In der Serie Jodha Akbar werden Jodhas (auch bekannt als Maryam uz-Zamânî) Aktivitäten im internationalen Gewürzhandel des Moghulreiches thematisiert. Akbar vertraute seiner Frau so sehr, dass er ihr in politischer und sogar in militärischer Hinsicht vertraute. So hatte Akbar Jodha die Befehlsgewalt über 12.000 Kavelleriesoldaten erteilt. Diese Anzahl von Soldaten war größer als andere Mitglieder der Hofelite befehligten.
Jodha Bais/ Maryam uz-Zamânîs Einfluss
Zudem besaß Jodha ein königliches Siegel, mit dem sie auch ohne Zustimmung Akbars einen Befehl bzw. Erlass (Perisch: nishân) unterzeichnen konnte. Mehrere dieser Erlasse sind noch heute erhalten.
Doch vor allem wurde Jodha/ Maryam uz-Zamânî dafür bekannt, dass sie den Gewürzhandel des Mogulhofes mit verschiedenen Reichen (z.B. mit dem Osmanischen Reich) bestimmte. Jodha Bai verfügte über mehrere Schiffe, mit denen sowohl Waren als auch Passagiere befördert wurden. Die meisten der Schiffe liefen die jemenitische Hafenstadt Muchâ an, die bis zum 17. Jahrhundert DAS Zentrum des Kaffeehandels in Arabien war. Von dem Namen der Stadt leitet sich im übrigen das Wort Mokka ab, obwohl der Kaffee dort nicht produziert wurde, sondern von dort in die weite Welt verschifft wurden.
Doch Mocha war nicht nur ein Zentrum des Kaffeehandels, sondern auch ein wichtiger Anlaufhafen für Pilger, die in Mekka die rituelle Pilgerfahrt des Islam (hajj) durchführen wollten. An Bord von Jodhas Schiffen befanden sich zumeist auch zahlreiche Menschen aus Indien, die die hajj oder die kleine Pilgerfahrt (‚umra) außerhalb des Pilgermonats Dhu-al-hijja.
Ein Vorfall mit den Portugiesen
Unter der Herrschaft von Akbars und Jodhas Sohn Dschahângîr (reg. 1605-1627) erregte der erfolgreiche Handel seiner Mutter die Aufmerksamkeit (und den Neid) englischer Geschäftsleute, die ebenfalls in Indien und den arabischen Ländern handelten.
Der britische Geschäftsmann und Gesandte William Finch (st. 1613) handelte selbst mit Jodha Bai und erhoffte sich den Erfolg einer Handelsmission Jodhas, bei der Indigo gehandelt werden sollte. So schrieb er (Übersetzung aus dem Englischen CP):
Die Mutter des Mogulkaisers sowie andere, die nach ihren Anweisungen und unter ihrer Ägide Handel betrieben, verfügten zu dieser Zeit über ein Schiff , das ihr (i.e. Jodha Bai, C.P) gehörte, und das für eine Handelsmission nach Mocha beladen war.
1613, also acht Jahre nach Akbars Tod, geriet das Mogulreich in Konflikt mit den Portugiesen, als portugiesische Piraten ein Handelsschiff Jodhas beschlagnahmten. Auf dem Schiff befanden sich wertvolle Güter und viele Passagiere, die nach Mekka pilgern wollten.
Das Ganze passierte, obwohl das Schiff auch portugiesische Papiere besaß, die eine sichere Fahrt garantierte. Bis 1615 machten die Portugiesen keine Anstalten, das Schiff und die Waren zurück zu geben. Dschahângîr reagierte mit Gegenmaßnahmen: Er ließ die Kirche in Agra schließen und strich den Jesuiten die Privilegien, die sie genossen hatten.Daraufhin wurde endlich eine Vereinbarung geschlossen.
Der britische Diplomat Sir Thomas Roe (st. 1644) berichtete darüber (Übersetzung aus dem Englischen von CP:)
Am 7. Juni 1615 wurde unter der Vermittlung des Jesuiten Javier, von Mukarrab Khan und Gonzalo Pinto da Fonseca ein vorläufiger Friedensvertrag geschlossen, welcher laut Vereinbarung dem Mogulherrscher und dem Vizekönig zur Ratifizierung innerhalb von fünfzig Tagen vorgelegt werden sollte. Unter anderem wurde vereinbart, dass die Engländer aus Surat vertrieben werden sollten … Die portugiesische Währung (?), die konfisziert worden war, wurde zurückgegeben, nachdem 70.000 Xerafine als Kompensation für die Handelswaren, die von den Portugiesen beschlagnahmt worden waren, abgezogen worden war. Die Portugiesen mussten ein Schiff an die Königinmutter als Ersatz für das verbrannte geben.
Das Beispiel Jodha Bais zeigt, wie einflussreich einige Frauen am Mogulhof werden konnten. Sie verfügten über eigene finanzielle Mittel, die sie unabhängig vom männlichen Einfluss einsetzten.
Insgesamt sollte die Rolle von (muslimischen) Frauen im Wirtschaftsleben sollte in jedem Falle weiterhin erforscht werden.
Literatur:
Mukherjee, Soma: Royal Mughal Ladies and their Contributions. Delhi 2001.
Das Beitragsbild ist Public Domain:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:A_princess_practices_calligraphy.jpg.
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