„Tage der Freude“ – der Meena Bazar am Mogulhof

Am Mogulhof wurden Feste und Feierlichkeiten immer besonders prunkvoll gefeiert, so z.B. Holi, Diwali oder das Islamische Neujahr Nourûz. Die Feierlichkeiten wurden am Hof sowohl von Hindus als auch Muslimen, von Männern und Frauen begangen. Feste und Feierlichkeiten brachten und bringen im Idealfall die Menschen zusammen.

Am Mogulhof gab es eine Feierlichkeit, die speziell für die Frauen des Harem angelegt war: der Meena Bazar. Das Besondere daran war, dass die Frauen des Harems sowohl Waren kauften als auch verkauften. Außerdem waren Frauen von Händlern zu diesem Anlass zugelassen. Alle Frauen mussten an diesem Tag keine Verschleierung (purdah) tragen.

Als männliche Besucher kamen lediglich der Kaiser selbst, die Prinzen sowie einige besondere ranghohe Mitglieder des Hofes in Frage. Eine weitere Besonderheit war, dass die meisten Einnahmen für wohltätige Zwecke gespendet wurden.

Es ist nicht ganz klar, welcher Mogulherrscher den Meena Bazar eingeführt hat. Eine eindeutige Humâyûn-nâma von Humâyûns Schwester Gulbadan Begum (st. 1603)  lesen wir (S. 226), dass es häufiger zu bestimmten Anlässen Bazare nur für Frauen gab. Die Stände der Bazare waren besonders geschmückt und beleuchtet, die Stoffe und Dekorationen kamen zum Teil sogar aus Europa. Die Bazare waren auch schon unter Humâyûn als „glückliche Tage“ (khush rûz) bekannt – eine Bezeichnung, die es auch später noch gab.

Unter Akbars Herrschaft schrieb der Chronist Abu l-Fazl (st. 1602) in seiner Chronik ‘Ain-i Akbarî, dass diese Art von Bazar als „Akbars Bazar“ bekannt sei. Er führte weiter aus:

Am dritten Festtag jedes Monat veranstaltete Seine Majästät eine Versammlung, um etwas über die wundervollen Dinge auf dieser Welt herauszufinden. Die Kaufleute sind bestrebt, daran teilzunehmen und die Waren kommen aus aller Welt. Die Bewohner des Harems Seiner Majestät nehmen teil, und die Frauen der Kaufleute sind ebenso eingeladen. es wird eifrig gekauft  und verkauft. Seine Majestät nutzt diese Tage, um Dinge zum Kauf auszuwählen oder die Preise festzusetzen – auf diese Weise trägt das Ereignis zu seinem Wissen bei.

Während in dieser Quelle davon die Rede ist, dass der Bazar regelmäßig jeden Monat stattfand, schildern andere Quellen, dass der Meena Bazar hauptsächlich am Persischen Neujahrfest Nourûz stattfand.

Es ist auch davon die Rede, dass der Herrscher gelegentlich ein Motto bekannt gab, unter dem der ganze Meena Bazar stattfand. Dieser wurde somit zum Wettbewerb der Damen des Harems um die Aufmerksamkeit des Herrschers.

Überhaupt schien das ja auch einer der Zwecke des Meena Bazars zu sein: die Frauen des Harems konnten sich beim Herrscher in Erinnerung bringen – und die anwesenden Prinzen und Mitglieder der Hofelite schauten nach potentiellen Kandidatinnen für ihren Harem. Eine Diskussion über Rechte der Frauen spare ich mir an dieser Stelle….

Die Literatur schildert jedoch eine besondere Begegnung im Meena Bazar des Jahres 1607: dort begegnete der junge, erst 16-jährige Prinz Khurram (der spätere Herrscher Schâh Dschahân) Arjumand Begum (später: Mumtâz Mahal, st. 1631), der Tochter eines Ministers von Dschahângîr. Das Taj Mahal sollte zum Symbol der Liebesgeschichte der beiden werden, die im Meena Bazar angefangen hatte.

Interessant ist noch eine Sache: nicht nur die muslimischen Prinzessinnen nahmen am Meena Bazar teil, auch die Frauen der Rajputen. Daher beeinflusste sich z.B. der Modegeschmack der Frauen gegenseitig:. So trugen auch die Frauen der Rajputen Kleidung, wie sie bei den Frauen der Moguln üblich waren – dies lässt sich anhand der Malerei aus dieser Zeit belegen. Der Meena Bazar war also eine wichtige soziale Institution des Mogulhofes, die auch zeigte, dass die Frauen des Harem über eine eigene wirtschaftliche Macht verfügten. Weitere Forschungen zu diesem Thema sind allerdings notwendig.

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Ein Überblick über unsere Beiträge zur Mogulgeschichte

Das Beitragsbild zeigt ein weibliches Mitglied der Elite am Mogulhof (17. Jh.). Es unterliegt der Wikimedia Commons License.

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