Interkulturell: Schuhe sind unrein!

Am 3. Oktober 2016 findet wieder der „Tag der Offenen Moschee“ statt, an dem zahlreiche Moscheen in Deutschland ihre Türen für Besucher öffnen. In den letzten Jahren haben durchschnittlich mehr als 100.000 Besucher bundesweit die Gelegenheit genutzt, sich muslimische Gebetshäuser anzuschauen und über den Islam zu informieren.

Ich habe schon häufig mit Teilnehmern meiner Veranstaltungen Moscheen besichtigt. Häufig sind Teilnehmer verunsichert, wie sie sich in der Moschee verhalten sollen und was man auf keinen Fall tun darf. Die wichtigste Regelung lautet: Die Schuhe bleiben vor der Moschee bzw. im Vorraum der Moschee stehen! In islamischen Ländern gibt es vor Moscheen häufig einen „Schuhwächter“, der aufpasst, dass keine Schuhe verschwinden.

Die Unreinheit von Schuhen ist darauf zurückzuführen, dass Schuhe den Staub und Schmutz berühren.  In der islamischen Welt stellt man aus demselben Grund auch keine wertvollen Dinge oder Geschenke auf den Boden und vermeidet überhaupt den „Bodenkontakt.“ Dass diese Unreinheit nicht  alleine auf islamischen Vorstellungen beruht, sieht man daran, dass beispielsweise Hindus ebenfalls ihre Schuhe vor dem Tempel ausziehen.

In der islamischen Welt sowie in Indien ist es üblich, auch  Privaträume oder viele Büros  nur ohne Schuhe zu betreten – dieses kenne ich allerdings auch noch von eingen meiner deutschen, nicht islamischen Freunde.

Doch zurück zu den Schuhen. Zeigen Sie in der arabisch-islamisch geprägten Kultur auch niemals mit den Schuhsohlen auf jemanden, das gilt als Beleidigung. Zwei Vorfälle aus dem Irak zeigen den Zusammenhang zwischen Schuhen, Unreinheit und Beleidigung.

2003 wurde in Bagdad die Statue von Saddam Hussein gestürzt. Aufgebrachte Iraker, die unter dem Regime Husseins zu leiden hatten, bewarfen die Statue mit ihren Schuhen. International besonders bekannt wurde der irakische Journalist Muntazer al-Zaidi im Jahr 2008, als er bei einer Pressekonferenz Schuhe auf George W. Bush  warf –  mit den Worten: „Das ist ein Abschiedskuss, du Hund. Dies ist von den Witwen, Waisen und allen, die im Irak getötet worden sind.“

In der arabischen Welt wurde diese Tat als genau das verstanden, als was sie gemeint war: als Beleidigung. Al-Zaidi musste eine Haftstrafe verbüßen – in Tikrit wurde ihm allerdings eine Statue als Denkmal gewidmet – es handelt sich um einen kupfernen Schuh!

Sollten Sie also am 3. Oktober eine Moschee besichtigen, lassen Sie ihre Schuhe draußen. Wenn Sie sich in der Moschee hinsetzen, zeigen Sie auch nicht direkt mit den Fußsohlen auf andere Besucher. Sollten Sie die Schuhe in der Hand tragen wollen, legen Sie die Schuhsohlen aufeinander!  Und noch etwas: achten Sie auf den Zustand Ihrer Strümpfe! Löcherige und schmutzige Socken können hier peinlich werden!

Wenn Sie  also – egal wo – eine Moschee besuchen, wünsche ich Ihnen eine interessante und informative Zeit und einen guten Austausch!

Ihre Claudia  Preckel

 

Dr. Claudia Preckel ist seit 2005 als Freiberufliche Interkulturelle Trainerin tätig. EMail: claudia.preckel@islam-consult.de / clpreckel1969@gmail.com

 

Beitragsbild:

„Shoes outside a mosque“ (Zanzibar)This file is licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International license.

 

 

 

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