Eine fast verhinderte Ehe: Akbar und Salîms Hochzeiten

Prinz Parviz Persophonie

Susanne und ich haben hier auf der Persophonie schon einiges über den Mogulherrscher Akbar (st. 1605) und das schwierige Verhältnis zu seinem Sohn Salîm (dem späteren Herrscher Dschahângîr, st. 1627) berichtet. Auch Salîms Ehen mit Mân Bai, mit Sâliha Bâno Begum und schließlich mit Nûr Dschahân standen hier schon im Mittelpunkt .

Salîm und seine Ehefrauen

Salîm ging im Laufe seines Lebens zwanzig offizielle Ehen ein- viele seiner Beziehungen wurden jedoch von seinem Vater Akbar geplant und aus machtpolitischen Erwägungen durchgesetzt. So heiratete Salîm zahlreiche Töchter lokaler Fürsten, so z.B. die die Tochter des Fürsten von Bikaner oder des Herrschers von Ladakh. Die Quellen unterscheiden sich auch häufig bei den Hochzeitsdaten und/oder bei den Namen der Frauen bzw. ihrer Väter, so dass die Namen aller Ehefrauen Dschahângîrs nicht ganz geklärt werden konnte. Doch über einige liegen uns mehr Informationen vor.

Salîm verliebt sich in Sâhib-i Dschamâl

Interessant ist, dass wir in einigen Quellen lesen können, dass Salîm sich spontan in eine seiner späteren Ehefrauen verliebte. Die erste, bei der das der Fall war, war Sâhib-i Dschamâl. Das, was eigentlich wie ein Name klingt, ist ein Titel – ihren eigentlichen Namen erfahren wir aus den Quellen nicht. Zu diesem Titel kommen wir später…

Sâhib-i Dschamâl wurde in Herat im heutigen Afghanistan geboren. Teile Afghanistans gehörten ja nach Akbars Sieg über seine Stiefmutter Mâh Chûchak weiterhin zum Mogulreich und wurde direkt von Akbar bzw. seinen Gouverneueren verwaltet. Akbar und sein Hofstaat bereisten regelmäßig Kabul.

Bei einer dieser Gelegenheiten im Oktober 1586 verliebte sich Salîm /Dschahângîr in Sâhib-i Dschamâl aufgrund ihrer Schönheit. Akbar befürwortete eine Hochzeit der beiden – und so wurde Sâhib-i Dschamâl die dritte Ehefrau des Thronfolgers Salîm. Während der prunkvollen Hochzeit der beiden bekam Sâhib-i Dschamâl ihren Titel, der “Herr(in) der Schönheit” bedeutet, von Akbar persönlich verliehen.

Akbar hatte diese Ehe nicht zuletzt auch deshalb befürwortet, weil Sâhib-i Dschamâl die Cousine von Akbars Milchbruder Zain ud-Dîn Kokâ (st. 1601) war. Susanne und ich hatten ja hier schon öfter auf die Bedeutung von Akbars Ammen wie Mâham Anga oder Jîjî Anga oder seiner Milchbrüder wie Adham Khân hingewiesen. Zain ud-Dîns Mutter, bekannt als Pîja Anga, war eine von mehreren Ammen Akbars.

Sâhib-i Dschamâls Cousin Zain ud-Dîn machte als Milchbruder Akbars ebenfalls Karriere am Hof. Zunächst wurde er militärischer Befehlshaber, dann beförderte Akbar ihn zum Gouverneur von Kabul. Eine enge familiäre Bindung zwischen Akbar und Zain ud-Dîn war also im Interesse beider.

Salîm und Sâhib-i Dschamâls Ehe

Leider sind die Quellen nicht sehr auskunftsfreudig in Bezug auf Sâhib-i Dschamâls Charakter oder den weiteren Verlauf dieser Ehe. Das, was wir erfahren, ist, dass Sâhib-i Dschamâl zwei Kinder zur Welt brachte: zum einen eine Tochter, die allerdings bereits während ihrer Kindheit starb – zum anderen Dschahângîrs zweiten Sohn Parvîz Mîrzâ (1589-1626). Parvîz wurde in Kabul geboren, und wir wissen somit nicht, ob Sâhib-i Dschamâl ständig am Hof Dschahângîrs lebte.

Wie oben bereits erwähnt, war Dschahângîr für seine Impulsivität in Bezug auf Frauen bekannt. 1596 verliebte sich Dschahângîr erneut unsterblich in eine Frau – und wollte sie sofort heiraten. Doch sein Vater Akbar war dieses Mal gegen die Eheschließung. Was war der Grund dafür?

Salîm verliebt sich in Khâs Mahal

Salîm Angebetete, die später den Titel Khâs Mahal erhielt, war die Tochter von Akbars oben erwähntem Milchbruder Zain ud-Dîn Kokâ – also die Cousine 2. Grades von Sâhib-i Dschamâl . Akbar war dagegen, dass sein Sohn gleich zwei miteinander verwandte Frauen heiratete. Er verweigerte zunächst die Zustimmung. Dschahângîr betonte jedoch dass sein “Herz von dieser Liebe übermäßig betroffen” sei, und schließlich gab Akbar nach.

Dschahângîr durfte Zain ud-Dîn Kokâs Tochter heiraten. Die Hochzeit fand am 28. Juni 1596 im Palast von Akbars Mutter Hamîda Bâno Begum statt. Die Feierlichkeiten sollen besonders prunktvoll gewesen sein. Während der Zeremonie erhielt Zain ud-Dîn Kokâs Tochter (deren eigentlichen Namen wir ebenfalls nicht kennen) von Akbar den Titel Khâs Mahal (“Exzellenz des Palastes”).

Wie Sâhib-i Mahal, ihre Cousine 2. Grades, verfügte auch Khâs Mahal nicht über eine außergewöhnliche Schönheit, sondern auch über eine umfangreiche Bildung. Zudem kannten beide Frauen die Hofetikette. In den Augen der Briten, die Dschahângîr in dessen letzten Regierungsjahren besuchten, war Khâs Mahal eine der wichtigsten vier Frauen Dschahângîrs, dennoch haben wir nur wenige Informationen.

Sâhib-i Mahal starb bereits 1599. Noch heute kann man ihr Grabmal in Lahore besichtigen. Über das Todesdatum Khâs Mahals wissen wir nichts, sie lebte aber noch 1642 in der Regierungszeit von Salîms Dschahângîrs Sohn Schâh Dschahân (st. 1666). Über eventuelle Kinder Khâs Mahals erfahren wir ebenfalls nichts – es ist somit davon auszugeben, dass sie entweder kinderlos blieb oder die Kinder schon sehr früh verstarben.

Wie sich die Ehe der beiden Cousinen Sahib-i Dschamâl und Khâs Mahal mit demselben Mann auf ihre Beziehung auswirkte, bleibt ebenfalls unbekannt.

Also muss man auf die Entdeckung neuer Quellen hoffen, um mehr über das Leben im Mogulharem zu erfahren.

Beitragsbild

Das Beitragsbild zeigt Sahib-i Dschamâls Sohn Parvîz Mîrza – es unterliegt der Wikimedia Commons License.

+++HIER +++gibt es einen Überblick über unsere Beiträge zur Mogulgeschichte

3 Kommentare

    • Pingback: Berühmte Frauen an den islamischen Höfen Indiens - Internationaler Frauentag 2021 - Persophonie: Kultur-Geschichte

    Schreibe einen Kommentar

    Pflichtfelder sind mit * markiert.