Akbars Kirche in Agra (Weihnachtsspecial 2018)

Agra, die Hauptstadt des Mogulkaisers Akbar (reg. 1556-1605) ist heutzutage vor allem bekannt für das Tâdsch Mahal, das von Akbars Enkel Schâh Jahân (reg. 1627-1656) als Grabmonument für seine Ehefrau Mumtâz Mahal (st. 1631) erbaut wurde. Weniger bekannt ist dass in Agra eine der ersten katholischen Kirchen Nordindiens entstand: diese Kirche ist als Akbars Kirche bekannt, im Englischen Akbar’s Church.

Akbars Interesse am Christentum

In diesem Blog war schon häufiger von Akbars Interesse für alle Religionen die Rede. Akbars Faszination für das Christentum schlug sich in der zeitgenössischen Malerei nieder, so dass auf Bildern der Herrscher mit einem Heiligenschein zu sehen war, umgeben von Engeln. Sogar eine Jesusbiographie wurde für den Herrscher geschrieben. Dies alles geschah, nachdem mehrere Jesuitenmissionen auf Einladung Akbars an den Mogulhof gekommen waren und sich mit Akbar über den katholischen Glauben ausgetauscht hatten.

Doch Akbar förderte nicht nur durch diese Maßnahmen das Christentum in seinem Reich. In seiner Hauptstadt Agra gestattete er christlichen armenischen Händlern sich niederzulassen, zu handeln und auch ihren Glauben auszuüben. Die Armenier gehörten mehrheitlich der Armenischen Apostolischen Kirche an, die zu den orientalisch-orthodoxen Kirchen gehört.

Eine der ältesten katholischen Kirchen Indiens

Ab 1580 gab es dann mehrere katholische Jesuitenmissionen von Goa an Akbars Hof in Agra bzw. Fatehpur Sikri. Schon die Mitglieder der ersten Jesuitenmission drängten Akbar, eine katholische Kirche zu erbauen und die Mission unter Muslimen zuzulassen. Akbar war mit der Errichtung einer katholischen Kirche einverstanden und wies den Jesuiten ein Grundstück in der Nähe des armenischen Viertels zu. Außerdem spendete er einen großen Betrag für den Bau der Kirche.

Mit dem Bau der Kirche wurde 1598 begonnen, fertig gestellt wurde sie 1599, nach anderen Angabe 1600. Doch Akbar finanzierte nicht nur den Bau der Kirche, sondern interessierte sich auch im Nachgang des Baus für die dort stattfindenden Aktivitäten.

Weihnachten in der Kirche

So gibt es Berichte, dass Akbar zu Weihnachten die Kirche aufsuchte (z.B. Grewal, 94 f.), vor allem, um sich dort die Krippe anzuschauen. Akbar war scheinbar fasziniert von der Darstellung des neugeborenen Jesus, der Hirten und der Tiere. Die Anfertigung der Krippe war von den Jesuiten in Italien beauftragt worden. Akbar kam nicht alleine in die Kirche, auch einige Frauen aus dem Harem sowie einige Prinzen besuchten das Gotteshaus. Die Frauen brachten Kerzen mit. Zum Empfang der Gruppe aus dem Palast läuteten die Kirchenglocken und die Priester erwarteten zur Begrüßung Gäste vor der Kirche.

Die Krippe in Akbar’s Church war nicht nur ein Anziehungspunkt für Akbar, sondern für die ganze Bevölkerung Agras. 1610, also schon zur Regierungszeit von Akbars Sohn Prinz Salîm / Kaiser Dschahângîr, öffneten die Jesuiten nach den Weihnachtsfeiertagen die Krippe für die Öffentlichkeit. Innerhalb der nächsten vierzig Tage sollen mehr als 14.000 Besucher – sowohl Hindus als auch Muslime in die Kirche gekommen sein, um sich die Krippe anzuschauen (Maclagan, 331).

Unter Akbars Herrschaft waren sowohl die jesuitische Mission als auch die Errichtung des Kirchengebäudes ein Erfolg. Im letzten Jahr von Akbars Herrschaft (1604) konvertierten vierzig Muslime zum Christentum und empfingen in Akbar’s Church das Sakrament der Taufe. Zwei Jahre später zählte die christliche Gemeinde in Agra siebzig Mitglieder.

Es spricht für Akbars Religionspolitik, dass er die Missionierung verschiedener Religionen duldete. Nicht umsonst ist die Kirche in Agra auch heute noch unter Akbar’s Church bekannt.

Akbars Kirche erlebte im Laufe der Zeit Zerstörung und Wiederaufbau – doch davon soll in einem anderen Blogbeitrag die Rede sein.

Literatur (Auswahl)

R.Grewal: In the Shadow of the Taj: a Portrait of Agra. New Delhi: Penguin,2007.

E. Maclagan: The Jesuits and the Great Mogul. London: Burns et. al., 1932.

Das Beitragsbild „Akbar’s Church“ steht unter der Creative Commons License 3.0Peter Potrowl [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0) or GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html)], from Wikimedia Commons

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3 Kommentare

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