Endlich bin ich zurück aus den Weihnachts- und Neujahrsferien und habe auch meine erste – sehr konzentrierte – Arbeitswoche „danach“ hinter mich gebracht! Und damit Sie sehen, daß ich die Pause auch zum Nachdenken genutzt habe, möchte ich Ihnen heute ein paar meiner Überlegungen für das Jahr 2015 vorstellen.
Ursprünglich hatte ich ja vor, im ersten „richtigen“ Blogbeitrag des Jahres gleich mit Ihnen in die Wüste zu fahren. Aber es wäre doch schade gewesen, diese Gelegenheit zum Rück- und Ausblick auf das vergangene und das neu begonnene Jahr ungenutzt vorbeiziehen zu lassen.
Rückblick auf das vergangene Jahr und Dank
Zunächst einmal möchte ich mich herzlich bei meinen treuen Lesern und Kommentatoren für ihr regelmäßiges Engagement im vergangenen Jahr bedanken: Es hat mich sehr motiviert, immer wieder Rückmeldungen zu bekommen, wenn ein Beitrag interessant, lehrreich oder amüsant zu lesen war! 🙂 Solche Hinweise helfen mir auch, die Neigungen meiner Leser besser kennenzulernen, und es ist keineswegs selbstverständlich, daß sich Leser die Zeit zum Kommentieren nehmen. Ganz besonders freue ich mich darüber, von anderen WordPress-Bloggern gelesen zu werden und Kommentare zu bekommen, obwohl ich es in den letzten Monaten kaum einmal geschafft habe, ihre eigenen Blogs zu besuchen oder gar Kommentare zu hinterlassen. Daher: Dankeschön! 🙂
Vermutlich liegt es unter anderem an meinen sehr begrenzten Aktivitäten und den auch sonst kaum vorhandenen Werbemaßnahmen für meinen Blog, daß der Kreis meiner Leser noch recht überschaubar ist. An meinen hochspannenden Themen kann es ja kaum liegen. 😉 Aber im Ernst: Ich schätze vor allem die kleine Gruppe der regelmäßigen Leser sehr – die stillen ebenso wie die kommunikativen. Im zweiten Halbjahr 2014 haben sich die Klicks und die Besucherzahlen auch sehr erfreulich entwickelt. Ob das wohl an meiner Nezâm-ol-Molk-Serie oder an der Reisebericht-Serie lag? Vielleicht starte ich ja demnächst noch einmal eine Umfrage dazu.
Wenn wir schon beim Thema sind: Auch den Teilnehmern an meiner Umfrage zum Thema „Zwischenüberschriften“ danke ich vielmals für ihr Feedback! Das Ergebnis bestätigt bisher meine eigene Wahrnehmung. Vielleicht kann ich in den nächsten Wochen noch ein paar zusätzliche Teilnehmer für die Umfrage gewinnen, damit ich ein breiteres Meinungsbild bekomme.
Selbstverständlich darf ich an dieser Stelle auch meine lieben Kolleginnen und Gastbeiträgerinnen Claudia Preckel und Kira Schmidt Stiedenroth nicht vergessen, die ich im Jahr 2014 für je einen Beitrag gewinnen konnte und die den Blog um die originellen Themen „Hunde im Islam“ und „Zugfahren in Mumbai“ bereichert haben. Vielen Dank Euch beiden! Ich hoffe, wir können diese Zusammenarbeit auch im Jahr 2015 fortsetzen!
Ausblick auf das Jahr 2015
In diesem Jahr geht meine Nezâm-ol-Molk-Serie zu Ende – die letzte Folge erscheint voraussichtlich in zwei Wochen. Das stimmt mich zwar ein bißchen wehmütig, schafft aber auch Raum für neue Themen.
So habe ich einen Hinweis bekommen, daß ein Beitrag zu DEM persischen Ghazal-Dichter Hafez (Hafis) erwünscht wäre. Deshalb werde ich mich in diesem Jahr auch dem einen oder anderen Dichter widmen, obwohl ich auf diesem Gebiet keine eigenen Forschungen vorzuweisen habe. Den Hafez-Beitrag würde ich allerdings gern an einen kompetenten Gastautor vergeben, mit dem ich noch verhandle. Außerdem möchte ich mich Omar Khayyam und eventuell dem weniger bekannten Dschâmî zuwenden.
Trotzdem bleibe ich natürlich auch meinen bisherigen Themen treu. Zum Thema Geschichte arbeite ich an einer kleinen Überraschung für Sie, die wahrscheinlich im Februar oder März fertig wird. Möglicherweise ergibt sich daraus sogar eine neue Serie. Für eine Ausweitung der historischen Themen in die vorislamische Zeit hinein versuche ich einen weiteren Gastautor zu gewinnen. Allerdings ist noch nicht klar, ob das gelingen wird.
Aus dem Bereich Humor möchte ich Ihnen in diesem Jahr verstärkt ‚Obeyd-e Zâkânî vorstellen, aber auch Safîs Sammlung und andere Texte werden wieder zu Wort kommen. Am liebsten würde ich zusätzlich eine Rubrik „Witz der Woche“ einrichten, um Ihnen in der Wochenmitte etwas zum Lachen zu bieten. Allerdings ist es gar nicht so einfach, genügend Witze zu finden, die gleichzeitig amüsant sind und keinen ausführlichen Kommentar erfordern. Aber vielleicht reicht es in diesem Jahr wenigstens für einen „Witz des Monats“.
Natürlich will ich auch weiterhin über Medizin – insbesondere über Geschlechter und Geschlechtsverkehr – schreiben, denn das ist ja mein aktuelles Forschungsthema. Leider bringt genau das aber gewisse Einschränkungen mit sich, denn ich sollte keine unpublizierten Forschungsergebnisse verwerten. Auch so sollten sich aber genügend interessante und kuriose Themen für kurze Blogbeiträge finden lassen.
Und ein wenig kürzer möchte ich mich in diesem Jahr tatsächlich fassen. An mir selbst beobachte ich nämlich, daß man bei chronischer Zeitnot ab einer gewissen Beitragslänge erstmal weitersurft und sich den Beitrag für spätere Lektüre vormerkt – nur daß „später“ in der Regel soviel bedeutet wie „nie“. Irgendwo habe ich gelesen, zwischen 500 und 1000 Wörter pro Beitrag seien ideal, und die 1000-Wörter-Marke überschreite ich ja mit schöner Regelmäßigkeit. Außerdem bin ich in der ersten Jahreshälfte anderweitig stark ausgelastet und werde mir nicht immer soviel Zeit pro Beitrag nehmen können wie bisher. Dafür kann ich vielleicht in der zweiten Jahreshälfte produktiver werden. All das läßt sich im Moment aber noch schwer einschätzen.
Schließlich möchte ich ein wenig am Layout arbeiten und die Menüs verbessern. Wenn Sie dazu Vorschläge haben, lassen Sie es mich wissen! Ich denke auch schon seit längerer Zeit darüber nach, das Theme zu ändern. Mir gefällt das aktuelle Theme zwar optisch sehr gut, aber ich finde die Widgets am unteren Ende der Seite unpraktisch. Wenn die Links zu älteren Beiträgen, der Archivzugriff und anderes in einer Seitenleiste angezeigt würden, wäre das sicher viel benutzerfreundlicher. Was meinen Sie?
Wenn Sie weitere Themenwünsche oder andere Vorschläge für Gestaltung und Inhalte des Blogs im Jahr 2015 haben, dann hinterlassen Sie doch einfach einen Kommentar oder kontaktieren Sie mich über Mail oder Kontaktformular!
Und weil ich zwischen Weihnachten und Neujahr doch nicht dazu gekommen bin, einen neuen Witz zum besten zu geben, folgt jetzt:
Noch ’n Witz
Eigentlich handelt es sich weniger um einen Witz als um eine Anekdote, die übrigens nicht historisch verbürgt ist. Die Hauptfigur ist Ibn Sînâ, besser bekannt unter der lateinischen Namensform Avicenna (st. 1037). Und weil Avicenna vor allem als Verfasser einer umfangreichen medizinischen Enzyklopädie berühmt ist, schlägt die Anekdote auch gleich einen Bogen zum Thema Medizin. Ich habe sie der besseren Lesbarkeit halber stellenweise leicht umformuliert:
Als Abû ‚Alî-ye Sînâ (d.h.: Avicenna, SK) vor ‚Alâ‘ od-Doule aus Hamadân floh und sich nach Bagdad wandte, hatte, als er in Bagdad ankam, ein Bürschchen am Dâr asch-Schâtibiyya eine Menschenmenge um sich versammelt und verkaufte Arzneien und behauptete, Arzt zu sein. Nach einiger Zeit kam eine Frau mit dem Urin eines Kranken in einem Glas. Der vorgebliche Arzt sah sich den Urin an und fragte dann: „Bist du eine Dienerin des Kranken?“ Darauf die Frau: „Ja.“ Er fragte: „Ist der Kranke Jude?“ Sie: „Ja.“ Er: „Liegt sein Haus im Osten?“ Sie: „Ja.“ Er: „Hat er gestern Joghurt gegessen?“ Sie: „Ja.“ Die Leute waren erstaunt über sein Wissen, und Abû ‚Alî war verblüfft. Er wartete, bis der Mann mit seiner Arbeit fertig war, ging dann zu ihm hin und fragte: „Woher wußtest du das alles?“ Der Mann antwortete: „Daher, woher ich auch weiß, daß du Abû ‚Alî bist.“ Als Abû ‚Alî auf einer Erklärung bestand, sagte der andere schließlich: „Als diese Frau mir das Uringlas zeigte, sah ich auf ihrem Ärmel das Erkennungszeichen und wußte daher, daß sie Jüdin ist. Da ihre Kleidung abgetragen war, wußte ich, daß sie jemandes Dienerin ist, und weil Juden nicht Muslimen dienen, wußte ich, daß sie die Dienerin eines Juden sein muß. Auf ihrer Kleidung sah ich einen Joghurtfleck, daher wußte ich, daß sie in diesem Haus Joghurt gegessen und wahrscheinlich dem Kranken auch etwas davon gegeben hatten. Und weil die Häuser der Juden im Osten liegen, wußte ich, daß das Haus des Kranken auch dort liegt.“ Darauf sagte Abû ‚Alî: „Soweit ist die Sache klar geworden, aber wie hast du mich erkannt?“ Antwort: „Es kam die Nachricht, daß Abû ‚Alî vor ‚Alâ‘ od-Doule geflohen sei, da wußte ich, daß er hierher kommen würde. Und ich wußte, daß außer dir niemand das Spiel durchschauen würde, das ich getrieben habe.“ (Zâkânî, S. 286, Nr. 73)
Historisch richtig ist die Anekdote schon deshalb nicht, weil der Kâkûyide ‚Alâ‘ od-Doule einer der Herrscher war, vor denen Avicenna NICHT geflohen ist. Und falls Sie den Wikipedia-Artikel zu den Kâkûyiden gelesen haben, dürfte Ihnen auch aufgefallen sein, daß es zu dieser Zeit keineswegs wie in der „Medicus“-Verfilmung die Seldschuken waren, die Esfahan erobert haben, sondern die Ghaznaviden. Doch das ist ein eigenes Thema. Dabei fällt mir ein, daß auch eine Besprechung des „Medicus“-Films immer noch auf meiner Liste für zukünftige Blogbeiträge steht – selbstverständlich schweben mir dabei allerlei Mäkeleien an dergleichen anachronistischen Fehltritten vor. 😉 (Im zugehörigen Wikipedia-Artikel finden Sie unter „Fakten und Fiktion“ schon einen kleinen Vorgeschmack aus anderer Feder.) Nur muß ich mir dazu den Film erst noch einmal in Ruhe anschauen…
Und da ich auch mit diesem Beitrag gleich wieder mein neues selbst gesetztes 1000-Wörter-Maximum bei weitem gesprengt habe, höre ich hier auf und freue mich darauf, Sie kommende Woche in die Kavîr zu entführen. Bis dahin wünsche ich Ihnen weiterhin einen guten Jahresanfang!
Quellen
Zâkânî, Nezâm od-Dîn ‘Obeydollâh: Kolliyât-e ‘Obeyd-e Zâkânî/Collected Works. Ed. by Mohammad-Ja’far Mahjoub. New York: Bibliotheca Persica Press, 1999 (Madschmû’e-ye Motûn-e Fârsî; Selsele-ye Nou, Schomâre-ye 2/Persian Text Series; New Series, no. 2).
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