Kürzlich habe ich einen Blogpost über iranische Filme reblogged. Dabei ging es um ein recht bekanntes Phänomen: künstlerisch anspruchsvolle iranische Kinofilme, die häufig mit internationalen Preisen ausgezeichnet werden und daher viel Aufmerksamkeit auf sich lenken. Zu diesen Filmen gibt es auch deutsche Synchronfassungen, die in Programmkinos laufen und im Fernsehen ausgestrahlt werden.
Keine Frage: Diese Filme sind interessant, gerade weil sie meist das alltägliche Leben in Iran zum Thema haben und die damit verbundenen Probleme darstellen. Dadurch sind manche dieser Filme aber auch bedrückend. Ich persönlich schaue sie mir zwar gelegentlich, aber nicht allzu häufig an. Das liegt vielleicht daran, daß ich Filme vor allem zur Unterhaltung und Entspannung nutze. Anregende Ideen und Denkanstöße gefallen mir zwar, sollten aber nicht den hauptsächlichen Reiz des Filmes ausmachen. Aber das ist Geschmackssache.
Allerdings gibt es neben dieser hohen Kunst des iranischen Kinos noch eine ganz andere Kategorie von Filmen, die hierzulande kaum jemand kennt. Das dürfte vor allem daran liegen, daß sie nicht synchronisiert werden und meist auch keine Untertitel enthalten. Wer also kein Persisch versteht, wird sie sich kaum anschauen.
Ich dagegen profitiere genau von diesen Filmen am meisten, weil sie neben der Unterhaltung die Möglichkeit bieten, locker meine Sprachkenntnisse zu trainieren. Das wirkt sich vor allem positiv auf das Hörverstehen und auf die Fähigkeit aus, alltägliche Wendungen ohne viel Nachdenken richtig zu gebrauchen.
Diese Unterhaltungsfilme sind häufig als Komödien angelegt, enthalten aber auch Themen wie typische Generationenkonflikte. Dabei geht es zum Beispiel um die Partnerwahl oder das Eheleben. Auch die Liebe ist ein wichtiges Thema. Die besseren Filme kombinieren dramatische und komische Elemente zu einer ausgewogenen Mischung und regen zum Denken an. Zu ihnen gehören die beiden obersten Filme auf dem Bild (erster und zweiter von rechts).
Viele Komödien sind allerdings reine Konsumware und reizen alle Möglichkeiten der Situationskomik bis über die Grenze der Albernheit hinaus aus. Aber das ist vielleicht auch Geschmackssache. Gemeinsam ist all diesen Filmen, daß sie unterhalten wollen.
Mit der Zeit lernt man auch die Gesichter der Schauspieler kennen, denn viele von ihnen begegnen einem immer wieder. Das ist ähnlich wie bei deutschen Fernsehfilmen. Auf den oben abgebildeten DVD-Covers sind zwei der wiederkehrenden Schauspieler zu sehen: Mohammad-Rezâ Scharîfî-Niyâ (mit dem Bart, spielt meistens komische Rollen) und Mohammad-Rezâ Golzâr (der junge Mann auf dem zweiten Cover von rechts).
Früher gab es fast nur Video-CDs zu kaufen – zu lächerlich günstigen Preisen. Allerdings war die Bild- und Tonqualität auch sehr mäßig. Mit den neuen hochauflösenden Flachbildschirmen macht es keinen Spaß mehr, sich diese Filme anzuschauen, obwohl einige schöne in meiner Sammlung sind.
Mittlerweile bekommt man aber fast alles auch als kostspieligere DVD zu kaufen. Blu-Rays habe ich letzten Herbst dagegen nicht gesichtet, und auch die DVDs sind noch nicht auf der Höhe der Zeit angekommen. Aber sie sind immerhin ein Fortschritt.
Ein sehr bekannter Schauspieler und Regisseur ist Mehrân Modîrî. Seine Serien sind in der Regel Komödien mit mehr oder weniger stark ausgeprägter satirischer Note. So auch „Der Mann mit den tausend Gesichtern“ (s. Cover oben). Diese Serien sind allerdings meist nur als Video-CDs erhältlich.
Leider haben sie noch einen Nachteil, der auch bei historischen und religiösen Serien aufällt: das Thema wird zu Tode geritten. So ist es keine Seltenheit, wenn ein Plott, der vielleicht für vier oder fünf einstündige Folgen ausreicht, auf zwanzig oder sogar fünfzig Folgen ausgewalzt wird. Das geht natürlich nur mit zahlreichen Wiederholungen von Situationen und Gags oder großen Längen in den einzelnen Szenen.
Weniger bekannt dürfte dagegen sein, daß auch synchronisierte ausländische Filme frei verkäuflich angeboten werden, darunter amerikanische Action-Thriller, Historien- und Bollywoodfilme. Ich habe bisher kaum direkte Vergleiche zu den Originalen angestellt, aber die persischen Versionen sind in der Regel kürzer und daher vermutlich „bereinigt“. Hier zwei Bollywood-Beispiele mit Amitabh Bachchan und Shahrukh Khan:
Alles in allem ist also auch der Markt an Unterhaltungsfilmen beachtlich und sehr interessant – zumal das die Filme sein dürften, die in Iran massenhaft konsumiert werden, nicht nur als Kaufvideos, sondern auch im Kino und Fernsehen. Dort laufen auf häufig genutzten Satellitensendern übrigens auch eine Reihe teils recht niveauloser, aber sehr beliebter Synchronfassungen türkischer Endlos-Seifenopern.
Wirklich gern gesehen habe ich nur „Harîm-e Soltân“ über die Intrigen im Harem des osmanischen Sultans Süleyman des Prächtigen (reg. 1520-1566) und rund um seine berüchtigte Favoritin Hürrem Sultan. Diese Serie ist recht aufwendig hergestellt, hat eine ausgezeichnete Bildqualität und ist sehr unterhaltsam.
Finde ich jedenfalls, aber auch das mag Geschmackssache sein. Ich jedenfalls mag Historienfilme und Geschichten, die man über mehrere Generationen verfolgen kann, und diese Serie bietet beides. Allerdings habe ich sie nicht zwei Jahre lang dreimal wöchentlich verfolgt. Vielleicht wäre es mir dann doch zuviel geworden. 😉
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