Heute ist Sîzdah-be-dar

Eigentlich hatte ich ja Samstag, den 1. April 2017, ausgerechnet, weil der Jahreswechsel an Nourûz dieses Jahr am 20. März schon vor der Mittagszeit stattgefunden hat. Aber der iranische Kalender sagt tatsächlich, daß der 1. April erst der 12. Farvardîn ist (das ist der erste Monat des iranischen Jahres). Also ist Sîzdah-be-dar heute, am 2. April.

„Sîzdah-be-dar“ heißt nämlich ungefähr „der Dreizehnte (nach) draußen“. Gemeint ist, daß es sich um den 13. Farvardîn, also den 13. Tag des ersten Monats im iranischen Jahr handelt, und daß man sich an diesem Tag im Freien aufhält.

Tatsächlich gehen die Iraner am Sîzdah-be-dar in der Regel picknicken. Immerhin ist es ja Frühling, und das heißt in Iran meistens auch sonniges und bereits relativ warmes Wetter. In diesem Jahr sind wir ja auch in Deutschland mit frühlingshaften Temperaturen gesegnet und können uns diesem Brauch anschließen. (Wir machen das aber eher mit einer Radtour als mit einem Picknick.)

Zum Picknick nimmt man das sabze vom Nourûz-Haft-Sîn mit, also das Getreide, das sie vor Nourûz angepflanzt haben, um damit den traditionellen Nourûz-Tisch Haft Sîn zu schmücken. Man wirft es dann nach Möglichkeit in ein fließendes Gewässer, um es so der Natur zurückzugeben.

Dieses Jahr hat mein sabze gerade so mit Mühe bis Sîzdah-be-dar überlebt, denn ich hatte ja „geschummelt“ und Kresse ausgesät. Der Vorteil von Kresse ist: Sie wächst schnell. Sehr hilfreich, wenn man den richtigen Anpflanzzeitpunkt mal wieder verpaßt hat. Der Nachteil von Kresse ist: Sie wächst schnell. Und lebt entsprechend weniger lange.

Unser diesjähriges Haft-Sîn mit Kresse-sabze vorn in der Mitte

Natürlich habe ich meine Kresse auch anders als üblich in die Natur zurückgeführt: Ich habe sie nämlich nicht in den Neckar geworfen, sondern gegessen. 🙂

Einen Nachteil hat der Sîzdah-be-dar in Iran übrigens: Da jeder weiß, daß sich fast alle Leute außerhalb ihrer Häuser aufhalten, ist das der große Tag für Einbrecher. Die können am Sîzdah-be-dar nämlich weitgehend unbehelligt „arbeiten“.

Mit dem 13. Farvardîn enden auch die Nourûz-Feierlichkeiten, in Iran gehen die Ferien zu Ende, und der Alltag zieht langsam wieder ein. So auch bei uns: Nächste Woche wird es hier auf dem Blog um ein anderes Thema gehen.

Bildnachweis

Beitragsbild: Iraner in Holland beim Sîzdah-be-dar
Quelle: Wikimedia Commons
Urheber: PersianDutchNetwork
Lizenz: Creative Commons 3.0
unverändert übernommen

Haft-Sîn-Bild im Text: eigenes Foto

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4 Kommentare

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