Der Pfauenthron der Moguln

Heute möchte ich hier nur einen kleinen Schnipsel aus einem berühmten Reisebericht posten, der sich mit dem nicht weniger berühmten Pfauenthron der Moguln beschäftigt. Der Reisebericht stammt von Jean-Baptiste Tavernier, einem französischen Juwelenhändler und Reisendem. Er bereiste zwischen 1630 und 1668 sechs mal Persien und Indien. Während seiner Reisen erwarb er zahlreiche wertvolle Edelsteine, die er später in Europa verkaufte und großen Reichtum erlangte. Somit ist es nicht verwunderlich, dass Tavernier vom Pfauenthron am Mogulhof in Delhi besonders fasziniert war.

Der Mogulherrscher Schâh Dschahân (st. 1666) wollte sich von seimem Vater Dschahângîr (st. 1627) abgrenzen, der einen Thron aus schwarzem Basalt hatte. Schâh Dschahân gab also den prachtvollen Thron in Auftrag, der mit Blattgold verziert und mit über 26.700 Edelsteinen geschmückt war. Der Pfauenthron wurde in einer prächtigen Zeremonie am siebten Jahrestag von Schâh Dschahâns Thronbesteigung eingeweiht (22.3.1635). Den Namen Pfauenthron hatte er zunächst noch nicht, erst spätere Historiker nannten ihn wegen der Pfauenstatuen Takht-e tâvûs.

Taverniers Beschreibung des Pfauenthrons

Tavernier kam auf Einladung Schâh Dschahâns persönlich an den Hof in Delhi. Er sollte die Edelsteine des Herrschers beurteilen und wollte ihm selbstverständlich auch Edelsteine verkaufen. Das Rote Fort in Delhi, wo sich der Pfauenthron befand, hatte sieben Throne, der Pfauenthron stand jedoch im Diwân-e khâss, dem speziellen Audienzraum, er ..

(…) erinnert in Bezug auf Form und Größe einem Feldbett. Das bedeutet, es ist etwa 1,80 m lang und 1,20 m breit. (…) Er hat einen Baldachin auf drei Seiten, die Seite, die zum Hof zeigt, ist offen. Sowohl die Füße des Throns als auch die Stangen, die mehr als auch das Gestänge, das mehr als 45 Zentimeter lang ist, sind mit goldenen Intarsien und mit zahllosen Diamanten, Rubinen, und Smaragden verziert. In der Mitte einer jeden Stange befindet sich ein großer Balasrubin, glatt geschliffen. Sie werden von vier Smaragden umgeben, die ein quadratisches Kreuz bilden. (…) Es befinden sich drei große Kissen auf dem Thron, von denen das, das sich am Rücken des Herrschers befindet, richtig aufgepolstert ist, während die Kissen an seiner Seite flach sind. Außerdem gibt es ein Schwert, einen Schild, einen Bogen und einen Köcher mti Pfeilen, die am Thron angebracht sind, und wie alles anderean diesem und an allen sechs anderen Thronen sind mit Steinen verziert. Ich hab die großen Balasrubine auf dem großen Thron gezählt, und ich bin auf 108 gekommen, alle glatt geschliffen. Der leichteste von ihnen hatte 100 Karat (20 Gramm).Viele der Steine haben aber offensichtlich mindestens 200 Karat (40 Gramm). Was die angeht, so gibt es viele von sehr schöner Farbe, aber es gibt auch einige fehlerhafte. Der schwerste von ihnen mag etwa 60 Karat (12 Gramm) wiegen, der leichteste 30 Karat (6 Gramm). Ich habe 116 von ihnen gezählt, also gibt es mehr Smaragde als Rubine.

Der prachtvolle Thron ist nach der gängigen Geschichtsschreibung bei der Eroberung Delhis 1739 durch den persischen Herrscher Nâdir Schâh (st. 1747) als Kriegsbeute nach Persien verbracht. Er gilt seitdem als verschollen, und es ranken sich etlichen Legenden um den Verbleib. Der Mogulherrscher installierte eine Nachbildung anstelle des Pfauenthrons, die in den Wirren der Rebellion von 1857 und der Zerstörung des Roten Forts durch die Briten ebenfalls verloren ging.

Literatur:

Baptiste, Jean-Baptiste: Les six voyages de Jean Baptiste Tavernier, écuyer baron d’Aubonne, qu’il a fait en Turquie, en Perse, et aux Indes, pendant l’espace de quarante ans, & par toutes les routes que l’on peut tenir: accompagnez d’observations particulieres sur la qualité, la religion, le gouvernement, les coutumes & le commerce de chaque païs; avec les figures, le poids, & la valeur de monnoyes qui y ont court, Gervais Clouzier, Paris, 1676, Englische Version von Valentine Ball unter dem Titel Travels in India, London 1899. Das Kapitel über den Pfauenthron findet sich in Teil 2, Kapitel 8.

Das Beitragsbild  zeigt Schâh Dschahân auf dem Pfauenthron. Es ist Public Domain.

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