Dilsankar, Jangia und Hawai: Kriegs-Elefanten des Mogulherrschers Akbar (st. 1605)

In meinem vorherigen Beitrag habe ich einige Informationen zum Einsatz von Kriegselefanten im Sultanat von Delhi zusammengetragen. Dabei ging es auch um den hohen Stellenwert, den Elefanten in der Schlacht und bei Zeremonien am Hof genossen.

In der Schlacht trugen Elefanten eigene Rüstungen, die sie gegen die Pfeile der Gegner relativ unempfindlich machten. Unter den Mogulherrschern ab dem 16. Jahrhundert veränderte sich die Kriegesführung, wie später zu sehen sein wird. Doch zunächst waren es die Moguln, bei denen Kriegselefanten im Verlauf der Herrschaftszeit an Bedeutung gewannen. Akbars Großvater Bâbur (st. 1530) und sein Vater Humâyûn (st. 1556) besaßen zwar Hunderte (bzw. wahrscheinlich sogar Tausende) von Elefanten, doch es war erst Akbar, der sich besonders mit Elefanten beschäftigte und sie auch selbst auf dem Schlachtfeld einsetzte – ganz zu schweigen davon, dass einer seiner liebsten Zeitvertreibe Elefantenkämpfe waren. Bâbur und Humâyûn, die beide nicht in Indien geboren worden waren, schrieben in ihren Memoiren zwar ausführlich zum Thema Elefanten, doch erst der in Indien geborene Akbar war persönlich in der Lage, Elefanten zu reiten.

In Akbars Biographie Akbar-nâma (“Berichte über Akbar”) berichtete sein Sekretär Abû l-Fazl (st. 1602) über viele Gelegenheiten, bei denen der Herrscher Elefanten ritt, die im “berauschten” Zustand (Urdu: mast) und daher unberechenbar waren. Wie ich im letzten Beitrag schon erwähnte, wurde dieser Zustand der mast häufig durch Alkohol oder bestimmte Pflanzen erreicht.

Dem Herrscher standen über hundert “spezielle, persönliche” (Urdu: khâss) Elefanten zur Verfügung, die in einem besonderen Teil des Elefantenhauses (fîl-khâna) untergebracht waren und über eine große eigene Dienerschaft verfügten.

Aus dem Akbar-nâma erfahren wir von Abû l-Fazl folgendes (Akbar-nâma, Vol 2, 239):

Der erste Elefant, den Seine Majestät der Shâhinshâh (i.e. König er Könige, CP) ritt, hieß Dilsankâr. Der erste mast Elefant, den seine seine Majästät der König der Könige ritt, war Damûdar, den seine Majestät von Bairâm Khân geschenkt bekommen hatte. Der erste mast Elefant, den seine Majestät bestieg und in die Schlacht gegen einen anderen mast-Elefanten führte, hieß Jhalpa. Das war während der Belagerung von Mankot. Nachdem der Kampf zwischen den beiden Monstern eine Zeit getobt hatte, endete er, wie ein Schachspiel in einem Unentschieden, und die beiden wurden getrennt. Zu dieser Zeit war seine Majestät vierzehn Jahre alt. Danach erreichte die Fähigkeit seiner Majestät, mast-Elefanten zu reiten, ungekannte Höhen … Ohne Übertreibung ritt er mehr als hundert Mal mast-Elefanten, die ihre mahouts getötet hatten und als (Menschen-)Mörder bekannt waren und die in der Lage waren, eine Stadt zu zerstören oder eine Armee zu stören. Seine Majestät war in der Lage, diese Elefanten zu besteigen und in die Schlacht zu führen.

Auch wenn davon einiges übertrieben war, erfahren wir doch, dass Akbar die Elefanten bewusst in der Schlacht einsetzte, obwohl seine Vorfahren den Einsatz von Reitern bevorzugt hatten. Es gibt auch Berichte, dass die Elefanten an ihren Rüsseln schwertartige Metallteile trugen, die gegen die gegnerische Armee eingesetzt wurden.

Doch Elefanten waren nicht unverwundbar, wie uns das Schicksal von Akbars Elefanten Jangia zeigt:

Der Elefant Jangia zeigte großartige Taten. Einmal rannte ein Rajput auf ihn zu, griff ihn mit dem Schwert an und schlug seinen Rüssel ab. Obwohl sein Rüssel nun verletzt war und das Leben für ihn nun schwerer war als zuvor, tötete er dreißig Männer bevor und fünfzehn Männer nachdem er verwundet wurde.

Doch nicht nur Schwerter waren eine Gefahr für die Elefanten – Akbar führte unter anderem Schusswaffen auf dem Schlachtfeld ein: und gegen diese waren Elefanten trotz ihrer Rüstungen nicht geschützt.

Dennoch wurden auch schwer verwundete und vielleicht sogar verkrüppelte Elefanten gepflegt und blieben bis zu ihrem Tod im fîl-khâna.

Ich persönlich finde es sehr interessant, dass im Akbar-nâma die einzelnen Elefanten mit Namen genannt und ihre persönlichen Charaktereigenschaften hervorgehoben wurden. Dadurch hatten die Elefanten in Akbars Memoiren denselben Stellenwert wie seine Befehlshaber oder seine Gegner.

Beschließen möchte ich diesen Beitrag mit einem Zitat über Akars Lieblingselefanten Hawai, den Abû l-Fazl besonders erwähnt (Akbar-nâma, Vol 2, 233 ff.)

Der Elefant Hawai war ein mächtiges Tier und unter den speziellen Elefanten sehr geschätzt. Er war der Welt gewachsen in Bezug auf Farbe, Leidenschaft, Wildheit und Bosheit gewachsen. Sogar erfahrene mahouts, die zuvor andere ähnliche Elefanten geritten hatten, hatten Schwierigkeiten mit ihm. Eines Tages, inmitten von Hawais “Berauschtheit”, bestieg Akbar ihn und führte ihn in den Kampf gegen Ran Bagha, der ihm in seinen Qualitäten ungefähr gleichkam … Seine Majestät, mit dem Herz eines Löwen, führte seine furchteinflößende Verfolgung weiter durch, bis Hawai durch die Kraft eines verborgenen Arms und durch den göttlichen Willen den Sieg errang.

Wie erwähnt erreichte die Haltung von Elefanten am Herrscherhof und der Einsatz von Kriegselefanten unter Akbar seinen Höhepunkt – um anschließend stark zurückzugehen. Doch davon soll in einem weiteren Beitrag die Rede sein.

Literatur:

Abû l-Fazl Ibn Mubârak: The Akbarnama of Abu’l Fazl / transl. by Henry Beveridge. Vol. 1-3. Calcutta, 1907 -.

Gommans, Jos J. L.: Mughal Warfare: Indian Frontiers and Highroads to Empire, 1500-1700 (Kindle Edition)

Das Beitragsbild zeigt einen Elefanten bei einer Zeremonie am Mogulhof, wahrscheinlich bei einer Prozession anlässlich des ‘Id. Es befindet sich im Victoria und Albert Museum und ist Public Domain.

Victoria and Albert Museum [Public domain].

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