War Mayam uz-Zamânî Akbars christliche Ehefrau?

Kaum eine historische Figur am Mogulhof gibt so viele Rätsel auf wie Maryam uz-Zamânî , eine der vier Hauptfrauen des Mogulherrschers Akbars (st. 1605). Für viele Historiker war sie eine Hindu-Prinzessin aus Rajasthan, für andere eine christliche Portugiesin. Der Beitrag beleuchtet einige Quellen zum Thema.

Schaut man sich das Beitragsbild dieses Beitrages an, kann man ein Detail entdecken, das im Zusammenhang mit dem muslimischen Mogulhof Indiens überraschend ist: die Ehefrau des Mogulkaisers Akbar (st. 1605), Maryam uz-Zamânî (st. 1623) trägt auf dem Gemälde eine Halskette mit einem Kreuz. War Maryam uz-Zamânî, die Mutter des Thronfolgers Salîm (als Herrscher Dschahângîr, st. 1627) also eine Christin?

Dieser Beitrag beleuchtet einige Quellen zu dem Thema. Zunächst einmal zum Beitragsbild: das Porträt von Akbar und Maryam uz-Zamânî wurde noch zu Akbars Lebzeiten gezeichnet, lag allerdings nur als Skizze vor. Die Farben des Bildes wurden erst später hinzugefügt. Das Bild wurde 1916 als Teil eines Forschungspapiers von Pastor Hosten veröffentlicht. Dieser hatte sich selbst eingehend mit der Frage der Religion Maryam uz-Zamânî beschäftigt.

Sowohl in der historischen Forschung über das Mogulreich als auch in der populären Kultur wird Maryam uz-Zamânî als hinduistische Frau dargestellt, die als Tochter des Rajas von Ambar mit dem siegreichen Mogulherrscher Akbar verheiratet wurde. In den beiden vergangenen Jahrzehnten wurde die Figur der Jodha Bai als Hindu-Prinzessin populär: Sowohl der Film Jodhaa Akbar von Ashutosh Gowariker aus dem Jahr 2008 als auch die Serie Jodha Akbar von Ekta Kapoor (2013-2015) stellen Jodha als Hindu-Prinzessin dar. Sie wird – so Film und Serien – gegen ihren Willen aus politischen Gründen mit Akbar verheiratet, verliebt sich später dann in ihren Mann.

Neue Erkenntnisse? Das Buch von Luis Assis de Correira

2017, also fast zehn Jahre nach Erscheinen des Films Jodhaa Akbar und zwei Jahre nach Ende der Serien Jodha Akbar veröffentlichte Luis Assis de Correira sein Buch „Portuguese India and Mughal relations (1510-1735)” (Portugiesisches Indien und die Beziehung zu den Moguln).

In dem Buch schreibt Correira, dass Jodha Bai keine Hindu-Prinzessin gewesen ist, sondern eine portugiesische Christin. Correira schreibt weiter, dass der wahre Name von Maryam uz-Zamânî Maria Mascarenhas gewesen sei.

Die Legende von Maria Mascarenhas, Akbars christlicher Frau

Correira untersucht in seinem Buch Quellen über Portugiesisch-Indien, das ab etwa 1500 entstand. Die Politik der portugiesischen Krone sei es gewesen, junge Frauen, die in Portugal keine Familie (mehr) hatten, mit Händlern oder Beamten in den Kolonien zu verheiraten. Aus diesem Grunde sei auch Maria Mascarenhas zusammen mit ihrer Schwestern Juliana mit einem Schiff von Portugal nach Indien aufgebrochen. Während dieser Reise sei das Schiff jedoch von Piraten überfallen worden, und die beiden portugiesischen Schwestern Maria und Juliana seien verschleppt worden. Schließlich gelangten sie an den Hof von Bahâdur Schâh, dem Herrscher des islamischen Sultanats von Gujarat.

Der Sultan von Gujarat musste sich sowohl gegen die Portugiesen als auch gegen die Mogulherrscher behaupten. Um Akbar zu beschwichtigen und den Mogulherrscher in seinem Machtanspruch zu bestärken, überreichte der Sultan von Gujarat ihm die portugiesischen Schwestern als Geschenk. Obwohl es hier einiges zur Rolle von Frauen und zum Menschenhandel zu sagen gäbe, soll dieses Thema hier nicht diskutiert werden.

Juliana und Maria Mascarenhas in Akbars Harem

Nach Correiras Version nahm Akbar das Geschenk des Sultans von Gujarat an. Juliana und Maria wurden in Akbars Harem aufgenommen. Laut Correira verliebte sich der etwa 18-jährige Akbar in die etwa gleichaltrige Maria. Die beiden heirateten, Maria erhielt den Namen Maryam uz-Zamânî (Maria des Zeitalters) und brachte den Thronfolger Salîm (also Akbars Nachfolger, starb1627) zur Welt.

Maria Mascarenhas‘ Schwester Juliana lebte zunächst unverheiratet in Akbars Harem. Sie war als Ärztin für die Frauen, Kinder und hijras im Harem zuständig. Aus welchem Grund Juliana als Ärztin tätig war beziehungsweise, ob sie medizinisch vorgebildet war, ist nicht bekannt.

Correira führt in seinem Buch weiter aus, dass es für die portugiesischen Katholiken undenkbar war, dass eine christliche Frau in einem muslimischen Harem lebte. Zudem sei es auch für die Moguln unvorstellbar gewesen, eine europäische Christin als Ehefrau des Herrschers zu akzeptieren – europäische Soldaten hatten schließlich seit den Kreuzzügen im 12. Jahrhundert gegen Muslime gekämpft. Aus den genannten Gründen, so schreibt Correira, habe man die Legende der hinduistischen Jodha Bai gegeben.

In der Tat ist es so, dass es in den persischen Quellen der Moguln keine belastbaren Aussagen darüber gibt, welche Herkunft Maryam uz-Zamânî hatte. Die Auskunft, dass es sich um die rajputische Hinduprinzessin Jodha Bai handelte, entstammte britischen Quellen. Auch Dschahângîr erwähnt immer nur sehr indirekt, dass Maryam uz-Zamânî seine Mutter ist. Beispielsweise erwähnt er, dass die Hochzeitsfeierlichkeiten seiner Söhne in den privaten Räumen von Maryam zu-Zamânî abgehalten wurden. In seinen Memoiren ist die Beschreibung von Maryams Tod im Jahr 1623 eher emotionslos gehalten. Maryam uz-Zamânî wurde in einem Grab bestattet, das Dschahângîr für sie errichten ließ – sie wurde nicht, wie bei Hindus üblich, verbrannt. In ihrem Grab fanden sich aber auch keine Hinweise, dass Maryam

Correira schreibt, dass also, dass die Portugiesin Maria Mascarenhas ihr gesamtes Leben ab dem 17. Lebensjahr in Akbars Harem verbrachte. Problematisch ist, dass Correiras Version der Geschichte einige Unstimmigkeiten und Fehler gibt: Er gibt als Herrscher des Sultanats von Gujarat Bahâdur Schâh an. Dieser wurde allerdings bereits 1537 ermordet – und damit bereits knapp zwanzig Jahre bevor Akbar überhaupt zum Herrscher des Mogulreiches wurde.

Letztlich fehlen bis heute die historischen Beweise, dass Maryam uz-Zamânî eine portugiesische Christin war.

Über Maria Mascarenhas Schwester Juliana Mascarenhas gibt es weitere interessante Informationen – der weiteren Quellenlage nach heiratete sie einen französischen Adeligen aus dem Geschlecht der Bourbonen, den es auf abenteuerliche Weise nach Indien verschlug. Doch das wird Thema eines weiteren Beitrages.

Literatur:

Neben dem oben erwähnten Buch finden sich Hinweise auf die Geschichte der christlichen Maryam uz-Zamânî in den folgenden Büchern:

Prince Michael of Greece: The Raja of Bourbon. Delhi: Roli Books, 2010.

Iyer, Indira: The Bourbons and Begums of Bhopal. New Delhi 2018.

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