Das Rote Fort in Agra: Akbars Herrschaftssymbol

Neben dem Taj Mahal ist das Rote Fort die bedeutendste Sehenswürdigkeit der Mogulzeit in Agra im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh. Der Mogulkaiser Akbar der Große (starb 1605) machte Agra zu seiner wichtigsten Hauptstadt und das Rote Fort zum Symbol seiner Macht.

Agra wird Hauptstadt des Mogulreiches

Wie Millionen Touristen in jedem Jahr habe ich 1999 eine Bustour von Delhi nach Agra unternommen, um das Taj Mahal zu besichtigen. Bevor wir jedoch zur „Krone der Paläste“ fuhren, steuerten wir zunächst das Rote Fort an, das sich in nur 2,5 Kilometer Entfernung vom Taj Mahal befindet. Dieses Bauwerk hat mich sehr beeindruckt, und es ist deutlich, warum das Rote Fort eines der Machtsymbole des Mogulreiches war.

Als der erste Mogulherrscher Bâbur (starb 1530), der Großvater Akbars, die Region um Agra von der Lodî-Dynastie erobert hatte, machte er Agra zu einer der wichtigsten Städte des Reiches. Er übernahm als Regierungssitz das Fort aus Lehmziegeln, das neben einigen anderen Gebäuden schon bestand. Es ist allerdings nicht ganz klar, wie alt diese Anlage schon war.

In den folgenden Jahrzehnten machte der dritte Mogulherrscher Akbar (st. 1605) Agra zu seiner Hauptstadt. Zunächst ließ er einen Stufenbrunnen (Hindi: baoli) errichten. Nach und nach verstärkte er das Fort und baute dort mehrere neue Paläste. Als Architekten bestellte er Qâsim Mîr Khân Barr-o-Bahr, der die zahlreichen Handwerker beaufsichtigte.

Akbars berühmter Hofberichterstatter, sein Sekretär Abû l-Fazl (st. 1602) schrieb zur Entwicklung der neuen Stadt Agra folgendes:

Seine Majestät machte Agra zur Hauptstadt des Reiches. Im dritten Jahr seiner Herrschaft machte er die Zitadelle, die vormals als Badalgarh bekannt war, zu seiner Residenz. Er fügte verschiedene Viertel zur Unterbringung der Eliten des Reiches hinzu, sodass der Palast zu einem Zentrum von Wohlstand, Glück und Reichtum wurde. Durch die Aufmerksamkeit seiner Majestät wurde Agra zum Schmuckstück der sieben Klimata (= der ganzen Erde, C.P.). Die Stadt hat ein gesundes Klima, die Hitze und die Kälte sind in der jeweiligen Saison gemäßigt. Die Erde ist besonders fruchtbar für die Bäume und die Früchte aus Khorasan und dem Irak. Der Fluss (der Jamuna) hat nur wenige Rivalen in Bezug auf seine Helligkeit und seinen Geschmack. Er fließt in der Mitte von Agra. Auf beiden Seiten des Flusses haben sowohl der Adel als auch die Diener des Staates Gebäude von solcher Schönheit und Eleganz gebaut, dass man sie nicht beschreiben kann. Mit all diesen schönen Gebäuden und den ansprechenden Vorstädten wurde Agra zur Hauptstadt des Reiches. Die Zitadelle (= das Rote Fort, C.P.) wurde von nun an Daulat Khâna, Haus des Wohlstandes, genannt.

Die Baumaßnahmen zogen sich über mehr als sieben Jahre hin, nämlich von 1567 bis 1573. In dieser Zeit wurde das Fort mit 22 Meter hohen Mauern umgeben, die sich über mehr als 2,5 Kilometer erstrecken. Als Baumaterial verwendete man nach Akbars Anweisungen Ziegelsteine verwendet, sie mit roten Sandsteinplatten aus Rajasthan verkleidet wurden – daher der Name „Rotes Fort“.

Wie von Abû l- Fazl erwähnt, ließ Akbar zahlreiche Paläste erbauen, von denen er viele auch selbst nutzte. Leider sind viele der Gebäude, die von Akbar errichtet wurden, nicht mehr erhalten. Akbars Enkel Schâh Dschahân, der das Taj Mahal erbauen ließ, erneuerte und renovierte viele der Bauten, die von Akbar errichtet wurden. Dabei änderte er den Stil der Gebäude entscheidend: Wie bereits erwähnt, nutzte Akbar als Baustoff roten Sandstein, während Schâh Dschahân vornehmlich weißen Marmor verwendete.

Besonders wichtige Gebäude, die Akbar errichten ließ, waren der Diwân-i Âm, die Audienzhalle, in der Akbar seine allgemeinen Audienzen abhielt. Dort hielt er auch rechtliche Verfahren ab. Die Quellen berichten, dass er dabei nicht auf seinem Thron saß, sondern vor den Menschen stehend seine Urteile verkündete. Im Diwân-i khâss, der privaten Audienzhalle, traf Akbar mit seinem Hofstaat und den wichtigsten Würdenträgern zur Beratung zusammen. Die beiden Audienzhallen sind heutzutage nur noch in der von Schâh Dschahân erbauten Version erhalten.

Dschahângîrî Mahal im Roten Fort

Der Dschahângîrî Mahal (Palast Dschahângîrs)

Eines der wenigen Gebäude, das aus Akbars Regierungszeit erhalten geblieben ist, ist der Dschahângîrî Mahal, der Palast, der nach Akbars ältestem Sohn und Erben Salîm, der als Herrscher Dschahângîr benannt wurde.

Akbar ließ den Palast für diejenigen Frauen seines Harems erbauen, die nicht zum Islam konvertiert waren, sondern weiterhin Hindus blieben. Dieses betraf vor allem Frauen der Rajputen, die nach Akbars Sieg über Rajputen-Herrscher mit dem Mogulkaiser verheiratet wurden. Diese Frauen waren zwar mit Akbar verheiratet, zählten aber nicht zu seinen Hauptfrauen. Eine Ausnahme bildete Maryam uz-Zamânî, auch bekannt als Jodha. Sie war die Tochter des Rajas von Amber und die Mutter von Prinz Salîm (Dschahângîr). Als solche wird sie aber nicht im Dschahângîrî Mahal, sondern in unmittelbarer Nähe des Herrschers gewohnt haben. Architektonisch enthält der Palast Dschahângîrs keine Elemente der islamischen Artitektur, sondern typische Elemente der Kunst und Architektur Rajastans. Dieses ist ein weiterer Beleg dafür, dass in Akbars „Hindustan“ islamische und hinduistische Elemente nebeneinander stehen konnten oder sich vermischten.

In Fatehpur Sikri, einer der anderen seiner Hauptstädte, ließ Akbar für Jodha einen eigenen Palast errichten – doch von diesem werde ich in einem anderen Beitrag berichten.

Literatur:

Zur muslimischen Architektur Agras ist vor allem das folgende Werk interessant, da der Autor die Bauwerke im 19. Jahrhundert beschrieb, als sie noch besser erhalten waren und noch nicht durch die Briten eine andere Funktion erhalten hatten.

Syad Muhammad Latif: Agra Historical & Descriptive: With an Account of Akbar and his Court and of the Modern City of Akbar. Calcutta 1896.

Bildnachweis:

Beitragsbild:

Das Beitragsbild zeigt die Mauern des Roten Forts: A.Savin, WikiCommons.

Bild des Dschahângîrî Mahal: Gerd Eichmann, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons.

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