Heute noch einmal ein rebloggter Beitrag, bevor ich Ihnen dann hoffentlich neue eigene Inhalte vorzustellen habe.
Ich dachte, wie machen es dieses Mal ausnahmsweise etwas politischer und kontroverser und schauen uns eine Rezension zu Betty Mahmoodys unsäglichem Buch “Nicht ohne meine Tochter” an. Es gäbe dazu natürlich vieles zu sagen.
Ich möchte mich hier aber auf die Anmerkung beschränken, daß dieses Machwerk (das Buch, nicht die Rezension) schon durch innere Widersprüche zeigt, in welchem Geiste und zu welchem Zwecke es verfaßt worden ist.
Beispiel: An einer Stelle wird erwähnt, daß aufgrund der täglichen Morgendusche bei den Verwandten des Ehemannes in Iran der Eindruck entsteht, daß das Paar in der Nacht Verkehr hatte (weil das für Muslime nämlich das Erfordernis einer rituellen Ganzkörperwaschung nach sich zieht). An anderer Stelle heißt es dann (ich glaube, im Zusammenhang mit dem Nourûz-Fest): “Einmal im Jahr nimmt jeder Iraner ein Bad.”
Aber es gibt auch Kollegen, die sich ausführlicher mit dem Buch befaßt und es unter verschiedenen Aspekten analysiert haben mit dem Ergebnis, daß es eine sehr gezielt (und tendenziös) mit allerhand rhetorischen Mitteln gestaltete Geschichte ist – dadurch natürlich gut zu lesen, aber dummerweise ist nicht mehr erkennbar, was sich denn nun tatsächlich wie zugetragen hat. Schade eigentlich, daß sich dieser “Erfahrungsbericht” selbst so diskreditiert.
Auch das Selbstbild der Amerikanerin als Angehörige einer “friedliebenden Nation”, die nicht verstehen kann, wieso die Iraner so versessen sind, Krieg zu führen (!), hat vor dem Hintergrund heutiger Erfahrungen fast schon komischen Charakter.
Nicht zu vergessen, daß die “Autorin” (sie hat das meines Wissens nicht selbst geschrieben) sich zu Beginn des Buches auffällig hartnäckig weigert, zur Kenntnis zu nehmen, daß sie mit einem Mann aus einer anderen Kultur verheiratet ist. (Wer auch nur die geringste Erfahrung mit interkulturellen Beziehungen hat, schlägt schon an diesen Stellen die Hände über dem Kopf zusammen und weiß, daß das selbst unter besten Umständen auf Dauer wohl nicht gutgehen wird.) Das berechtigt den Ehemann natürlich nicht, seine Frau gegen ihren Willen in seiner Heimat festzuhalten. Aber wer weiß schon, was damals wirklich vorgefallen und wie die ganze Geschichte abgelaufen ist?
Kurz gesagt: Ich finde diese Rezension insgesamt noch zu positiv und unkritisch, aber für jemanden, der möglicherweise nie in Iran war und vielleicht keine tieferen Einblicke in die Kultur hat und auch keine literaturwissenschaftliche Analyse durchführen konnte, ist sie beachtlich ausgewogen.
Lassen Sie mich wissen, was Sie davon halten und ob Sie mehr zu diesem zugegebenermaßen schon etwas abgestandenen und womöglich nicht mehr relevanten Thema lesen möchten.
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