig gegen seinen Vater rebelliert hatte. Doch lassen wir Salîm zu Wort kommen (Jahangirnama, S. 36, Übersetzung aus dem Englischen: CP).
Er war von mittlerer Größe, hatte einen weizenfarbenen Teint und schwarze Augen und Augenbrauen. Sein Gesichtsausdruck war strahlend, sein Körperbau entsprach dem eines Löwen, mit breiter Brust und langen Armen und Beinen.
… und dann wird es interessant…
An seinem linken Nasenloch hatte er einen sehr schönen fleischigen Leberfleck, etwa von der Größe einer halben Kichererbse. Unter den Experten der Physiognomie gilt ein solcher Leberfleck als Glückszeichen. Seine erhabene Stimme war sehr laut, und er hatte einen besonders nette Art zu sprechen. In seinem Verhalten und seinem Benehmen gab es nichts Vergleichbares zwischen ihm und den Menschen dieser Welt – eine göttliche Aura umgab ihn.
Die Darstellung Akbars stimmt also überein: dass er nämlich mittelgroß und von kräftiger Statur war. Seine Eigenschaften werden übereinstimmend mit dem damaligen Männlichkeitsideal dargestellt – und die Beschreibung der „göttlichen Aura“ findet sich auch in der zeitgenössischen Malerei wieder.
Lediglich der der glücksbringende Leberfleck ließ sich (bisher) auf den Miniaturen nicht entdecken…
Literatur:
Du Jarric, Pierre: Akbar and the Jesuits / trans. by C.H.Payne. New York et. al.: Harper, 1926.
Nûr ud-Dîn Salîm Dschahângîr: Tuzuk-i Dschahângîrî / transl. Wheeler M. Thackston: The Jahangirnama. New York et al., 1999.
Das Beitragsbild zeigt ein Portrait Akbars vom Maler Govardhan, ca. 1630
Metropolitan Museum of Art [Public domain]
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