Eben erst habe ich festgestellt, daß die automatische Publikation meines Blogbeitrags zum Zwischenstand der Titelumfrage am letzten Sonntag nicht funktioniert hat. Ich habe ihn daher eben schnell publiziert. Die Panne tut mir natürlich leid. Dafür bekommen Sie aber dieses Wochenende gleich zwei Beiträge auf einmal zu lesen – und das auch schon am Freitag. 🙂
Daran, daß ich diesen Fehler jetzt erst bemerkt habe, können Sie übrigens erkennen, daß ich zur Zeit eine Menge um die Ohren habe. Deshalb bin ich dieses Jahr noch nicht einmal dazu gekommen, Nourûz – das iranische Neujahrsfest – ordentlich vorzubereiten. Trotzdem sollen Sie natürlich heute zum Jahreswechsel (tahvîl-e sâl) zumindest wieder einen kleinen Einblick in die Nourûz-Bräuche bekommen.
Da ich selbst dieses Jahr nicht zum Vorbereiten gekommen bin, zeige ich Ihnen hier unser diesjähriges „virtuelles“ Haft-Sîn. 😉
Dieses Foto habe ich ebenso wie das Beitragsbild kürzlich aus Iran bekommen. Weil ich dieses Jahr vor Nourûz nicht regelmäßig zuhause war und deshalb kein sabze heranziehen konnte, muß uns das Foto ausnahmsweise das echte Haft-Sîn ersetzen. Aber das abgebildete Haft-Sîn ist so schön, daß es mich auch als bloßes Bild in Stimmung bringt. 🙂 Vielleicht wirkt es bei Ihnen ja auch so.
Natürlich habe ich heute nicht nur Bilder für Sie, sondern wie üblich auch einen Text. Der folgende Auszug stammt aus dem „Nourûz-Nâme“. Man hat das Werk lange Zeit Omar Khayyam (ca. 1048-1131) zugeschrieben, aber spätere Forschung hat ergeben, daß es wahrscheinlich nicht von ihm stammt.
Omar Khayyam ist heute vor allem für die ihm zugeschriebenen Vierzeiler bekannt, war aber vor allem Mathematiker und Philosoph. Unter dem Seldschukensultan Malek-Schâh (mehr über ihn hier) wirkte er an der Reform des iranischen Sonnenkalenders mit. Dieser Kalender ist genauer als unserer und liegt dem modernen iranischen Kalender zugrunde.
Wie der Hohepriester zu Nourûz vor den König trat und ihm Geschenke überreichte
Doch über Khayyam erfahren Sie ein anderes Mal mehr. Heute schauen wir uns an, wie die alten Perserkönige das Nourûzfest begannen:
Der Brauch der Perserkönige seit den Zeiten des Key-Chosrou bis zur Zeit des Yazdedscherd-e Schahriyâr, welcher der letzte König der Perser war, war folgendermaßen: Am Nourûz-Tag trat als erster der Môbed-e Môbedân (d.i. der zoroastrische Hohepriester, SK) vor den König mit einem goldenen Becher voll Wein und einem Ring, mit Münzen alter königlicher Prägung (chosrovânî) und einem Strauß grüner Getreidesprossen, mit einem Schwert und Pfeil und Bogen, mit Tintenfaß und Schreibrohr, mit einem Esel und einem Falken und einem schönen Jüngling und lobpries und segnete den König in persischer Sprache und mit den damals üblichen Wendungen. Wenn der Môbed-e Môbedân die Lobpreisungen beendet hatte, dann traten die Mächtigen des Reiches ein und erwiesen ihre Reverenz.
Um diesen Absatz lesbarer zu gestalten, habe ich ein paar Kleinigkeiten frei übersetzt. Môbed-e Môbedân müßte man eigentlich als „Môbed der Môbeds“ oder „Ober-Môbed“ übersetzen, aber da es ein feststehender Titel ist, habe ich es so gelassen. Ein paar zusätzliche Informationen zum „Môbed“ finden Sie im verlinkten Wikipedia-Artikel. Dort sehen Sie auch, daß es im Mittelpersischen noch Môbedân-Môbed hieß. Das „Nourûz-Nâme“ ist dagegen schon in (klassischem) Neupersisch verfaßt.
Wenn Sie ausführlichere Informationen über Nourûz suchen, dann schauen Sie doch mal in meine Nourûz-Miniserie vom letzten Jahr: Hier geht es zur ersten Folge.
Und hier ist der Countdown-Zähler für heute nacht: http://www.taghvim.com/norooz.html.
Also dann, für alle, die feiern: Ein gutes neues Jahr! Sâl-e nou mobârak!
سال نو مبارک
Quelle
Nourûz-Nâme. ‚Omar b. Ebrâhîm-e Khayyâm-e Nîschâbûrî zugeschrieben. Hrsg. v. ‚Alî Hasûrî. (Zabân va farhang-e Îrân, 86). 2. verbesserte Auflage. Tehrân: Tahûrî, 2537 sch.sch./1357 sch./1978. S. 27.
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