Wer war eigentlich Rûmî?

Zur Zeit lese ich ziemlich viele Postings auf Twitter.  Dabei ist mir aufgefallen, daß besonders im Umfeld inspirierender Zitate zu den Themen Achtsamkeit und Lebensweisheiten überdurchschnittlich häufig Dschalâl ed-Dîn Rûmî (st. 1273) zitiert wird – meistens auf englisch. Aber auch in Deutschland ist er im entsprechenden Milieu sehr beliebt.

Dabei frage ich mich regelmäßig, wie vielen Menschen, die Zitate von ihm lesen und weitergeben, überhaupt bewußt ist, wer Rûmî war. Ob sie wissen, daß er Muslim und Mystiker war und daß die Zitate Übersetzungen aus seinen persischen Dichtungen sind? Wußten Sie es?

Besitzansprüche auf den Dichter

Tatsächlich streiten sich Afghanen, Iraner und Türken gelegentlich darum, wem Rûmî eigentlich „gehört“. Er wurde nämlich (vermutlich) in Balch geboren, und das liegt heute in Afghanistan, verbrachte aber einen Großteil seines Lebens in Konya in der heutigen Türkei und verfaßte seine Werke auf persisch.

Dorthin kam Rûmî, weil seine Familie beim Herannahen der Mongolen unter Dschingis Khân bereits um 1220 aus dem östlichen iranischen Kulturraum wegzog und sein Vater schließlich Ende der 1220er Jahre eine Lehrposition an der religiösen Hochschule (madrasa) in Konya angeboten bekam, der Residenz der damals herrschenden Rûm-Seldschuken (1077-1307).

„Rûm“ ist die arabische Bezeichnung für Ostrom oder Byzanz und wurde in dieser Form auch ins Persische übernommen.  Da er den größten Teil seines Lebens auf ehemaligem byzantinischen Gebiet und in unmittelbarer Nachbarschaft von Byzanz verbracht hat, ist „Rûmî“ unter eben diesem Beinamen bekannt geworden: „der aus Ostrom/Byzanz“.

Solche Beinamen, die auf den Herkunfts- oder Wohnort verweisen, waren in der islamischen Welt sehr häufig, und auch viele aktuelle Nachnamen gehen auf solche Zugehörigkeitsbezeichnungen zu Orten zurück. Falls Sie sich näher dafür interessieren, schauen sie doch einmal in meinen Beitrag zu traditionellen arabischen Namen!

Iraner nennen Rûmî übrigens eher Moulânâ (arabisch: maulânâ) – das bedeutet „unser Herr“ und war damals eine übliche Bezeichnung für Religionsgelehrte – oder davon abgeleitet Dschalâl ed-Dîn Moulavî. Auf türkisch spricht man das arabo-persische Moulavî anders aus. Dann klingt es so: Mevlevî.

Rûmî und die tanzenden Mevlevî-Derwische

Dieses Wort haben Sie vielleicht schon einmal gehört oder gelesen, denn es ist im Namen eines Derwischordens enthalten: dem der Mevlevi-Derwische, die besonders für ihren wirbelnden Derwischtanz berühmt sind. Er ist Teil des immateriellen UNESCO-Weltkulturerbes und geht wahrscheinlich direkt auf Rûmî selbst zurück, der seine mystischen Ghaselen in Ekstase beim Tanzen gedichtet haben soll.

Hier ist eines von vielen online verfügbaren Videos, die Ihnen einen Eindruck von diesem Tanz vermitteln können:

Iraner und Afghanen bevorzugen es aus naheliegenden Gründen, Rûmîs Herkunftsort Balch in seinen Namen aufzunehmen. Sie sprechen also eher von Dschalâl ed-Dîn Balchî (Rûmî), wenn sie nicht ohnehin Moulânâ oder Dschalâl ed-Dîn Moulavî sagen.

Das hängt mit den oben erwähnten Rivalitäten über die nationale Zugehörigkeit Rûmîs zusammen oder vielmehr über die Frage, welche Nation ihn für sich beanspruchen darf.

Wem „gehört“ Rûmî denn nun?

Würde man Rûmî selbst fragen, ob er ein afghanischer, iranischer oder türkischer Mystiker und Dichter sei, dann würde er nicht einmal die Frage verstehen. Schließlich gab es zu seiner Zeit weder die heutigen Staatsgrenzen noch das mit ihnen verbundene Verständnis von Nation und nationaler Identität.

Es ist also gänzlich unangemessen, heutige Vorstellungen von nationaler Zugehörigkeit auf einen mystischen Dichter des 13. Jahrhunderts zurückzuprojizieren und ihn auf dieser Grundlage für ein bestimmtes Land zu reklamieren.

Rûmî war gleichermaßen ein Produkt der persophonen Kultur seiner Zeit und ein Produzent von Teilen dieser Kultur, die weit über die Grenzen heutiger Länder wie Iran und Afghanistan hinausreichte – auch am Hof der turkstämmigen Rûm-Seldschuken wurde persisch gesprochen.

Diese Kultur ist das Erbe vieler heutiger Staaten und Nationen. Deshalb wäre es angemessener und sinnvoller, wenn deren Angehörige ihr gemeinsames Erbe als solches betrachten und es gemeinsam erforschen würden, statt sich über Besitzansprüche an Kulturschaffenden früherer Epochen zu streiten.

Grenzüberschreitende Botschaft

Doch es gibt noch einen anderen Grund, weshalb es nicht angemessen ist, Rûmî nur seiner Herkunftsregion und -kultur und der Sprache zuzuordnen, in der er sich ausdrückte. Ich finde zwar, man muß all das kennen, wenn man ihn wirklich verstehen will. Aber der Kern seiner mystischen Botschaft überschreitet diese Grenzen.

Es ist eine Botschaft, die von Liebe und dem Einswerdens mit dem Urgrund unserer Existenz handelt. Sie ist ausgedrückt im Vokabular einer bestimmten Sprache, Kultur und Epoche, aber sie spricht auch moderne Menschen überall auf der Welt an. Das ist der Grund, warum man mittlerweile überall im Internet auf Übersetzungen von Rûmîs Dichtung trifft.

Hier ein Beispiel aus seinem Dîvân – der Sammlung seiner Gedichte:

Durch Liebe ward das Bittre süß und hold,
Durch Liebe war das Kupfer reines Gold,
Durch Liebe ward die Hefe rein und klar,
Die Liebe bot der Krankheit Heilung dar,
Durch Liebe wird belebet, wer entschlafen,
Durch Liebe werden Könige zu Sklaven,
Die Liebe macht das tote Brot zur Seele,
Macht ewig die vergängliche, die Seele!
(Übers. Schimmel, Sieh!, S. 18)

Ob bei der breiten Rezeption heute Rûmîs ursprüngliche Aussageabsichten erhalten bleiben, ist eine andere Frage, die sich vielleicht zu erforschen lohnt. Immerhin war er nicht nur Mystiker, sondern auch ein herausragender Religionsgelehrter, der nach Ableben seines Vaters dessen Position an der Hochschule in Konya übernahm.

Wer seine Werke verstehen will, muß sich daher möglichst gut mit der Religionsgelehrsamkeit der damaligen Zeit auskennen, denn die hatte Rûmî „im Gepäck“. Daneben besteht natürlich das grundsätzliche Problem, daß gerade bei Dichtung in der Übersetzung wesentliche Aspekte verlorengehen.

Doch zumindest gibt es von Rûmîs großem Lehrgedicht, dem „Masnavî-ye ma’navî“, und von seiner Gedichtsammlung ansprechende Übersetzungsauszüge auf deutsch (s.u. Literatur). So kann man zumindest einen ersten Eindruck bekommen.

Dennoch finde ich: Bei dem Maß an Begeisterung, das Rûmî derzeit überall in der westlichen Welt entgegengebracht wird, müßten eigentlich viel mehr Menschen Interesse an der persischen Sprache haben, um die Originale genießen und die Aussagen richtig verstehen zu können. 😉

Mehr über die Inhalte und Besonderheiten der islamischen Mystik erzähle ich Ihnen ein anderes Mal in einem gesonderten Beitrag.

Literatur

Annemarie Schimmel: Rumi: Ich bin Wind und du bist Feuer. Leben und Werk des großen mystischen Dichters. Düsseldorf/Köln: Diederichs, 1978.

Dschelaluddin Rumi: Das Mathnawi: ausgewählte Geschichten. Aus dem Persischen von Annemarie Schimmel. Mit Illustrationen von Ingrid Schaar. Basel: Sphinx-Verlag, 1994.

Dschelaluddin Rumi: Sieh! Das ist Liebe: Gedichte. Aus dem Persischen von Annemarie Schimmel. Mit Illustrationen von Ingrid Schaar. Basel: Sphinx-Verlag, 1993.

Bildnachweis

Beitragsbild: Grab Rûmîs mit Turban
Quelle: Wikimedia Commons

Lizenz: Creative Commons 3.0

Urheber: Ahmed Nisar
unverändert übernommen

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„Ein ewiger Garten“ – Pflanzen Kaschmirs in den Memoiren Dschahângîrs

Dschahângîr (reg. 1605-1627), der vierte der großen Mogulherrscher, war der Sohn von Akbar und seiner dritten Ehefrau Jodha, bekannt als Maryam uz-Zamânî. Dschahângîr ist einer meiner Favoriten unter den Mogulherrschern, was vor allem an seinen Memoiren liegt. Der Herrscher beschrieb die ersten 17 Jahre seiner Herrschaft selbst – anschließend übernahm Mu’tamad Khân, später dann Muhammad Hâdî. Dschahângirs Memoiren, die auf Persisch verfasst wurden, waren als Tuzuk-e Dschahângîrî oder Dschahângîr-nâma („Memoiren Dschahângîrs“) bekannt. Schon im 19. und frühen 20.Jahrhundert wurde das Werk ins Persische übersetzt.

Das Besondere an den Memoiren ist, dass der Herrscher selbst seine Beobachtungen über Sitten und Gebräuche in Indien, vor allem aber über Naturphänomene, Pflanzen und Tiere Hindustâns machte. Im vergangenen Jahr hatte ich ja bereits über die Tulpen Kaschmirs gebloggt, von denen es in der Region zahlreiche wilde Arten gibt, und die auch heute noch in einer großen Ausstellung in Srinagar präsentiert wer

In seinen Memoiren berichtete Dschahângiîr, dass er bereits als Kind und Jugendlicher mit seinem Vater Akbar Kaschmir bereist hatte. Schon zu dieser Zeit sei er von den Pflanzen Kashmirs begeistert gewesen. Doch damals sei es Herbst gewesen, so dass er die Pflanzenwelt nicht in voller Blüte erlebt hatte. An vielen Stellen seiner Memoiren hatte Dschahângîr auf verschiedene Pflanzen hingewiesen, die es in der Heimat seiner Familie im heutigen Afghanistan nicht gab, in „Hindustân“ aber sehr häufig vorkamen, verschiedene Arten von Magnolien, Lotus oder Jasmin.

Besonders die Flora Kaschmir hatte es Dschahângîr angetan: So schrieb er:

Die Lotusblüte ist größer als die Seerose, und sie ist pink. In Kaschmir habe ich viele Lotusblüten mit hundert Blütenblättern gesehen. Es ist ein Fakt, dass der Lotus sich bei Tag öffnet und bei Nacht schließt, während die Seerose bei Tag geschlossen und bei Nacht geöffnet ist. Die schwarze Biene, die die Menschen in Indien bhaunra nennen, lassen sich auf beiden Blumen nieder und saugen den Nektar in ihnen. Die Lotusblüte schließt sich dabei häufig und nimmt die bhaunra darin die ganze Nacht gefangen. Das passiert auch bei der Seerose. Wenn die Blüten sich wieder öffnen können die Bienen entkommen und wegfliegen. Weil die bhaunra diese Blüten regelmäßig aufsucht, sagen die Hindi-Poeten, dass sie wie die Nachtigall sind, die die Rose liebt, und sie schreiben wunderschöne Gedichte darüber.

Tatsächlich finden sich einige Verse über die Schönheit der Natur Kaschmirs im Tuzuk-e Dschahângîrî – der Verfasser ist unbekannt, aber entweder stammen sie vom Herrscher selbst, oder ein unbekannter Schreiber hat sie ihm gewidmdet:

Die koketten Damen des Gartens stellen sich zur Schau, ihre Wangen verziert, jede wie eine Lampe / Die Knospen verströmen den Duft von Moschus von ihrer Haut, wie die moschusartigen Amulette am Arm der Geliebten / Die Melodie der Nachtigall, die sich zum Sonnenuntergang erhebt, schärft das Verlangen des Wein-Trinkers / An jeder Quelle senkt die Ente ihren Schnabel, um zu trinken – wie goldene Scheren, die Seide zerschneiden /  Ein Teppich von Blumen und Grün ist im Garten ausgelegt, die Lampe der Rose wird durch eine Brise entzündet / Das Veilchen hat die Enden ihrer xxx (????) aufgewickelt und dabei einen festen Knoten an der Rosenknospe angebracht (Übersetzung Wheeler, S. 332-333).

Dschahângîr war der Meinung, dass die schönsten Blüten Kaschmirs Pfirsich- und Mandelblüten sind.

Neben den Blüten und Blumen waren vor allem die Obstsorten Kaschmirs für den Herrscher erwähnenswert. Hier stellte er fest, dass vor allem die Äpfel und Birnen von bester Qualität waren, die Melonen aber nicht besonders gut.

Dschahângîr, der dem Konsum von Wein besonders zugetan war, fand den Wein aus Kaschmir „sauer“ und ungenießbar.

Das war aber auch das einzige, was Dschahângîr  an Kaschmirs Fauna kritikwürdig fand.

Der  Maler Ustad Mansûr war einer der bedeutendsten Maler am Hof Dschahângîrs – er zeichnete Hunderte von Pflanzen und Tieren, wie auch der Herrscher im Tuzuk-e Dschahângîrî hervorhob. Die Tier- und Pflanzenwelt Kaschmirs und natürlich Indiens insgesamt sind einige der schönsten Motive der Mogulmalerei.

Durch das Tuzuk-e Dschahângîri liegen und die Miniaturen liegen uns noch heute viele Informationen zu Pflanzen und Tieren der Mogulzeit vor, die anderweitig nicht (mehr) überliefert sind.

Das Beitragsbild zeigt eine Tulpe, gemalt von Ustad Mansur – aus dem frühen 17. Jahrhundert. Das Bild ist public domain.

Hier geht es zu einer kleinen Sammlung von Miniaturen von Ustad Mansur, die ich auf Pinterest  zusammengestellt habe.

https://www.pinterest.de/claudiapreckelg/ustad-mansur/

Lubia Polo (لوبیا پلو ) – Reis mit grünen Bohnen

Derzeit arbeite ich an einem weiteren Mogul-Beitrag für diesen Blog. Dieses Mal soll es zur Abwechslung darum gehen, wie einer der mächtigsten Mogulherrscher von seinem eigenen Sohn abgesetzt und für den Rest seines Lebens eingesperrt wurde – eine richtig reizende Familiengeschichte. Doch damit Sie nicht in den Moguln ertrinken möchte ich heute erst einmal etwas anderes dazwischenschieben:

Ich glaube, als ich das entschieden habe, war ich gerade hungrig. 😉 Und da ich selbst erheblich lieber esse als koche, habe ich ein Rezept für ein leckeres persisches Gericht von einem anderen Blog für Sie ausgesucht. Guten Appetit!

(Editiert von CP – da der ursprüngliche Link nicht mehr erreichbar ist)

Rezept hier

Akbars kultivierte Cousine: Salîma Sultân Begum (Jodha Akbar)

Mit diesem Beitrag über Akbars Cousine und dritte (Haupt-) Ehefrau Salîma Sultân Begum möchte ich meine kleine Serie über die Hauptfiguren der TV-Serie Jodha Akbar auf Zee One fortsetzen.

Salîma Sultân Begum war also nicht nur Akbars Cousine, sondern wurde auch seine Ehefrau. Die Rolle der Salîma wird in der Serie Jodha Akbar von Manisha Yadav verkörpert.

Die Ehe mit Bairam Khân

Neben seiner ersten Frau Ruqaiya Begum war Akbar demnach mit einer weiteren Cousine verheiratet. Ihre Mutter war Gulruch Begum („die mit den rosenfarbenen Wangen“), die Tochter des ersten Mogulherrschers Bâbur (st. 1530). Sie war somit auch eine Halbschwester von Humâyûn (st. 1556). Dieser verheirate Salîma mit  einem seiner besten Militärführer, Bairam Khân. Er war auch der Mentor und Erzieher des Prinzen Akbar. Bei der Heirat war Salîma 18 Jahre alt, Bairam Khân über 50 Jahre.

Interessant ist, dass im Akbar-nâma, der Biographie Akbars von seinem Schreiber Abû l-Fazl (st. 1602), in Bezug auf diese Heirat als „Fehler“ gesprochen wird. Dieses wirft natürlich einige Fragen über die Beziehung Akbars und Salîmas auf: Die beiden sind zusammen aufgewachsen. Hat Akbar mehr für seine Cousine empfunden? Hätte er eine Ehe mit Salîma der Verbindung mit seiner anderen Cousine Ruqaiya vorgezogen? Warum stand er der Ehe von Salîma und Bairam Khân negativ gegenüber, obwohl Bairam Khân doch sein Mentor war?

Die Heirat mit Akbar

Vor allem vor dem Hintergrund der späteren Ereignisse rund um die Entmachtung und Ermordung Bairam Khâns im Jahr 1561 könnte man folgendes hinterfragen: Warum nahm Akbar so schnell Bairam Khâns Witwe Salîma und ihren vierjährigen Stiefsohn Rahim (den späteren ‚Abd ur-Rahîm Khân Khân-e Khanân) an seinem Hof auf und heiratete seine Cousine – obwohl Bairam Khân ja in Ungnade gefallen war? Die Quellen geben einen Zusammenhang zwischen der Hochzeit mit Salîma und der Entmachtung Bairam Khâns nicht her.

In der Serie wird Salîma als sehr belesene, weise Königin dargestellt, die zwischen den beiden Konkurrentinnen Ruqaiya Begum und Jodha Bai vermittelt: So gerät  in einer Folge selbst der Herrscher Akbar zwischen die Fonten seiner rivalisierenden Gattinnen. Ruqaiya Begum möchte mit Akbar auf die Jagd gehen, um mehr Zeit mit ihm zu verbringen – Jodha hingegen fürchtet nach einem Attentat auf Akbar um dessen Leben und rät dem Herrscher davon ab, den Palast zu verlassen.

Salîma rät Akbar, die Bedenken der beiden anderen Gattinnen ernst zu nehmen – sie schlägt vor, dass Ruqaiya Begum gegen Akbar tschaughan (ein indischer Vorläufer von Polo) im Palast spielt. Dieses wird so gemacht, wie von Salîma vorgeschlagen. Auf die Frage von Jodha, wie Salîma denn auf ihre Ideen komme, antwortet sie, dass sie ihre politische Klugheit von Bairam Khân habe, der erfahren und weise gewesen sei.

Gebildete Ratgeberin

Unstrittig ist, dass Akbar auf Salîmas Ratschläge großen Wert legte und dass sie eine sehr belesene und gebildete Frau war. So sind zahlreiche Gedichte von ihr überliefert. Ihr diplomatisches Geschick legte sie an den Tag, als Akbar sich mit seinem und Jodhas Sohn Salîm (dem späteren Herrscher Dschahângîr) überwarf. Dschahângîr schrieb in seiner Autobiographie sehr viel Positives über sie.

Sieben Jahre nach ihrer Heirat brachte sie einen Sohn zur Welt, den zweiten überlebenden Sohn Akbars. Einige Quellen berichten allerdings, dass nicht Salîma, sondern eine Dienerin des Harems Sultân Murâds (1570-1599)  Mutter war.

1575 brach Salîma zusammen mit ihrer Tante Gulbadan Begum und zahlreichen anderen Fauen des Hofes zur Pilgerfahrt nach Mekka auf. Die Gruppe blieb über drei Jahre auf der Arabischen Halbinsel.

Salîma überlebte Akbar um acht Jahre, sie starb 1613 im Alter von etwa sechzig Jahren nach einer längeren Krankheit und wurde in den Mandakar Gärten in der Nähe Agras bestattet.

Beitragsbild:  Das Beitragsbild zeigt eine höfische Szene – es handelt sich um eine Abbildung, die wahrscheinlich der Schule von Bikaner entstammt.

Das Bild ist eine  Fotografie einer Miniatur, die ich im März 2017 in Delhi gekauft habe.

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Ein Überblick über unsere Beiträge zur Mogulgeschichte

Leichensektionen im muslimischen Mittelalter – Mehr Details

Es ist schon etwas länger her, daß ich mich aufgrund einer Diskussion hier auf dem Blog mit dem Thema Leichensektionen im muslimischen Mittelalter befaßt habe.

Damals habe ich eine erste Antwort auf die Frage gegeben, ob Leichensektionen im Mittelalter von Muslimen als verboten betrachtet und deshalb nicht durchgeführt wurden. Die Antwort lautete: Nein, es gab kein Verbot. Basis dafür war die Darstellung in einem Überblickswerk zur Medizin in der islamischen Kultur von Peter Pormann und Emilie Savage-Smith.

Der betreffende Abschnitt in diesem Werk ist allerdings sehr kurz und speist sich wesentlich aus einem zwar schon älteren, aber sehr ausführlichen Aufsatz von Emilie Savage-Smith. Deshalb wollte ich mir diesen Aufsatz einmal anschauen, um mehr Details zu erfahren. Hier sind die Ergebnisse.

Leichensektionen – vom religiösen Gesetz verboten?

Das Gerücht, daß Leichensektionen durch das religiöse Gesetz im Islam verboten seien, ist so verbreitet, weil man es auch in der Fachliteratur findet. Allerdings in der Regel ohne Angabe von Quellen, die ein solches Verbot bestätigen würden.

Es gab zwar Verstümmelungsverbote, aber andererseits wird in der islamischen Rechtsliteratur auch der Grundsatz vertreten, das Wohl der Lebenden sei wichtiger als die Unversehrtheit von Toten.

Ein regelrechtes Verbot der Sektion menschlicher Körper hat Emilie Savage-Smith in der islamischen Rechtsliteratur jedenfalls nicht gefunden. Ja, es gibt noch nicht einmal eine Diskussion über diese Frage.

Aber wie in der Wissenschaft üblich ist es nicht ganz so einfach und die Sache damit folglich auch noch nicht erledigt.

So räumt Savage-Smith ein, daß weite Teile der Rechtsliteratur noch nicht erforscht sind und man deshalb aus ihrem Befund keine sicheren Schlüsse ziehen kann. Aber Forschungsergebnisse sind ja immer vorläufig.

Auf der anderen Seite wurden Galens Äußerungen zur Leichensektion ins Arabische übersetzt und jahrhundertelang in der medizinischen Literatur weitertradiert. Dabei wurde seine Empfehlung zum praktischen Studium der Anatomie durch Sektionen nicht verändert oder kritisiert – was bei anderen, als anstößig empfundenen Punkten durchaus getan wurde.

In der medizinischen Literatur waren Leichensektionen also durchaus ein Thema, und hier wurden sie nicht als problematisch betrachtet. Allerdings gibt es eine Äußerung des Ibn an-Nafîs (st. 1288), der sowohl Mediziner als auch Rechtsgelehrter war, daß das religiöse Gesetz von Leichensektionen abschrecke.

Auch er spricht aber nicht von einem Verbot. Trotzdem deutet dies darauf hin, daß die tatsächliche Durchführung von Leichensektionen als problematisch empfunden wurde oder werden konnte. Dies könnte daran liegen, daß die Muslime von einer körperlichen Auferstehung am Jüngsten Tag ausgehen und nicht wirklich geklärt war, inwiefern sich Eingriffe an Leichen hierauf auswirken konnten.

Gleichzeitig kann eine Bemerkung in der Beschreibung des menschlichen Herzens von Ibn an-Nafîs so gedeutet werden, daß er womöglich selbst einen menschlichen Körper seziert hat. Sicher ist dies allerdings nicht.

Gab es tatsächlich Leichensektionen?

Momentan scheint die Frage, ob Muslime im Mittelalter Leichen seziert haben, noch nicht eindeutig geklärt zu sein. Verboten war es ihnen zwar nicht, doch man hatte offensichtlich Hemmungen.

Daß in der Rechtsliteratur nach bisherigem Erkenntnisstand überhaupt nicht über das Thema diskutiert wurde und daß in medizinischen Schriften keine eindeutigen Hinweise auf durchgeführte Sektionen zu finden sind, scheint das Fehlen einer Praxis nahezulegen. Oder die Praxis fand mehr oder weniger heimlich statt und wurde deshalb nicht beschrieben.

Mit anderen Worten: Wir haben kaum Anhaltspunkte dafür, daß Leichensektionen vorgenommen wurden, geschweige denn eindeutige Aussagen darüber.

Savage-Smith nennt neben religiösen Skrupeln mehrere mögliche Gründe hierfür:

  • Leichen verwesten im Klima der islamischen Kernländer sehr schnell, und entsprechend unangenehm war es, sie näher zu untersuchen.
  • Es gab innerhalb der Gerichtsbarkeit anscheinend kein Interesse daran, Leichen mit Blick auf die Todesursache zu untersuchen – was ebenfalls zur Entwicklung einer Sektionspraxis geführt hätte.
  • Die aus dem Griechischen übertragene anatomische Literatur war umfangreich und detailliert, so daß vermutlich kaum das Bedürfnis vorhanden war, sie durch eigene Forschungen zu ergänzen – obwohl Galen genau das empfohlen hat. Es fehlte also die praktische Notwendigkeit.

Fazit

Leichensektionen waren im muslimischen Mittelalter zwar nicht vom Religionsgesetz verboten. Aber man scheute sich dennoch, sie durchzuführen und hat dies vermutlich auch nicht als notwendig betrachtet. Wahrscheinlich sind Leichensektionen also selten oder nur heimlich durchgeführt worden – und über letzteres läßt sich nur schwer etwas herausfinden.

Literatur

Emilie Savage-Smith: „Attitudes toward dissection in medieval Islam“. In: Journal for the History of Medicine 1 (1995), 68-111.

Peter E. Pormann/Emilie Savage-Smith: Medieval Islamic Medicine. Edinburgh: Edinburgh University Press, 2007. S. 60.

Bildnachweis

Beitragsbild: Satz verschiedener Skalpelle
Quelle: Wikimedia Commons
Gemeinfrei/Public Domain

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Akbars skrupelloser Erzieher? – Bairâm Khân (Jodha Akbar)

Zwei Beiträge habe ich bereits über die TV-Serie Jodha Akbar geschrieben: einen zur Serie bzw. zu Jodha allgemein – und einen zu Akbars Amme Mâham Anga.

Im heutigen Beitrag geht es um eine weitere sehr wichtige historische Figur am Hofe Akbars: Bairâm Khân (ca. 1501-1561). In der Serie Jodha Akbar wird Bairâm Khân von Naved Aslam verkörpert.

Bairam Khâns Jugend

Bairâm Khân wurde ca. 1501 in Badachschan im heutigen Afghanistan geboren. Er stammte aus dem Clan der Qara-Qoyunlū-Turkmenen. Sein Vater war ein bekannter und wichtiger Militärführer, der sich dem ersten Mogulherrscher Bâbur angeschlossen hatte. Nachdem Bairâm Khân seine Ausbildung in den üblichen islamischen Disziplinen, aber auch in der Kampfkunst erhalten hatte, trat er – genau wie sein Vater – in Bâburs Dienste. Der Herrscher war von dem jungen Mann so beeindruckt, dass er ihn als Begleiter für seinen Sohn Humâyûn auswählte.

Humâyûns Ratgeber

Bairâm Khân begleitete Humâyûn nach Badachschan, wo der Prinz zum Gouverneur ernannt worden war. 1529 ging Bairâm Khân zusammen mit Humâyûn nach Indien, doch nachdem Bâbur 1530 gestorben war, gelang es Humâyûn nicht, die von Bâbur eroberten Herrschaftsgebiete dauerhaft  zu halten.

Stattdessen riß sein Rivale um die Macht, Schêr Schâh Sûrî, die Herrschaft an sich und besiegte Humâyûn.  Bairâm Khân ging zusammen mit dem gestürzten Herrscher ins Exil an den Hof des Safaviden-Schâhs – und war maßgeblich dafür verantwortlich, dass Schâh Tahmâsp sich überhaupt bereit fand, den gestürzten Mogulherrscher zu unterstützen.

Als Humâyûn vom Tod Scher Schâh Sûrîs hörte, startete er einen weiteren Versuch, das Mogulreich dauerhaft zu beherrschen und sogar noch zu vergößern. Bairâm Khân hatte einen großen Anteil daran.

Als Humâyûn 1556 starb, war sein Sohn Akbar erst 13 Jahre alt. Bairâm Khân wurde Akbars Regent und Lehrmeister. Er war – soweit wir die Quellen hier nachvollziehen können – stets ein loyaler Regent, der im Sinne Akbars und des Mogulreiches handelte.

Einige Miniaturen von Bairam Khân

https://de.pinterest.com/claudiapreckelg/bairam-kh%C3%A2n/

Gegner am Hof Akbars

Doch unter den anderen Mitgliedern der Hofelite war Bairâm Khân nicht beliebt. Ein Grund war schon seine Machtposition an und für sich, ein anderer, dass er Schiit war – und die Mehrheit des Hofstaates Sunniten.

Als Akbar 18 Jahre alt war, versuchte Akbars Amme Mâham Anga, die Macht für sich und ihren Sohn Adham Khân zu sichern. Sie sorgte dafür, dass Bairâm Khân entmachtet wurde – und Akbar nun selbst die Macht in den Händen hielt. Zunächst sah es aus, als ob Mâham Anga sich durchgesetzt hätte und Akbar nach ihrem Willen manipulieren könnte.

Bairâm Khân wurde vor die Wahl gestellt: Hauarrest im Palast oder die Pilgerfahrt nach Mekka anzutreten. Er wählte die Pilgerfahrt. Auf der Reise nach Mekka wurde er von einem afghanischen Krieger (einem Paschtunen)  ermordet. Dieser wollte Rache für den Tod seines Vaters nehmen, der fünf Jahre zuvor von Bairâm Khân getötet worden war.

Bairâm Khân war nicht nur mit dem Schwert geübt, er war auch ein bedeutender Dichter, der zahlreiche Gediche auf Persisch und Turkmenisch hinterließ. Durch seine Patronage kamen viele Dichter und Künstler an Akbars Hof. Auch in seiner religiösen Ausrichtung soll Bairâm Khân Akbar beeinflusst haben. Das Bild vom jähzornigen, blutdürstigen Soldaten, der auch Akbar negativ geprägt hat, ist in Frage zu stellen.

Salîma Sultân Begum

Eine Sache ist und bleibt jedoch so bemerkenswert, dass sie einen eigenen Beitrag in diesem Blog verdient hat: Bairâm Khâns zweite Frau war Salîma Sultân Begum, eine Cousine Akbars, mit der Bairâm Khân noch von Humâyûn verheiratet worden war. Nach Bairâm Khâns Tod heiratete Akbar selbst seine Cousine: Sie wurde seine dritte Frau nach Ruqaiya Begum und Jodha. Doch davon dann in einem anderen Beitrag.

Das Beitragsbild zeigt die Ermordung Bairâm Khâns nach einer Miniatur aus dem Akbar-nâma. Es ist gemeinfrei.

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Ein Überblick über unsere Beiträge zur Mogulgeschichte

„Das Kreuz über dem Halbmond“ – christliche Literatur in Indien (Ostern 2017)

Im Osterspecial 2015 hatte ich bereits einiges zur Rolle von Jesus in der islamischen Theologie geschrieben. Dann habe ich mich im Osterspecial 2016 mit den Oster-Feierlichkeiten am Mogulhof beschäftigt. Dieses Thema hängt unmittelbar mit der christlichen Missionierung unter den Muslimen Indiens zusammen, der ich mich im Osterspecial 2017 widmen möchte.

Dabei möchte ich einen der prominentesten christlichen Missionare des 19. Jahrhunderts in Indien zu Wort kommen lassen, ʿImâd ud-Dîn Lahiz (st. 1900). In diesem Beitrag geht es um die Darstellung der oft hitzig geführten Diskussionen im multi-religiösen Umfeld des kolinialen Indiens im 19. Jahrhundert. Warum konvertierte ʿImâd ud-Dîn schließlich? Wo sah er die Vorteile des Christentums gegenüber dem Islam?

Ich lasse ʿImâd ud-Dîn gleich selbst sprechen und zitiere aus seiner Autobiographie A Mohammadan Brought to Christ, Being the Autobiography of the Rev. ʿImad ud-Din, D.D. (London 1885), die schon früh aus dem Urdu ins Englische übersetzt wurde.

Doch zunächst ein paar historische Hintergrundinformationen: Die Missionierung Nordindiens war unter schwierigen Bedingungen gestartet. Nach der Eroberung der Malabar-Küste im Jahr 1498 begann der Jesuitenorden mit der Verbreitung der Heiligen Schrift in Südindien.

Anfänge christlicher Missionierung in Indien

Auf Einladung des Mogulherrschers Akbar (reg. 1556-1605) hielten sich drei Delegationen von Jesuiten längere Zeit am Mogulhof der Hauptstädte Delhi, Agra und Lahore auf, so dass sie den Einflussbereich katholischer Mission nach Nordindien und in das heutige Pakistan ausdehnen konnten.

Die Erfolge waren jedoch nur kurzfristig: die öffentlichkeitswirksame Konversion von drei Mogul-Prinzen in Agra 1610 hielt nur etwa zwei Jahre. Die Jesuiten zogen sich zeitweise aus Nordindien zurück.

Auch die Publikation christlicher Schriften in Indien blieb eingeschränkt.  Vor 1857 waren christliche Traktate zumeist illegal über die dänische Kolonie Serampore (Bengalen) in andere Gebiete Indiens gelangt. Die von zwei Briten betriebene Serampore Mission Press war zwischen 1800 und 1832 aktiv und druckte neben vielen anderen Traktaten in indischen Lokalsprachen im Jahr 1804 eine Bibelübersetzung.

Pfander, Kairânawî und die Kreuzigung Jesu

Agra blieb sowohl in der Mogulzeit als auch unter britischer Kolonialherrschaft ein Zentrum christlicher Mission Das war vor allem dem aus Württemberg stammenden Missionar  Carl Gottlieb Pfander (st. 1865) zu verdanken. Er führte 1854 in Agra eine große Debatte mit dem muslimischen Gelehrten Raḥmatullâh Kairânawî (st. 1891).

Dieser hatte in seiner Schrift Izhâr al-haqq behauptet, dass die Christen ihre eigenen Lehren verfälscht hätten: so sei doch im Barnabasevanglieum zu lesen, dass nicht Jesus, sondern Judas gekreuzigt worden sei. Diese Lehre decke sich mit der muslimischen Auffassung, dass nicht Jesus, sondern ein anderer gekreuzigt worden sei, da es für Muslime undenkbar sei, dass Gott die Kreuzigung seines Propheten Jesus zugelassen hätte.

ʿImâd ud-Dîns spirituelle Suche

Doch nun zurück zu ‘Imâd ud-Dîn! Er war als Zuhörer bei der Debatte zwischen Pfander und Kairânawî anwesend – und zwar auf der Seite der Muslime. Zwölf Jahre später (1866) konvertierte ʿImâd ud-Dîn zum Christentum – zusammen mit seinem Vater und seinem Bruder. Schließlich konvertierten auch ʿImâd ud-Dîns Ehefrau und seine vier Töchter und fünf Söhne.

Vorausgegangen war, wie ʿImâd ud-Dîn in seiner Autobiographie schreibt, eine lange Suche nach spiritueller Erkenntnis. ʿImâd ud-Dîn entstammte einer Familie von islamischen Gelehrten (maulvîs), die in Panipat (Haryana) zu Einfluss und Landbesitz gekommen waren. Der Landbesitz wurde allerdings von den Briten konfisziert.

Mit 15 Jahren ging ʿImâd ud-Dîn nach Agra, um dort seine Studien fortzusetzen. In dieser Zeit habe er noch keine Kontakte zum Christentum gehabt – aber er habe erste Zweifel am muslimischen Glauben bekommen, die er nach Diskussionen mit muslimischen Gelehrten beiseite gewischt habe.

Während seiner Ausbildung habe er die äußerlich zugänglichen Dinge (Exoterik) des Islam kennen gelernt, doch es habe ihm die Spiritualität gefehlt. Aus diesem Grunde habe er sich dem Sufismus zugewandt.

Unter der Leitung eines gewissen Wazîr Khân (Wuzeer Khán), der sich für eine heilige Person hielt, beschäftigte sich ʿImâd ud-Dîn mit der islamischen Mystik. Dabei habe es ihn besonders gestört, dass ihn die Muslime davon abgehalten hätten, die Thora oder die Bibel zu lesen.

Sogar Muhammad sei bereits bewusst gewesen, dass diejenigen, die das Wort des Herrn (i.e. die Bibel, C.P.) lesen würden, niemals den Koran akzeptieren würden (ʿImâd ud-Dîn, S. 10). Insgeheim, so berichtet ʿImâd ud-Dîn weiter, seien viele Muslime davon überzeugt, dass die Bibel Recht habe und dass Muhammad nicht der Vermittler der Religion sei. Doch aus gesellschaftlichem Druck solle man nach außen weiter Muslim bleiben.

Andere, so ʿImâd ud-Dîn, seien der Ansicht, dass das Christentum richtig und rational sei, aber sie verstünden das Konzept der Trinität (Dreifaltigkeit) nicht und blieben Muslime. Wiederum andere lehnten die Praktiken und Gewohnheiten der Christen ab. (S. 18)

Nach dieser Erkenntnis über den vermeintlichen Glauben vieler Muslime habe ʿImâd ud-Dîn den Beschluss gefasst, zum Christentum zu konvertieren. Er reiste nach Amritsar (Punjab) und ließ sich von R. Clark von der Church of England taufen.

Nach seiner Konversion verfasste ʿImâd ud-Dîn zahlreiche Werke über das Christentum. So kommentierte er zahlreiche Bibelverse. Zuvor hatte er eine Übersetzung des Qur’ân ins Urdu vorgelegt. Außerdem setzte er sich in einigen Werken mit der neu entstandenden Bewegung der Ahmadiyya auseinander.

Am Ende seiner Autobiographie beschreibt ʿImâd ud-Din die Auswirkungen seiner Konversion auf sein Leben (S. 20):

Seit ich die Gnade unseres Herrn Jesu Christ erfahre, erlangte ich sehr viel spirituelle Befriedigung. Die vorherige Aufruhe und Unruhe sind vergangen. Mein Gesicht ist nicht mehr so bleich wie zuvor. Zudem erfahre ich nicht mehr diese große Angst in meinem Herzen. Durch die Lektüre von Gottes Wort habe ich große Lebensfreude erfahren. Nur noch ganz wenig ist übrig von der Krankheit der Furcht vor dem Tod und dem Grab, und ich bin glücklich mit dem Herrn. Durch seine Gnade erfahre ich spirituellen Fortschritt. Der Herr gibt Frieden im Herzen.

ʿImâd ud-Dîn war als Missionar unter den Muslimen Indiens besonders bedeutsam, weil er auf Arabisch, Persisch und Urdu schrieb und sich mit der islamischen Theologie mehr als sehr gut auskannte. Seine Werke wurden u.a. in Ludhiana gedruckt.

Insgesamt ist die christliche Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts auf Urdu noch nicht vollständig erschlossen worden – hier wäre es interessant zu schauen, auf welche Weise christliche Missionare versuchten, auf Arabisch, Persisch und Urdu Konzepte wie die Dreifaltigkeit oder das Wesen Jesu zu erklären.

In diesem Sinne wünsche ich allen, die es feiern

Frohe Ostern!

Das Beitragsbild stellt ʿImad ud-Dîn dar. Es steht unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported.

Falsche Propheten und ihre Beglaubigungswunder – etwas zum Lachen

Heute gibt es hier auf dem Blog nach längerer Zeit endlich mal wieder etwas zu lachen. 😉 Ich bin nämlich heute gut gelaunt. Also sollen Sie auch eine Freude haben.

Dafür habe ich einen Witz aus der Sammlung von Fachr ed-Dîn ʿAlî-ye Safî (mehr zu ihm in diesem Beitrag) ausgewählt, der ein häufiger vertretenes Thema aufgreift: angebliche Propheten. Das sind Menschen, die behaupten, von Gott gesandte Propheten zu sein, was für Muslime natürlich hochproblematisch ist, denn:

Eine Frau beanspruchte vor dem Kalifen Vâseq (auf arabisch: al-Wâthiq, SK) Prophetentum. Vâseq fragte sie: „War Mohammad ein Prophet?“ Antwort: „Aber ja.“ Der Kalif sagte: „Da er gesagt hat: Es gibt keinen Propheten nach mir (lâ nabiyya ba’dî), ist dein Anspruch also nichtig.“ Die Frau entgegnete: „Er hat gesagt: Es gibt keinen Propheten nach mir, er hat nicht gesagt: Es gibt keine Prophetin nach mir (lâ nabiyyata ba’dî)!“ (ʿObeyd-e Zâkânî, S. 272)

Propheten nach Mohammad sind also nicht vorgesehen, auch wenn die Dame in diesem Witz mit ihrer Haarspalterei natürlich irgendwie recht hat. Witze über angebliche Propheten setzen also beim Leser oder Hörer voraus, daß er oder sie sich darüber klar ist: Man braucht überhaupt nicht in Erwägung zu ziehen, daß tatsächlich ein neuer Prophet auftreten könnte.

In Witzen zu diesem Thema werden die angeblichen Propheten deshalb des öfteren als Menschen dargestellt, die aus irgendeinem Grund den Verstand verloren haben. Vom Typ her sind es meistens Schlagfertigkeitswitze wie auch der Witz über die angebliche Prophetin – die ja nicht um eine Antwort verlegen ist.

Daß diese Witze, auch wenn sie in viel späteren Sammlungen aufgezeichnet wurden, praktisch immer im Milieu der Abbasidenkalifen von Bagdad spielen, hat vermutlich einen triftigen historischen Grund.

Die Abbasiden waren nämlich die letzte allgemein anerkannte Kalifendynastie, die bis 1258 in Bagdad residierte (s. auch meine kurze Geschichte des Kalifats). Im 14. und 16. Jahrhundert, als Safîs und ʿObeyd-e Zâkânîs Anekdotensammlungen entstanden sind, gab es nur noch ein Schattenkalifat in Kairo.

Noch wichtiger dürfte aber sein, daß die Abbasiden phasenweise versuchten, tatsächlich religiöse Deutungshoheit für sich und ihr Amt zu beanspruchen.  Da boten sie sich natürlich als Schiedsrichter auch in fiktiven Geschichten über angebliche Propheten an.

Diese Ansprüche erhoben die Abbasiden übrigens insbesondere im 9. Jahrhundert. Und nun schauen Sie mal, wann die hier in den Witzen genannten Abbasidenkalifen regiert haben…

Jetzt habe ich Sie aber lange genug hingehalten. Hier ist endlich der Witz aus Safîs Sammlung:

Jemand kam zu Moʿtasem (arab.: al-Muʿtasim) und behauptete, ein Prophet zu sein. Der Kalif fragte: „Was ist dein Beglaubigungswunder (moʿdscheze, arab.: muʿdschiza)?“ Antwort: „Ich mache Tote wieder lebendig.“ Darauf Moʿtasem: „Wenn du dieses Beglaubigungswunder vollbringst, schließe ich mich dir an!“ Der angebliche Prophet: „Bringt ein scharfes Schwert her!“

Moʿtasem befahl, sein persönliches Schwert herbeizubringen und dem angeblichen Propheten zu übergeben. Der sagte: „O Kalif, ich werde in deiner Gegenwart deinen Wesir köpfen und dann sofort wieder zum Leben erwecken.“ Der Kalif sagte: „Gut.“ Dann wandte er sich seinem Wesir zu und fragte: „Was sagst du dazu?“

Der Wesir erwiderte: „O Kalif, sich töten zu lassen ist eine harte Sache, und ich fordere kein Beglaubigungswunder von ihm. Sei du mein Zeuge, daß ich mich zu ihm bekehrt habe!“

Moʿtasem lachte, schenkte ihm ein Ehrengewand und schickte den angeblichen Propheten ins Krankenhaus. (Safî, S. 99)

Erklärungsbedürftig ist hier wahrscheinlich nur das Beglaubigungswunder (moʿscheze/muʿdschiza).

Anders als etwa die Wundertaten von Mystikern, die man als „Gnadengaben“ (karâmât) bezeichnet, sollten die Beglaubigungswunder der Propheten nicht versteckt werden. Sie dienten nämlich dazu, die göttliche Sendung des Propheten zu bestätigen, daher die Übersetzung „Beglaubigungswunder“. Es gibt im Islam also verschiedene Wunderkategorien, die jeweils eigene Bezeichnungen tragen.

Solche zweischneidigen Angebote der angeblichen Propheten, ein Beglaubigungswunder zu wirken, kommen übrigens auch in anderen Witzen dieses Typs vor. Das hier wird also nicht der letzte sein, den ich Ihnen erzählt habe. 🙂

Quellen

Zâkânî, Nezâm od-Dîn ʿObeydollâh: Kolliyyât-e ʿObeyd-e Zâkânî šâmel-e qasâyed, ghazaliyât, qataʿât, robâʿiyyât, masnaviyyât. Hg., komm. u. mit einer Übers. der arab. Teile versehen v. Parvîz-e Atâbakî auf Grundlage der Version von ʿAbbâs-e Eqbâl und anderer Handschriften. 2. Aufl. Tehrân: Zavvâr, 1343 š./1964-5. S. 272.

Safî, Fachr od-Dîn ʿAlî b. Hoseyn Vâ’ez-e Kâschefî: Latâ’ef ot-tavâ’ef. Hrsg. v. Ahmad-e Goltschîn-e Ma’ânî. 4. Aufl. Tehrân: Eqbâl, 1362 sch./1983. S. 99.

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Heute ist Sîzdah-be-dar

Eigentlich hatte ich ja Samstag, den 1. April 2017, ausgerechnet, weil der Jahreswechsel an Nourûz dieses Jahr am 20. März schon vor der Mittagszeit stattgefunden hat. Aber der iranische Kalender sagt tatsächlich, daß der 1. April erst der 12. Farvardîn ist (das ist der erste Monat des iranischen Jahres). Also ist Sîzdah-be-dar heute, am 2. April.

„Sîzdah-be-dar“ heißt nämlich ungefähr „der Dreizehnte (nach) draußen“. Gemeint ist, daß es sich um den 13. Farvardîn, also den 13. Tag des ersten Monats im iranischen Jahr handelt, und daß man sich an diesem Tag im Freien aufhält.

Tatsächlich gehen die Iraner am Sîzdah-be-dar in der Regel picknicken. Immerhin ist es ja Frühling, und das heißt in Iran meistens auch sonniges und bereits relativ warmes Wetter. In diesem Jahr sind wir ja auch in Deutschland mit frühlingshaften Temperaturen gesegnet und können uns diesem Brauch anschließen. (Wir machen das aber eher mit einer Radtour als mit einem Picknick.)

Zum Picknick nimmt man das sabze vom Nourûz-Haft-Sîn mit, also das Getreide, das sie vor Nourûz angepflanzt haben, um damit den traditionellen Nourûz-Tisch Haft Sîn zu schmücken. Man wirft es dann nach Möglichkeit in ein fließendes Gewässer, um es so der Natur zurückzugeben.

Dieses Jahr hat mein sabze gerade so mit Mühe bis Sîzdah-be-dar überlebt, denn ich hatte ja „geschummelt“ und Kresse ausgesät. Der Vorteil von Kresse ist: Sie wächst schnell. Sehr hilfreich, wenn man den richtigen Anpflanzzeitpunkt mal wieder verpaßt hat. Der Nachteil von Kresse ist: Sie wächst schnell. Und lebt entsprechend weniger lange.

Unser diesjähriges Haft-Sîn mit Kresse-sabze vorn in der Mitte

Natürlich habe ich meine Kresse auch anders als üblich in die Natur zurückgeführt: Ich habe sie nämlich nicht in den Neckar geworfen, sondern gegessen. 🙂

Einen Nachteil hat der Sîzdah-be-dar in Iran übrigens: Da jeder weiß, daß sich fast alle Leute außerhalb ihrer Häuser aufhalten, ist das der große Tag für Einbrecher. Die können am Sîzdah-be-dar nämlich weitgehend unbehelligt „arbeiten“.

Mit dem 13. Farvardîn enden auch die Nourûz-Feierlichkeiten, in Iran gehen die Ferien zu Ende, und der Alltag zieht langsam wieder ein. So auch bei uns: Nächste Woche wird es hier auf dem Blog um ein anderes Thema gehen.

Bildnachweis

Beitragsbild: Iraner in Holland beim Sîzdah-be-dar
Quelle: Wikimedia Commons
Urheber: PersianDutchNetwork
Lizenz: Creative Commons 3.0
unverändert übernommen

Haft-Sîn-Bild im Text: eigenes Foto

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Nourûz am Mogulhof: „Das wichtigste aller Feste“

Susanne Kurz hat sich in diesem Blog ja schon in vielen Beiträgen dem Thema Nourûz-Feierlichkeiten gewidmet. In einem dieser Beiträge hat sie auch schon über Nourûz am Hofe Dschahângîrs berichtet. Ich möchte das Thema nochmals aufgreifen.

Und falls Sie denken: Nourûz ist doch schon vorbei – richtig! ABER: vor allem am Hof Akbars und seiner Nachfolger wurde das Nourûz-Fest 19 Tage lang gefeiert!

Diese ausführlichen Fest- und Feiertage gab es unter den ersten Moguln noch nicht, obwohl belegt ist, dass das Neujahrsfest des persischen Kalenders gefeiert wurde. Bâbur, der erste Mogulherrscher, schrieb im Jahr 1505 (also noch zu seiner Zeit in Kabul) ein Gedicht anlässlich der Tatsache, dass das Nourûz-Fest und das Fest des Fastenbrechens nach dem Ramadan (‚îd al-fitr, türkisch: bairam) fast zusammenfielen. Das Gedicht ist in Bâburs Autobiographie Bâbur-nâma enthalten. Ich gebe hier die englische Übersetzung aus dem Tschagatai-Türkischen wieder, wie sie von A.S. Beveridge angefertigt wurde. (Beveridge (transl.): Bâbur-nâma, 236)

Glad is the Bairam-moon for him who sees both the face of the Moon and the
Moon-face of his friend ;
Sad is the Bairam-moon for me, far away from thy face and from thee.
Babur ! dream of your luck when your Feast is the meeting, your New-year
the face ;
For better than that could not be with a hundred New-years and Bairams.

Der zweite Mogulherrscher Humâyûn (st. 1556) lebte, nachdem er von der Sûrî-Dynastie zeitweise entmachtet worden war, einige Zeit im persischen Exil beim Safavidenherrscher Schâh Tahmâsp. Eine Miniatur zeigt die beiden Herrscher bei den Nourûz-Festivitäten:

Wirklich ausschweifend gefeiert wurde Nourûz jedoch erst unter Akbar. Dieser hatte mit der Einführung seiner „Göttlichen Religion“ (dîn-e elâhî) auch eine Kalenderreform durchgeführt, die das Nourûz-Fest als „das wichtigste aller Feste“ kennzeichnete. Die aufwändigen Feierlichkeiten schilderte Akbars Hofschreiber Badâ’ûnî folgendermaßen (A. Eraly, The Mughal World, 70, Übersetzung CP):

Der Herrscher ordnete an, die privaten und öffentlichen Gemächer mit kostbaren Materialien zu dekorieren – und man stellte viele kostbare Artikel in vielen bunten Farben aus, europäische Vorhange, und viele unvergleichliche Gemälde wurden angefertigt und weiträumige Pavillions aufgestellt.

Die Basare der beiden Hauptstädte Âgra und Fatehpûr Sikrî wurden ähnlich dekoriert. Tausende von Tänzern und Musikanten traten auf, sowohl männliche als auch weibliche, sowohl Hindus als auch Muslime, wie Badâ’ûnî betonte. Auch Wein und verschiedene andere Arten von Drogen waren erhältlich.

Einer der Höhepunkte der Feierlichkeiten war  jedoch die „Aufwiegezeremonie“: Akbar ließ sich auf einer großen Waage gegen Kostbarkeiten wie Gold, Silber, Gewürze, Stoffe und Früchte aufwiegen – und die Güter wurden an Bedürftige verteilt. Auch an die Notabeln des Hofes verteilte Akbar Präsente und Titel.

Akbars Nachfolger Dschahângîr und Schâh Dschahân feierten das Nourûz-Fest anscheinend ebenso ausgelassen und mit einem Überangebot an Wein und feinen Speisen.

Dem britischen Diplomaten Sir  Thomas Roe (st. 1644), Abgesandter des britischen Königs am Hofe Dschahângîrs, war das dann wohl doch ein wenig zu viel – und er schrieb: (Eraly: Mughal World, 71)

Ich sah, was zu sehen war: Geschenke, Elefanten, Pferde – und jede Menge Huren!

Interessant ist zum einen, dass Roe als eifriger Zechkumpan Dschahângîrs galt, hier aber plötzlich moralische Bedenken äußerte – und zum anderen Schâh Dschahâns Nachfolger Aurangzêb mit ähnlichen Argumenten die Nourûz-Feiern wieder abschaffte.

Es zeigt sich also wieder einmal, dass Feste und Feierlichkeiten sowohl Gemeinsamkeiten als auch Trennendes hervorbringen und interessante Schlaglichter auf die (Kultur-)Geschichte des Mogulreiches werfen .

Ich hoffe auch, dass alle Leser unseres Blogs  ein schönes Nourûz gefeiert haben – ob mit oder ohne Pomp!

Das Beitragsbild wurde mir heute von Susanne Kurz zur Verfügung gestellt.