Mirzâ Hakîm: Symbol des Widerstandes gegen Akbar

In den letzten beiden Beiträgen habe ich bereits beschrieben, wie der Konflikt zwischen dem Mogulherrscher Akbar (st. 1605) und seiner Stiefmutter Mâh Chûchak sowie seinem Bruder Mirzâ Hakîm in Kabul langsam eskalierte.

Mirzâ Hakîm herrschte nach dem Tod seiner Mutter Mâh Chûchak unterstützt von seinem Schwiegervater, dem Regenten von Badakshân. Seinen Anspruch, auch den Rest des Mogulreiches zu beherrschen, gab Mirzâ Hakîm nicht auf.

Widerstand gegen Akbar

Mirzâ Hakîm inszenierte sich in Kabul als der wahre Erbe seines Urgroßvaters Bâbur und seiner mongolischen Vorfahren Dschingis Khân und Timur. Mirzâ Hakîm behauptete, dass Akbar sein zentralasiatisches Erbe vernachlässige und in Indien immer mehr Hindus und schiitische Perser in wichtige Positionen des Reiches brächte. Deshalb war Mirzâ Hakîm in Kabul ein wichtiger Anlaufpunkt für alle Kritiker Akbars – wie zum Beispiel auch Akbars Schwager Scharîf ud-Dîn, der sich zeitweise mit Abû Ma’âli zusammentat. 1566 unterstützte ein weiterer wichtiger Klan, die Mirzâs, die ursprünglich mit Bâbur nach Indien gekommen waren, ebenfalls Mirzâ Hakîm – auch sie behaupteten, dass Akbar die Interessen der Zentralasiaten nicht mehr berücksichtigete – seit dem Tod seiner wichtigsten Ratgeber Bairam Khân (1561) und Atga Khân, die beide aus Zentralasien stammten, hatte Akbar wichtige Positionen an Hindus gegeben und schien damit Akbars Gegnern Recht zu geben.

1566 – Mirzâ Hakîm marschiert im Punjab ein

1566 meinte Mirzâ Hakîm genügend Unterstützer gegen Akbar gefunden zu haben – und marschierte mit seinen Truppen im Punjab ein, wo er große Teile der Provinz erobern konnte. Akbar jedoch bewies mit seinen Truppen eine größere militätrische Stärke und konnte Mirzâ Hakîm aus dem Punjab vertreiben. Die ebenfalls rebellierenden Mirzâs ermöglichten, dass Mirzâ Hakim nach Kabul flüchten konnte.

1569 gab es einen entscheidenden Wendepunkt in Akbars Leben: sein Sohn Salîm/Dschahângîr wurde geboren. Mirzâ Hakîm war plötzlich ein Konkurrent um die Herrschaft – und Akbar überlegte tatsächlich, erstmals, seinen Bruder umbringen zu lassen (Faruqui: The Princes, 240). Letzten Endes hatte er aber doch Skrupel und ließ Mirzâ Hakîm zunächst weiter gewähre.

Dieses änderte sich 1581, als Mirza Hakîm erneut gegen Akar rebellierte.

1581-82: Erneute Rebellion und Niederlage Mirzâs

1581 versuchte Mirzâ Hakîm erneut, Akbar zu entmachten. Er schaffte es wieder, einige Unterstützer in der Provinz Bengalen zu gewinnen und erneut mit seinen Truppen in Indien einzufallen – und er scheiterte erneut an Akbar beziehungsweise an Mân Singh und musste sich nach Kabul zurückziehen.

Wegen dieses Angriffes im Jahr 1581 startete Akbar ein Jahr später eine militärische Strafaktion gegen Mîrza Hakîm und führte seine Truppen nach Kabul – genauer gesagt: Akbar ließ seinen Sohn Murâd, der zu diesem Zeitpunkt erst zwölf Jahre alt war, als befehlshabender Militärführer gegen seinen Onkel antreten.

Murâd war in der Tat in der Lage, mit Hilfe seiner Ratgeber und seines Vaters Mirzâ Hakîm zu besiegen und ihn festzusetzen. Mirzâ Hakîms Söhne und sein Premierminister (und Schwager) flohen aus Kabul.

Wie so oft in der Geschichte war es eine Frau, die in diesem Konflikt vermittelte: Akbars und Mirzâ Hakîms Schwester Bakht-un-Nisâ’ Begum (st. 1608) erreichte, dass Akbar seinem Bruder verzieh – die Regierung über Kabul erhielt jedoch Bakht un-Nisâ’ Begum. Sie unterzeichnete nun alle offiziellen Erlasse. Kabul gehörte nun offiziell zum Mogulreich.

Sowohl in Kabul als auch in Delhi verfügten Frauen über politische Macht, die sie auch einsetzten. Akbar konnte nach dem Sieg über Mirzâ Hakîm seine Version eines multi-religiösen Staates verwirklichen, in dem viele Volksgruppen und Religionen friedlich nebeneinander existieren. Seine Gegner um Mirzâ Hakîm konnten sich mit ihren Ideen eines zentralasiatisch geprägten Staats mit sunnitisch-islamischer Vorherrschaft nicht durchsetzen.

Mirzâ Hakîm starb 1585 an den Folgen einer Alkoholvergiftung.

Der vierte und letzte Teil dieser Miniserie dreht sich um Mirzâ Hakîms Kinder und ihr weiteres Schicksal in Indien!

Literatur:

Munis D. Faruqui: The Princes of the Mughal Empire, 1504-1715. Cambridge et al., 2012.

Beitragsbild: Das Beitragsbild zeigt ein Portrait Akbars von Govardhan, etwa 1630. Es unterliegt der Public Domain Lizenz.

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