“Holi Hai” – Das “Festival der Farben” am Hof der Moguln

Morgen (13.3.2017) wird in Indien wieder HOLI gefeiert! Aus diesem Grund re-blogge ich meinen Holi-Artikel aus dem letzten Jahr!  In diesem Sinne – Holi Hai!

Wegen der Festtagsdichte etwas verspätet, erfahren Sie nun endlich auch mehr über Holi bei den Moguln:

“Holi hai” – “Es ist Holi!” – schallte es am 23. März 2016 wieder durch die Straßen Indiens. Das “Festival der Farben” zum Ende des Winters wird mit Feuern, Feuerwerk und Musik auf den Straßen gefeiert – vor allem aber damit, dass man sich gegenseitig mit gefärbtem Wasser und Farbpulver bespritzt beziehungsweise bewirft.

Holi ist eines der ältesten hinduistischen Feste, und es symbolisiert die ewige Liebe der Hindu-Gottheiten Radha und Krishna.

Auf den ersten Blick erscheint es deshalb erstaunlich, dass auch die Mogulherrscher das Holi-Festival ausgiebig feierten. Einer der Gründe war sicherlich, dass viele der Frauen des königlichen Harems (zanâne) Hindus waren. Sie praktizierten weiterhin ihre Bräuche, religiösen Zeremonien und Festivitäten.

Dieses schien auch für die Herrscher selbst kein Problem darzustellen. Unter dem Herrscher Schâh Dschahân (reg. 1627-1658) war das Holi-Festival weithin als Âb-pâschî (“das Besprenkeln mit Wasser”) oder sogar als ‘Eyd-e golâbî (“das pinkfarbene Festival”) bekannt.

Vor allem aber vom Herrscher Dschahângîr (reg. 1605-1627) ist überliefert, dass er Holi ausgiebig feierte.

Lucknow, Uttar Pradesh, India, um 1800, public domain, Quelle: Wikimedia Commons

Lucknow, Uttar Pradesh, India, um 1800, public domain, Quelle: Wikimedia Commons

Von einem unbekannten Maler aus Lucknow ist eine Miniatur erhalten, die allerdings erst lange nach Dschahângîrs Tod, wahrscheinlich um 1800, entstand. Dieses Bild zeigt Dschahângîr, der mit den Frauen des Harems offensichtlich sehr ausgelassen Holi feiert.

Dasselbe Motiv – “Dschahângîr, der mit den Frauen seines Harems Âb-pâschî feiert”, ist eines der bedeutendsten Gemälde des Malers Govardhan, der als Hofmaler schon unter Akbar und Schâh Dschahân tätig war.

Das Bild stammt etwa aus dem Jahr 1635. Es zeigt die Frauen des Harem, die den Herrscher zu seinem Bett geleiten. Das Bild befindet sich in der Chester Beatty Library in Dublin.

Doch auch in seinen Memoiren, dem Dschahângîr-nâme, beschrieb der Herrscher selbst die Feierlichkeiten von Holi:

… das sie (die Hindus, C.P.) für den letzten Tag des Jahres halten. Am Vorabend dieses Tages entzünden sie Feuer in allen Gassen und Straßen. Bei Tagesanbruch besprenkeln sie gegenseitig ihre Köpfe und Gesichter mit (Farb-)Pulver und erzeugen dabei einen gewaltigen Tumult. Danach waschen sie sich, legen ihre Kleidung an und gehen hinaus in die Gärten und Felder.

Da es bei den Hindus ein feststehender Brauch ist, ihre Toten zu verbrennen, ist das Entzünden von Feuern in der letzten Nacht des Jahres eine Metapher für das Verbrennen des alten Jahres – als ob es sich um einen toten Körper handelte.

In diesem Zusammenhang ist es auch zu verstehen, dass der Herrscher auf dem Bild von Govardhan mit einem Licht- oder Feuerpfeil in der Hand zu sehen ist. Dschahângîr als (weisem) Herrscher sind die “zyklischen Dimensionen der Zeit” bekannt, die die kosmologische Basis dieser Rituale bilden – und in die er auch selber eingebunden ist.

Mughal_Persophonie.jpg

Das Bild zeigt eine Szene am Hofe, es handelt sich um das Foto einer Miniatur, die ich im März 2017 in Delhi gekauft habe (Schule von Bikaner)

Auch unter Dschahângîrs Nachfolger Aurangzêb ‘Âlamgîr (reg. 1658-1707) wurden zunächst hinduistische Feste wie Holi und das Lichterfest Diwali gefeiert.

Doch in den späteren Jahren seiner Regierung erließ der Herrscher einen Befehl, das “Singen obszöner Lieder während der Holi-Feiern zu unterlassen”, dann sollen die Feiern selbst verboten worden sein. Inwieweit sich diese Verbote überhaupt durchsetzen ließen, ist bisher nicht in den Quellen belegt.

Literatur

Conermann, Stephan: Das Mogulreich: Geschichte und Kultur des muslimischen Indien. München: Beck, 2006.

Moin, A. Afzar: The Millenial Sovereign: Sacred Kingship and Sainthood in Islam. New York: Columbia University Press, 2012, S. 200.

Thackston, Wheeler M. (transl.): The Jahangirnama: Memoirs of Jahangir, Emperor of India. New York: Oxford University Press, 1999, S. 146.

Dr. Claudia Preckel ist Islamwissenschaftlerin an der Ruhr-Universität Bochum und zu erreichen unter: claudia.preckel@rub.de.

6 Kommentare

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