Akbars Red Fort in Agra

Das Mogulreich hatte in seiner Geschichte vom 16. bis zum 19. Jahrhundert mehrere Hauptstädte: Agra (1526-1540; 1555-1571), Fatehpur Sikri (1571-1585), Lahore (1586-1598) und Shahjahanabad (Delhi, 1648-1857). Darüber hinaus beanspruchten auch von Kabul aus Mitglieder der Moguldynastie den Thron – doch das ist eine andere Geschichte.

Agra – die Salzstadt

Auch wenn es erst unter den Mogulherrschern zum Auf- und Ausbau Agras kam, gibt es Spuren der Befestigung des Ortes. Bereits die Lodi-Herrscher hatten Agra als Herrschaftssitz gewählt. Bâbur übernahm Agra als Hauptstadt von der Lodi-Dynastie. Seine Herrschaft blieb allerdings auf die linke Seite des Flusses Jamuna beschränkt. Vor seiner Rolle als Hauptstadt war Agra für übrigens als Handelsstadt berühmt. Schon der Name, Agra, der von Agur („Saline“) abgeleitet wurde, deutet auf den Salzgehalt und die geologische Struktur der Gegend hin. Persische und indische Händler trafen sich in Agra und machten die Stadt zu einer wichtigen Handelsmetropole.  Als Bâbur 1530 starb, wurde er zunächst in Agra im Râm Bâgh bestattet.

Agra wird zur Hauptstadt

Ihre eigentliche Größe als Hauptstadt erlangte Agra allerdings erst unter der Herrschaft Akbars. Nicht umsonst wird Agra häufig in der von Muslimen verfassten Literatur als Akbarabad bezeichnet.

Das Zentrum der Stadt und der eigentliche Herrschaftssitz ist das Agra Fort – auch genannt Red Fort. Es wurde über einen Zeitraum von acht Jahren erbaut (1568-73). Seinen Namen erhielt das Fort durch die roten Sandsteinplatten, die zur Verkleidung der Mauern benutzt wurden – diese stammten aus Rajastan.

Schaut man auf den Grundriss des Roten Forts, ist dieser halbmondförmig. Das Fort ist von einer extem dicken Mauer umgeben. Besonders berühmt sind die beiden Tore „Delhi Gate“ und „Lahori Gate“, wobei Akbar das erstgenannte Tor als öffentliches Tor benutzte.

Bilder des Agra Forts

Innrhalb des Forts gibt es einige besondere Gebäude und Paläste, die  ich hier näher vorstellen möchte. Zunächst einmal die Halle des

Diwân-e ‚âmm („Öffentliche Audienzhalle“)

Hier pflegte Akbar tätglich von etwa 12h an, Audienz zu halten. Während der Kaiser auf dem Thron saß, saßen die Würdenträger des Reiches gemäß ihrer Rangfolge an den Seiten der Halle. Die öffentlichen Audienzen dauerten mindestens 1-2 Stunden, häufig auch länger. Dem Herrscher wurden auch die Inspektionsberichte seiner Soldaten während der Audienzen vorgetragen, und es kam vor, dass Akbar den Sold herabsetzte bzw. Soldaten entließ. Zudem konnten alle Untertanen Beschwerden vortragen, und Akbar hielt Gerichte in vielen Angelegenheiten ab.

Diwân-e  khâs (Private Audienzhalle)

Im Fort gab es ebenso eine private Audienzhalle, die für die  Beratungen der engsten Ratgeber Akbars gebaut wurde. Hier traf sich Akbar täglich mit seinen Ministern. Bei diesen Audienzen wurden aber nicht nur Entscheidungen getroffen, sondern dem Herrscher wurden von Gesandten aus Indien oder sogar aus Europa kostbare Geschenke geschickt: Pferde, Hunde, Elefanten, Schwerter oder Gewürze wurden Akbar überreicht. Darüber gab es auch zahlreiche Berichte europäischer Gesandter, die die Pracht und den Reichtum des Mogulhofes erahnen lassen.

Das Königliche Bad (Hammâm-e Shâhî)

Von besonderer Bedeutung für das Leben am Hof war das königliche Bad, das hammâm. Diese große Badeanlage, die eine Abfolge von kalten und heißen Bädern beinhaltete, hatte nicht nur eine Bedeutung als Platz der Reinigung, sondern auch der medizinischen Behandlung. Leider liegen uns darüber keine weiteren Informationen vor. Wahrscheinlich ist, dass Akbar selbst dieses Bad benutzte. Das Hammâm-e Shâhî war besonders prächtig ausgestattet – z.B. mit prächtigen Spiegeln, in denen sich die Gärten des Forts widerspiegelten. Über die Bedeutung der Bäder im Mogulreich habe ich bereits an anderer Stelle geschrieben (s.o.).

Der Palast von Jodha Bai

Als ein Teil des königlichen Harems war der Palast von Jodha Bai der größte Palast des Harems. Wie auch in der TV-Serie Jodha Akbar hatte Maryam uz-Zamânî, wie der Name der Rajputen-Prinzessin, die Akbar heiratete, ihren eigentlichen Palast. Die Verbindung von Mogul-Architektur und Dekor-Elementen der Hindu-Mythologie (Pfauen, Papageien) wird in diesem Palast besonders deutlich. Es könnte also wirklich sein, dass Jodha Bai weiterhin praktizierende Hindu blieb.

Insgesamt zeigt die Architektur des Agra Forts vor allem in den Details die Verbindung von Mogul- Kultur und indischer Hindu-Religion und Elementen. Dschahângîr und Shâh Dschahân fügten dem Fort weitere Symbole ihrer eigenen Herrschaft hinzu.

Nicht umsonst zählt das Fort heutzutage zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Das Beitragsbild zeigt das Delhi Gate. Es unterliegt der Wikimedia Commons Licence 2.0

Literatur:

Muhammad Ashraf Husain: A Historical Guide to the Agra Fort. Delhi 1937.

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