Kostprobe aus meinem E-Book über Beyhaqîs „Geschichte des Mas’ûd von Ghazna“

Heute bekommen Sie ein Häppchen aus meinem E-Book zu lesen, denn die Publikation verzögert sich noch ein bißchen, und Sie sind doch sicher schon gespannt auf den Text, oder? 😉

Wahrscheinlich wird die Publikation erst im Juni stattfinden, denn der Mai ist schon ziemlich „zugeschüttet“. Außerdem mußte ich auf zwei Bilder aus einer Originalhandschrift für das Cover warten, die ich aus Iran bekommen habe. Das hat ein bißchen gedauert, aber dafür wird das Cover umso besser. 🙂 Ich bin schon sehr gespannt darauf, was die Designerin entwirft, und halte Sie auf dem laufenden.

Die Textauszüge, die Sie hier zu lesen bekommen, sind übrigens nicht dieselben, die man später in der Vorschau sehen kann. Dort werden die ersten paar Seiten des Buches eingeblendet, hier bekommen Sie die ersten ein bis zwei Seiten der Kapitel. Ich finde, so können Sie einen besseren Eindruck vom „Gesamtkunstwerk“ bekommen. Ach ja: Wie üblich verwende ich die alte Rechtschreibung.

Und hier die Kostprobe

Die Umschrift wird wahrscheinlich nur in der PDF-Version stehen bleiben (die nenne ich auch die „Studentenausgabe“ 😉 ). Für das E-Book-Format werde ich sie wahrscheinlich noch vereinfachen. Sonst wird es kompliziert, weil man die Schriftart einbetten muß, damit alle Zeichen korrekt angezeigt werden. Und nun zum Textauszug:

Vorwort
Die Welt ist klein geworden. In wenigen Stunden kann man von einem Ende zum anderen fliegen, und täglich hören wir Nachrichten aus fernen Ländern. Aber auch in unserem Alltag leben und arbeiten viele Menschen aus allen Erdteilen unter uns. Auch sie verstehen wir oft nicht richtig.

Dieses Buch ist eine Übung im Verstehen. Es soll Ihnen Menschen aus einer anderen Kultur und einer anderen Zeit nahebringen: was sie taten und mehr noch wie sie dachten. Und wie spannend und aufregend es sein kann, sie verstehen zu lernen. Doch am Ende werden Sie sehen: so unterschiedlich wir sind, wir sind uns doch alle als Menschen sehr ähnlich.

Haben Sie Lust darauf? Sind Sie neugierig auf ferne Zeiten und fremde Kulturen? Dann kommen Sie, ich nehme Sie mit! Wohin? – Erinnern Sie sich an Afghanistan? Dahin soll es gehen. Nur hieß es damals noch nicht Afghanistan. Denn wir reisen zusammen ins 11. Jahrhundert und lernen dort einen außergewöhnlichen persischen Geschichtsschreiber kennen. Er lebte und arbeitete am Hof der Dynastie der Ġaznaviden (977-1186), die zu dieser Zeit über das heutige Afghanistan, aber auch über große Teile Irans, Teile des heutigen Turkmenistan, Tadschikistan, Pakistan und Nordindien herrschte. Der Name dieses Geschichtsschreibers ist Abo l-Fażl-e Beyhaqī, aber ich nenne ihn Bo l-Fażl. So nennt er sich in seinem Geschichtswerk nämlich selbst.

Dieses Geschichtswerk fasziniert mich schon seit achtzehn Jahren. Denn Bo l-Fażl hat sich ebenso sehr für Menschen interessiert wie ich. Deshalb stellt er uns viele seiner Zeitgenossen ausführlicher vor, als es irgendein anderer Geschichtsschreiber seiner Zeit getan hat: ihre Handlungen, ihre Aussprüche, ihre Persönlichkeit, manchmal auch ihre Beweggründe und Ziele. Bo l-Fażl erzählt uns zwar nicht alles, was wir von Geschichtswerken gern wissen möchten, denn er war ein Kind seiner Zeit – also denkbar weit von uns entfernt. Trotzdem erzählt er uns Dinge, die uns wirklich interessieren: wie die Menschen seiner Zeit dachten und fühlten, was sie antrieb und zerstörte. Denn er fand die Beobachtung anderer Menschen wichtig, um sich selbst zu verstehen. Dabei wollte er seinen Lesern helfen, indem er seine Beobachtungen über seine Mitmenschen aufschrieb. Jedenfalls sieht das einer der Forscher so (Kazemi, S. 134).

Wenn das stimmt, dann sind Bo l-Fażl und ich einer Meinung. Denn ich finde, wenn wir uns mit fremden Menschen, mit einer anderen Zeit und einer anderen Kultur befassen, lernen wir auch unsere eigene Zeit, unsere eigene Kultur und damit uns selbst besser kennen. Der Blick auf das Andere verändert auch den Blick zurück auf das Eigene. Und was ist in einer klein gewordenen Welt wichtiger als die Fähigkeit, andere Perspektiven einzunehmen und einen erweiterten Blick auf das Eigene zu bekommen? Das wollen Sie doch, nicht wahr? Mehr erfahren und Ihren Horizont erweitern?

Keine Sorge: Das werden Sie ganz sicher, wenn Sie dieses Buch lesen. Sie werden nicht nur Bo l-Fażl näher kennenlernen und erfahren, was er über seine Mitmenschen erzählt. Sie werden auch eine Geschichte lesen, die bis heute Spuren auf der Landkarte hinterlassen hat, zum Beispiel die heutige Türkei. Und Sie werden erfahren, wie Bo l-Fażl diese Geschichte erzählt. Wir werden gemeinsam darüber nachdenken, warum er sie erzählt und warum so und nicht anders. Dabei werden Sie feststellen, welche Herausforderungen die Geschichtsforschung birgt. Denn es ist nicht alles immer, wie es scheint. Leider ist Bo l-Fażls faszinierendes Werk noch längst nicht vollständig erforscht. Aber vielleicht ist das auch gut so, denn sicheres Wissen ist das Ende der Forschung. (…)

Erwähnte Literatur

Ranin Kazemi: „Morality and Idealism: Abu’ l-Fazl Bayhaqi’s Historical Thought in Tarikh-I Bayhaqi”. Elektronische MA Thesis. Ohio State University, 2005. https://etd.ohiolink.edu/. Permalink zur PDF-Datei: http://rave.ohiolink.edu/etdc/view?acc_num=osu1302803112 (zuletzt aufgerufen am 03.01.2014).


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7 Kommentare

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